Robert Julius Wilhelm Gradmann

Daten und Fakten 
Geboren18.07.1865 in Lauffen am Neckar
Gestorben16.09.1950 in Sindelfingen
WirkungsstätteForchtenberg
TätigkeitsfeldBotanik
LeistungEntwicklung der "Steppenheidetheorie"
Robert Gradmann

Robert Gradmann (Bild: Reinhold Julius Hartmann (Bearb.): Stammbuch des Königs: Festgabe zu 75jährigen Jubiläum der Tübinger Königs-Gesellschaft 1838–1913. Kohlhammer, Stuttgart 1913, S. 253.)

Robert Julius Wilhelm Gradmann war ein Pfarrer, Geograph, Botaniker und Landeskundler. Er war ein Sohn des Kaufmanns Gustav Adolf Gradmann und dessen Base Pauline Hörlin, er hatte drei Geschwister. Die Familie zog nach Stuttgart, wo er das Dillmann-Realgymnasium in Stuttgart besuchte. Er bestand das Landexamen und wurde 1879 Schüler im Evangelischen Seminar Maulbronn, doch statt nach zwei Jahren die Ausbildung planmäßig in Blaubeuren fortzusetzen, besuchte er das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart und legte dort die Reifeprüfung ab. Aus gesundheitlichen Gründen konnte er den Wehrdienst vermeiden und studierte von 1883-1887 Theologie am Evangelischen Stift in Tübingen. Während seiner Studienzeit wurde er Mitglied der Tübinger Königsgesellschaft Roigel. Seine Verlobte wurde die Tübinger Gastwirtstochter Julie Tritschler, die er 1891 heiraten konnte. Er wurde nach Vikariaten in Öhringen und Kuchen 1891 Stadtpfarrer in Forchtenberg. In dieser Zeit beschäftigte er sich mit der Botanik und veröffentlichte Aufsätze zur Flora Württembergs. Auf Anregung von Eugen Nägele, dem Vorsitzenden des Schwäbischen Albvereins, begann er, einen Pflanzenführer der Schwäbischen Alb zu verfassen: Mit dem daraus entstandenen Werk Das Pflanzenleben der Schwäbischen Alb wurde Gradmann 1898 an der Universität Tübingen ohne Botanik-Studium promoviert. 1909 habilitierte sich Gradmann in Geographie zum Thema Getreidebau im deutschen und römischen Altertum. In dieser Zeit arbeitete er als vierter Bibliothekar in der Universitätsbibliothek Tübingen. Sein wissenschaftliches Interesse galt unter anderem den Zusammenhängen zwischen Boden, Klima, Vegetation und Siedlungsgeschichte, woraus er seine "Steppenheidetheorie" entwickelte, die für die historische Kulturlandschaftsforschung richtungsweisend war. 1919 erhielt Gradmann drei Rufe auf Lehrstühle der Geographie. Er wählte den Lehrstuhl an der Universität Erlangen, wo seine Forschungsschwerpunkte in den Arbeitsrichtungen Pflanzengeographie, Siedlungsgeographie und der Geomorphologie lagen. Seine 1931 erschienene Landeskunde von Süddeutschland gilt als mustergültig und wurde bis in die 1980er-Jahre mehrfach unverändert nachgedruckt. In Erlangen betreute Gradmann die Doktorarbeit von Walter Christaller über Die Zentralen Orte in Süddeutschland. Im Jahr 1925 wurde Gradmann zum Mitglied der Leopoldina gewählt. Von 1922-1929 war Gradmann Vorsitzender der Zentralkommission für wissenschaftliche Landeskunde in Deutschland sowie Herausgeber der Forschungen zur Deutschen Landes- und Volkskunde. Zudem war er von 1931-1933 Vorsitzender des Zentralausschusses des Deutschen Geographentages. An der Universität Erlangen war Gradmann unter anderem auch Dekan der Philosophischen Fakultät und von 1925 bis 1926 Rektor. Gradmann wurde 1934 emeritiert. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Tübingen und Sindelfingen. Er ist der Vater des Botanikers Hans Gradmann und der Großvater des Physikers Ulrich Gradmann und des Biophysikers Dietrich Gradmann sowie von Hans Hirzel und Susanne Hirzel, die während des Zweiten Weltkrieges zur Widerstandsgruppe "Weiße Rose" im Dritten Reich gehörten.

(Quelle: Seite "Robert Gradmann". In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 9. März 2023)