Bistum Speyer

Erstmalige Erwähnung: 346

Beschreibung:
In anderem Zuschnitt als heute gehört das Bistum Speyer zu den ältesten Bistümern Deutschlands, es geht auf das 4. Jahrhundert zurück. Bereits im Jahre 346 wurde mit Jesse ein Bischof von Speyer erstmals urkundlich erwähnt. Das Bistum besaß jahrhundertelang als reichsunmittelbares Hochstift auch weltliche Verwaltungsfunktionen, die vom jeweiligen Fürstbischof wahrgenommen wurden.

Bistum Speyer

In anderem Zuschnitt als heute gehört das Bistum Speyer zu den ältesten Bistümern Deutschlands, es geht auf das 4. Jahrhundert zurück. Bereits im Jahre 346 wurde mit Jesse ein Bischof von Speyer erstmals urkundlich erwähnt. Das Bistum besaß jahrhundertelang als reichsunmittelbares Hochstift auch weltliche Verwaltungsfunktionen, die vom jeweiligen Fürstbischof wahrgenommen wurden. In der Spätantike erstreckte sich das Bistum zunächst nur auf die heutige Pfalz links des Rheins; mit der Christianisierung der Franken wurde es nach Osten stark erweitert, wozu vor allem die Bemühungen des Klosters Weißenburg im Elsass beitrugen. Kaiser Otto I. gab dem Bistum den Status der Reichsunmittelbarkeit. In der Regierungszeit der Salier wurden zahlreiche Klöster und Kirchen im Bistum gebaut. 1030 wurde der Grundstein zum Speyerer Dom gelegt, welcher der größte der drei romanischen Kaiserdome ist. Ab 1111 erhielt die Stadt Speyer immer mehr Freiheitsrechte und löste sich innerhalb der nächsten zwei Jahrhunderte aus der Herrschaft des Bischofs. 1371 verlegte der Bischof seinen Sitz nach Udenheim (heute Philippsburg). Das Bistum bestand in seiner größten Ausdehnung bis 1801 aus einem linksrheinischen und einem rechtsrheinischen Teil. Linksrheinisch umfasste das Gebiet die Süd- und die Vorderpfalz – nördlich etwa bis Bad Dürkheim, westlich bis Dahn. Auch die heute zum Elsass gehörenden Orte Weißenburg und Lauterburg gehörten zu Speyer. Rechtsrheinisch erstreckte sich das Bistum über einen großen Teil des heutigen Bundeslandes Baden-Württemberg und reichte nördlich bis Sinsheim, südlich bis Wildbad und östlich bis zum Dekanat Grüningen an der Glems, wobei darüber hinaus noch ein schmaler Streifen bis Backnang dazugehörte. Die Südgrenze folgte der einstigen fränkisch-alemannischen Demarkationslinie. Während der Reformationszeit verlor das Bistum nicht nur zahlreiche Kirchen, sondern auch zwei Drittel seines Vermögens und seines Landbesitzes. Dadurch, dass vorher etwa 40 verschiedene kleine Fürstentümer auf dem Gebiet des Bistums herrschten, die sich teils für die Reformation, teils dagegen entschieden, kam es zu einer Zersplitterung des Fürstbistums in viele nicht mehr zusammenhängende Gebiete. Zahlreiche Katholiken leben seitdem in der Diaspora, dies gilt vor allem für die Nordpfalz. In den katholisch gebliebenen Gebieten führte Bischof Eberhard von Dienheim die tridentinischen Reformen durch. Zahlreiche Schulen wurden gegründet; 1599 wurde ein deutschsprachiges Gesangbuch herausgegeben, um die innere Teilnahme der Bevölkerung am Gottesdienst zu verstärken. An Pfingsten 1689 wurde im Verlauf des Pfälzischen Erbfolgekrieges ganz Speyer samt dem Dom niedergebrannt. Im Frieden von Rijswijk 1697 wurden viele reformierte Kirchengemeinden wieder katholisch. Die folgenden Bischöfe bemühten sich um Beseitigung der Verwüstungen und eine gründliche Reform der verarmten Diözese. 1723 verlegte der Bischof seine Residenz nach Bruchsal. Die letzten vier Oberhirten residierten im dortigen Schloss und die Bruchsaler Peterskirche wurde zur Grablege. Doch schon wenig später geriet das Bistum in noch größere Bedrängnis, als die Französische Revolution auf die deutschen Gebiete westlich des Rheins übergriff. Auch der linksrheinische Teil des Bistums wurde von den Revolutionstruppen besetzt, der gesamte Kirchenbesitz eingezogen. Die Jurisdiktion wurde dem Bischof entzogen, die Geistlichen mussten bis 1792 entweder den Eid auf die Revolution leisten oder wurden ausgewiesen. 1792 wurde Speyer von den französischen Truppen gestürmt und verwüstet. 1794 schließlich floh Fürstbischof Damian August Philipp Karl von Limburg-Stirum, das linksrheinische Bistumsgebiet wurde zunächst dem Département Bas-Rhin zugeschlagen. Der Friedensvertrag von Campo Formio von 1797 sah die Abtretung der linksrheinischen Gebiete an Frankreich vor. Die Pfalz gehörte nun zum Departement Donnersberg, das von Mainz aus verwaltet wurde. Der letzte Fürstbischof Wilderich von Walderdorf verzichtete 1802 in Gehorsam gegen das mit Frankreich geschlossene Konkordat von 1801 und die Bulle "Qui Christi Domini", kirchenrechtlich auf das linksrheinische Gebiet. Dessen Orte südlich der Queich wurden nun dem Bistum Straßburg zugeschlagen, das restliche Gebiet dem Bistum Mainz. Zu diesem gehörte auch die Westpfalz mit Zweibrücken und Landstuhl sowie die Nordpfalz bis Lauterecken und Obermoschel; die linksrheinischen Teile des Bistums Worms waren ebenfalls im Großbistum Mainz aufgegangen. Das rechtsrheinische Speyerer Diözesangebiet existierte als Rumpfbistum unter dem Namen "Vikariat Bruchsal", bis 1827 fort und wurde danach dem Erzbistum Freiburg einverleibt. Politisch wurde das Bistum 1803 säkularisiert. Der linksrheinische Teil war bereits an Frankreich gefallen, der rechtsrheinische ging im Großherzogtum Baden auf. Der Mainzer Bischof Joseph Ludwig Colmar betreute die gesamte linksrheinische Pfalz und bemühte sich, die Schäden der Revolutionszeit zu beseitigen. Die Diözesen waren ausgeplündert, viele Kirchen zerstört. Einige überzeugende Persönlichkeiten wie der Priester Johann Michael Schang in Pirmasens, Philipp Jakob Gillmann in Rheinzabern und Christoph Mähler in Speyer halfen mit, das Glaubensleben zu erhalten. 1806 sollte der Dom von Speyer abgerissen werden, doch erreichte Colmar eine Zusage Napoleons, dass das Bauwerk erhalten bleiben werde. 1816/17 löste sich nach dem Sturz Napoleons das künstlich geschaffene Großbistum Mainz auf. In der jetzigen Form wurde das Bistum Speyer 1817 in den Grenzen des seit 1816 zum Königreich Bayern gehörenden Rheinkreises neu errichtet, der zusätzlich zur Pfalz noch den heutigen Saarpfalz-Kreis enthielt. Das Konkordat von 1817 sah die Errichtung von zwei Erzbistümern mit je drei Suffraganbistümern im Königreich Bayern vor. Aus dieser politischen Vergangenheit erklärt sich auch die Zugehörigkeit zum Erzbistum Bamberg, denn trotz der Trennung des Rheinkreises von Bayern nach dem Zweiten Weltkrieg blieb das Bistum Speyer kirchenrechtlich mit Bayern verbunden. Die Pfalz war der Ersatz für das Herzogtum Salzburg, das Bayern nach dem Wiener Kongress (1815) an Österreich in einem Staatsvertrag abtrat. Mit der Zirkumskriptionsbulle vom April 1818 wurden die neuen Grenzen des Bistums umschrieben. Es war auf ein Viertel seiner ursprünglichen Ausdehnung zurückgegangen. Die tatsächliche Wiedererrichtung zog sich aber noch bis 1821 hin. Erst in jenem Jahr erfolgte die Publizierung der Bulle und zum 7. November die Installation eines neuen Domkapitels. Die Inthronisation des neuen Bischofs Matthäus Georg von Chandelle († 1826) fand am 22. Januar 1822 statt. In der Zeit zwischen 1818 und 1821 fungierte der spätere Mainzer Bischof Johann Jakob Humann, von Mainz aus, als Apostolischer Vikar des zwar rechtlich schon existenten aber noch nicht funktionsfähigen Speyerer Sprengels. Die politischen Unruhen des 19. Jahrhunderts machten den Wiederaufbau des Gemeindelebens und das Entwickeln einer gemeinsamen Identität im Bistum nicht leicht. Die durch die Verfassung garantierte Religionsfreiheit war wegen der Staatskirchenhoheit des bayerischen Königs praktisch nicht vorhanden. Der Kulturkampf (Ende der 1860er bis in die 1890er Jahre) brachte das Bistum erneut in große Schwierigkeiten. Anfang des 20. Jahrhunderts nahm das Gemeindeleben einen Aufschwung, der sich in vielen Kirchenbauten, neu auflebenden Wallfahrten und dem Aufleben katholischer Verbände äußerte. Dem stand die vergleichsweise weit verbreitete Begeisterung der pfälzischen Bevölkerung für den Nationalsozialismus gegenüber. Bischof Ludwig Sebastian († 1943) und der aus dem hiesigen Bistum stammende Mainzer Bischof Ludwig Maria Hugo († 1935) waren allerdings frühe und scharfe Gegner der NS-Ideologie. Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg verlangte unter anderem auch die Integration der Heimatvertriebenen und der vielen katholischen Gastarbeiter aus Italien, Spanien und Portugal.

Wappen
Wappen des Bistums Speyer

Wappen des Bistums Speyer (David Liuzzo - Eigenes Werk)

(Quelle:Seite "Bistum Speyer". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 26. März 2021)