Bad Rappenauer Kur

Kurbad Bad Rappenau

Günstige Voraussetzungen für den Kurbetrieb Schon seit Jahrhunderten ist die Heilkraft der Sole bekannt. Die wissenschaftliche Medizin wurde jedoch erst um das Jahr 1800 auf den hohen Heilwert der Solebäder aufmerksam. Damals gelang es dem deutschen Arzt Tolberg auf der preußischen Saline Schönebeck (im heutigen Sachsen-Anhalt), hartnäckig skrofulöse Geschwüre, das heißt tuberkulöse Haut- und Lymphknotenerkrankungen bei Kindern, durch mehrwöchige Behandlung mit warmer Starksole zu heilen. Kurz darauf entstanden auf mehreren deutschen Salinen Solebäder, so auch im damaligen ritterschaftlichen Dorf Rappenau.

Hier hatte der aus Dürkheim stammende Salineninspektor Georg Christian Henrich Rosentritt 1822 ein 32 m mächtiges Salzlager entdeckt. Bereits ein Jahr danach wurde auf dem Schwärzberg (dem heutigen Salinengarten) eine der modernsten Siedesalzanlagen Europas errichtet. 150 Jahre lang, von 1823-1973, stand die Rappenauer Saline in Betrieb. Damit bestanden in Rappenau günstige Voraussetzungen für die Etablierung und Entwicklung eines auf der Nutzung der Heilkraft der Sole basierenden Kurbetriebs, da fortan der Bezug dieses natürlichen Heilmittels in beliebiger Menge langfristig und kostengünstig gesichert war. Das Aktiensolebad (Sophienbad) - das erste Solebad im damaligen Großherzogtum Baden (1833-1841) Bald nach Entdeckung des Rappenauer Salzlagers und Errichtung der Saline wurden auch schon erste Schritte unternommen, die Sole auch für Heilzwecke zu verwenden. Die Hauptanregungen hierzu gingen vom Rappenauer Apotheker Christoph Niederheiser und dem Babstadter Oberwundarzt Wilhelm Gscheidlin aus. Schon im März 1826 hatte Niederheiser beim badischen Großherzog Ludwig eine Audienz und überreichte ihm eine Denkschrift "über die Errichtung einer Badeanstalt von Soolbädern in Rappenau". Kurz darauf bat auch Oberwundarzt Gscheidlin "um das Privileg, in Rappenau ein Soolbad errichten zu dürfen". Da der badische Staat kein Interesse für die Errichtung einer landeseigenen Badeanstalt zeigte, wurde am 1. September 1832 eine "Soolbad-Aktiengesellschaft" ins Leben gerufen. Es gelang in kurzer Zeit, 144 Aktien an 82 Interessenten zu verkaufen. So konnte ein Großteil des erforderlichen Kapitals von 23.000 Gulden für die Errichtung des Badehauses und dessen Ausstattung aufgebracht werden. Auch der Großherzog Ludwig und die Großherzogin Sophie erwarben zusammen 10 Aktien. Die Großherzogin übernahm die Schirmherrschaft über das "Sophienbad", das am 15. Juni 1833 eröffnet wurde. Das dreistöckige Badegebäude stand im Bereich des heutigen Hotels Häffner Bräu in der oberen Salinenstraße und verfügte über 14 Badekabinen und 23 möblierte Gästezimmer. Gebadet wurde in hölzernen Wannen, die dem aggressiven Medium Sole standhielten und mit Deckel und Abzugsrohr versehen waren. Drei aus Holzdeicheln gefertigte Leitungsrohre stellten die Versorgung der einzelnen Badewannen mit Sole sowie mit kaltem und warmem Wasser sicher. Für ein Bad benötigte man 3 ½ Kubikfuß (94,5 Liter) Sole, die mit 10 Kubikfuß (270 Liter) Brunnenwasser verdünnt wurde. Im Eröffnungsjahr 1933 wurden 2.205 Bäder "aller Art" abgegeben, und in der Kursaison 1835 registrierte man die Anwesenheit von 101 Gästen, denen 3.280 Bäder verabfolgt wurden. Die Mahlzeiten nahmen die Gäste im "Gasthof zur Saline" ein. Es stand an der Stelle, wo sich heute die Salinen Klinik befindet. Das Indikationsangebot des Sophienbades reichte von der Behandlung rheumatischer Erkrankungen über Hautkrankheiten bis hin zu Lymph- und Drüsenleiden. Das Geschäft mit der Gesundheit lief aber trotz hoher Preise für Anwendungen und Unterkunft (oder gerade deswegen) nicht rentabel. Die Zahl der Badegäste war viel zu gering, die laufenden Betriebskosten hingegen viel zu hoch. Die Aktionäre hatten sich eine jährliche Rendite von mindestens 4% vom eingebrachten Kapital erhofft, und als der Gewinn ausblieb, forderten sie ihr Geld zurück. Deshalb musste Ende 1841 der Badebetrieb eingestellt und das Badehaus samt Badeeinrichtungen und Mobiliar der Gästezimmer auf dem Versteigerungswege verkauft werden. Nach Abdeckung noch bestehender Verbindlichkeiten schritt man zur Rückerstattung der Kapitaleinlagen. Pro Aktie entfielen 23 Gulden 17 Kreuzer, eine Aktie hatte aber 1833/34 130 Gulden gekostet. Die "badlose" Zeit in Rappenau währte aber nicht lange. Bereits 1845 öffnete das Salinensolebad, ein auf dem Salinengelände eingerichtetes Staatsbad, seine Pforten. Das Badehaus stand bei der Soleförderanlage in der Talmulde am Einsiedelwald in unmittelbarer Nähe des Dampfmaschinenhauses. Zur Warmwasserzubereitung wurde die Abwärme der Dampfmaschine genutzt. Das Badehaus hatte anfangs 10 Badekabinen. Die Nachfrage wurde im Laufe der Jahre so groß, dass die Zahl der Badekabinen 1862 auf 20 und 1873 auf 23 erhöht werden musste. Im Jahre 1862 kam ein Dampfbad hinzu und ab 1886 wurden auch Inhalationen zur Behandlung von Atemwegserkrankungen verabfolgt. Das Salinen-Solebad verzeichnete im Durchschnitt 300-350 Kurgäste in einem Jahr. 1861 beispielsweise wurden 312 Kurgästen insgesamt 9.444 Bäder verabfolgt. Das waren durchschnittlich rund 30 Bäder pro Badegast. Die Badesaison begann am 15. Mai und endete am 15. September. Zur Unterbringung und Beköstigung die Kurgäste diente weiterhin der Gasthof "Zur Saline", der sich im Bereich der heutigen Salinen-Klinik befand, sowie das "Landhaus Reichardt", dem ehemaligen Badehaus des Aktiensolebades auf der gegenüberliegenden Salinenstraße (heute Hotel Häffner Bräu). Ab 1874 ermöglichte das Bezirksamt Heidelberg auch "armen, kranken Personen" kostenlose Kuraufenthalte in Rappenau. Die Kosten wurden von den Ortsarmenkassen der jeweiligen Heimatgemeinden übernommen. Die Badekur dauerte in der Regel vier Wochen. Auf Anordnung des Salinenarztes wurden auch Salinenarbeitern und deren Familien unentgeltlich Solebäder verabreicht. Mit dem Rappenauer Salinensolebad ging es aber ab Mitte der 80er Jahre immer mehr abwärts. 1886 wurden nur noch 5.398 Bäder verabfolgt. Zwar konnte die Zahl der Bäder bis 1901 auf 8.703 erhöht und gar 303 Kurgäste gezählt werden, dies konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Badehaus nicht mehr den hygienischen Anforderungen der Zeit entsprach und deshalb den Badebetrieb einstellen musste. Bereits gegen Ende des 19. Jh. bemühte sich die Gemeinde Rappenau, anstelle des veralteten, maroden Salinensolebades ein neues Badehaus zu errichten. Leider fanden diese Bemühungen beim badischen Staat nicht die gewünschte Unterstützung. Dieser hatte sein besonderes Interesse auf das bedeutend höher gelegene Dürrheim im südlichen Schwarzwald gerichtet und dort bereits ein Landesbad erstellt. Am 8. März 1899 teilten die Behörden dem Rappenauer Gemeinderat mit, die badische Regierung lehne "die Erbauung eines Solbades in Rappenau aus Staatsmitteln entschieden ab". Aber der damalige Bürgermeister Philipp Freudenberger und der Gemeinderat ließen sich nicht entmutigen. Sie verfassten im Januar 1900 die "Unterthänigste Bitte des Gemeinderats Rappenau, die Erstellung eines neuen Solbades betr.", die an das großherzogliche Finanzministerium gerichtet war. In dieser mehrseitigen Schrift ging man auf die Entwicklung des Kurbetriebes ein und verschwieg auch nicht die Misslichkeiten, denen sich damals die Kurgäste in Rappenau ausgesetzt sahen. Die Folge davon sei ein weiterer Rückgang der Gästezahlen und nicht zuletzt empfindliche Einbußen der örtlichen Gewerbetreibenden und auch der Landwirtschaft. Die Eingabe schloss mit der Bitte auf Erstellung eines neuen Badehauses, "sei es aus Staatsmitteln, sei es durch Gewährung günstiger Bedingungen beim Bau des zu erstellenden Bades". Und nun kam man tatsächlich weiter. Die Gemeinde selbst, die sich lange nicht entschließen konnte, die finanziellen Risiken für den Bau und Betrieb eines neuen Bades zu übernehmen, warf nun auch diese Bedenken über Bord, und als man so weit war, zeigte sich auch der Staat aufgeschlossener. Mitte Mai 1901 kam die Zusage, dass die großherzogliche Regierung bereit sei, die Gemeinde Rappenau bei der Errichtung eines gemeindeeigenen Badehauses mit einem Staatszuschuss von 20.000 Mark zu unterstützen. Das ließ man sich nicht zweimal sagen. Bereits am 30. Mai 1901 trat der Bürgerausschuss zusammen und erteilte mit 47 gegen 4 Stimmen die Genehmigung zu dem schon am 24. Mai gefassten Gemeinderatsbeschluss, Pläne und Kostenvoranschlag für die Erstellung eines neuen Solebades anfertigen zu lassen. Baurat Kredell in Karlsruhe übernahm die Planung und die Bauleitung des zu errichtenden Badehauses, das bis zum Frühsommer 1903 fertig gestellt wurde und insgesamt 60.000 Mark kostete. Ein entscheidender Schritt nach vorn war getan. Das Badehaus war ein lang gestreckter, einstöckiger Fachwerkbau mit erhöhtem Mittelteil, der auf einem durchgehenden Untergeschoss aus Sandstein stand und sich gleich neben dem Gasthof "Zur Saline" befand. Mit der Errichtung des neuen Badehauses war der Gemeinde der große Wurf gelungen. Es war zweifellos das Modernste, was man zur damaligen Zeit kannte, und man durfte sich mit gutem Recht zu den besteingerichteten Bädern des Landes rechnen. Das Bad verfügte über 24 Badekabinen, davon sechs mit Duscheeinrichtung, einen Raum für kohlensäurehaltige Bäder, einen für Dampf- und Moorbäder, einen für Elektrotherapie und Massage sowie ein Inhalationszimmer. Das Badehaus ist dann 1953 erweitert und modernisiert worden und diente als Kurmittelhaus bis kurz vor seinem Abriss im Jahre 1968. Seine Funktion hatten zwischenzeitlich die Kraichgau-Klinik (1962) und die Schwärzberg Klinik (1964) mit jeweils eigener Bäderabteilung sowie das Therapiezentrum mit Sole-Hallenbewegungsbad und Kurmittelhaus (1965/67) übernommen. Die feierliche Einweihung des neuen Badehauses erfolgte am 10. August 1903 durch die badische Großherzogin Luise, die auch die Schirmherrschaft über das Bad übernahm. Die Inbetriebnahme des Gemeindesolebades leitete eine neue Phase in der Geschichte des aufstrebenden Kurortes Rappenau ein. Schon im selben Jahr wurde das alte, in staatlicher Trägerschaft befindliche Salinensolebad abgerissen, da es den hygienischen Anforderungen der Zeit nicht mehr entsprach. Damit ging der gesamte Badebetrieb in Rappenau bis auf das vom Mannheimer Diakonissenverein betriebene Kinderkurheim "Siloah" in die Hände der Gemeinde über. Wie aus einem Prospekt aus dem Jahre 1907 hervorgeht, wurden damals jährlich ca. 10.000 Bäder verabreicht. Die Kur wurde hauptsächlich empfohlen bei Erkrankungen der Atemwege, bei Gicht, Rheuma, Gelenkleiden, Skrophulose, Blutarmut, Frauenkrankheiten, Hautkrankheiten sowie Lähmungserscheinungen. Die Erwartungen erfüllten sich, der Zustrom an Gästen wurde stärker. Diese Entwicklung beruhte auch auf den inzwischen deutlich gewordenen vorzüglichen Heilerfolgen, auf die man seit der am 1. Mai 1904 begonnenen Einweisung von Kranken durch die Landesversicherungsanstalt Baden aufmerksam geworden war. In einem Bericht, den der Abgeordnete Neuwirth am 11. April 1910 in der zweiten badischen Kammer erstattete, wurde erwähnt, dass nach einem Jahresbericht der Landesversicherungsanstalt der Prozentsatz der Genesenen in Dürrheim, das zum Landesbad ausgebaut worden war und sich der großzügigen Unterstützung des Staates erfreute, 50 %, in Rappenau dagegen 88 % betrage. In den Jahren zwischen 1905 und 1912, in denen die Kurerfolge der badischen Bäder statistisch nach dem Prozentsatz der Genesenen geführt wurde, lag Bad Rappenau jeweils klar an der Spitze. Im achtjährigen Durchschnitt betrug hier der Prozentsatz der Genesenen 83,5 % gegenüber 56,9 % in Dürrheim und 54 % in den anderen badischen Bädern. Zu den Bemühungen der Gemeinde, den Kurbetrieb auszubauen, gehörte auch der Erwerb des 1827 von der Saline errichteten Salinengasthofes. Es war der erste Schritt auf dem Weg zur Schaffung einer kurörtlichen Infrastruktur. Das im klassizistischen Baustil errichtete Gebäude diente über mehrere Jahrzehnte als Stammlokal für die Rappenauer Honoratioren und beherbergte die nach Rappenau zur Kur kommende Prominenz. 1905 wurde das stattliche Anwesen von der Gemeinde für 25.000 Mark als Badehotel "Zur Saline" erworben, später zum Kurhotel erweitert und modernisiert. Es war bis zu seinem Abriss 1971 der gesellschaftliche Mittelpunkt in Bad Rappenau. Nicht zuletzt spielte das Kurhotel mit seinen 25 Gästezimmern und 38 Betten auch eine wichtige Rolle in der Unterbringung der Kurgäste. In den Wintermonaten diente das Kurhotel, das mit vier Badekabinen versehen war, sogar als Kurmittelhaus. Solebäder und Massagen wurden verabreicht. Die Bildung eines "Verschönerungs- oder Kurvereins" 1903 war ein weiterer wichtiger Schritt, um die Gemeinde Rappenau in ihren Bemühungen zu unterstützen, auf dem Weg zum Heilbad voranzukommen. In der segensreichen Tätigkeit dieses Vereins, dessen Mitglieder aus allen Gesellschaftsschichten stammten und dem alle Honoratioren der Gemeinde angehörten, kam der neue Bezug der Einwohnerschaft zu "ihrem" Bad zum Ausdruck. Der damals schon mit der Gemeinde eng verbundene Verein kümmerte sich unter anderem um die Werbung und die Errichtung von Privatpensionen bis hin zu Konzertveranstaltungen, die Anlage von Ruheplätzen und Spazierwegen, und betrieb eine intensive Öffentlichkeitsarbeit. Dies trug wesentlich dazu bei, dass Rappenau 1930 das Prädikat "Bad" verliehen wurde. Um die Attraktivität des aufstrebenden Kurortes zu erhöhen, ließ der Kurverein im Bereich des heutigen Therapiezentrums einen ca. einen Hektar großen Kurpark anlegen, in dem 1928 ein Musikpavillon gebaut und 1936 ein Kurtrinkbrunnen eingerichtet wurde. Die Errichtung des gemeindeeigenen Sophie-Luisen-Bades, wodurch die Gemeinde in den Kurbetrieb einstieg, war eine kluge kommunalpolitische Entscheidung. Ihre Richtigkeit ist von der gesamten seitherigen Entwicklung voll und ganz bestätigt worden. Der Kurbetrieb wurde zu einer Angelegenheit der Gemeinde und ihrer Bürger, an dessen Entwicklung beide gleichermaßen interessiert waren. Und an dieser Grundhaltung hat sich bis heute kaum etwas geändert. Gemeinsam wurde in den zwanziger Jahren "in einem Jahrzehnt des zähen und fleißigen Ausbaus" - so der damalige Bürgermeister Hermann Hofmann - eine kurörtliche Infrastruktur geschaffen, zu der u. a. auch eine zentrale Wasserversorgung und eine Kanalisation gehörten, so dass der Gemeinde Rappenau 1930 das Prädikat "Bad" verliehen werden konnte. Damit wurde der Grundstein für eine weitere Entwicklung der Gemeinde gelegt, die den Aufstieg Bad Rappenaus vom unscheinbaren Bauerndorf zur modernen Kur- und Bäderstadt in der heutigen Zeit erst möglich gemacht hat. Das Bad Rappenauer Sole-Freibad (1935/36) Als im Jahre 1930 dem Dorf Rappenau nach einer bis dahin noch nicht gekannten Aufbauphase das Prädikat "Bad" verliehen wurde, dachte keiner der Verantwortlichen daran, nun auf den Lorbeeren auszuruhen. In Bad Rappenau war man bereits mit einem neuen Vorhaben beschäftigt. Es handelt sich um ein Projekt, das ganz erhebliche Bedeutung für den Kurort bekommen sollte und auch bis zum heutigen Tag noch hat: das Sole-Freibad. Salinendirektor Carl Falk (gleichzeitig 1. Vorsitzender des Kur- und Verkehrsvereins, gegründet 1903 als Kurverein) war es, der die Errichtung eines Sole-Freibades in Bad Rappenau ins Gespräch brachte. Die Bevölkerung stand dem Projekt sehr aufgeschlossen gegenüber. Die Erdbewegungs- und Grabarbeiten für die beiden Becken (Schwimmerbecken und Kinderplanschbecken) wurden zum weitaus größten Teil von freiwilligen Helfern der örtlichen Vereine durchgeführt. Einige ältere Bad Rappenauer können sich auch heute noch gut daran erinnern, wie sie nach Feierabend für 1-2 Stunden zur Schaufel griffen und begeistert mithalfen. Selbstverständlich mussten wesentliche Arbeiten an fachlich entsprechend ausgerüstete Unternehmen vergeben werden. Obwohl es sich schon bald herausstellte, dass zum Mai 1935 die Fertigstellung - wie ursprünglich vorgesehen - nicht mehr erreicht werden konnte, so hielt man sich doch wacker dran und war im Hochsommer so weit, dass man das Hauptbecken füllen konnte. Der Beschluss, das Bad schnell freizugeben, war rasch gefasst und am Sonntag, 4. August 1935, wurde mit einer kleinen Feier das Sole-Schwimmbad seiner Bestimmung übergeben. Natürlich durften die freiwilligen Helfer, die am Bau mitgewirkt hatten, auch als Erste den Sprung ins kühle Nass tun. Die feierliche Eröffnung fand dann knapp ein Jahr danach am 7. Juni 1936 statt. Mit der Errichtung des Soleschwimmbades war dem Kurort tatsächlich ein großer Wurf gelungen und die Hoffnungen, die man an die Errichtung dieses Bades geknüpft hatte, gingen weit schneller und weit mehr in Erfüllung, als man ursprünglich erwartet hatte. Das Bad Rappenauer Soleschwimmbad war die erste Anlage dieser Art in Süddeutschland und nach dem Solefreibad im norddeutschen Kurort Rothenfelde im Münsterland das zweite Soleschwimmbad in Deutschland überhaupt. Es hatte aber auch eine Menge Geld gekostet. Die Gesamtkosten lagen bei 116.000 Reichsmark. Ursprünglich war man von nur 15.000 RM ausgegangen. Bis zu 6.000 Badegäste wurden an einzelnen Sonntagen bereits im Eröffnungsjahr gezählt, die aus ganz Nordwürttemberg und Nordbaden anreisten, und mit dem damals geprägten Werbe-Slogan "Bad Rappenau - Seebad fern vom Meer" ist in der Folgezeit der Name Bad Rappenau weit und breit bekannt gemacht worden. Bis zum heutigen Tag ist das Solefreibad - nach zahlreichen Zubauten (Sprudelmassagebrunnen, 1951; Sole-Wellenbad, 1969, die seit 1977 beheizt werden) und Modernisierungen (zuletzt 1992/93 für 17 Millionen Mark) - die publikumsträchtigste Einrichtung des Kurortes geblieben. Die Kinderkurheime in Bad Rappenau Die Initiative, die Heilwirkung der Sole auch schwächlichen, "skrophulosen" Großstadtkindern zugute kommen zu lassen, ging 1877 vom Rappenauer Frauenverein aus. Das Projekt scheiterte aber an der Kostenfrage. Der Gedanke wurde 10 Jahre später vom Mannheimer Diakonissenhaus durch die Errichtung des Kinderkurheims "Siloah" (Brunnen des Heils) an der unteren Salinenstraße verwirklicht (an der Stelle befindet sich heute die Vesalius-Klinik). Bereits innerhalb der ersten 4 Monate nach der feierlichen Einweihung am 9. Juli 1887 fanden hier 117 erholungsbedürftige Stadtkinder für je 4 Wochen Aufnahme und Pflege. Die Nachfrage nach Kinderkuren wurde in der Folgezeit so groß, dass das Kinderkurheim mehrfach erweitert werden musste. Schließlich entstand auf dem Areal des alten Hauses 1970 ein aus fünf Bauteilen bestehender Neubau mit eigener Bäderabteilung. Rund 200 Betten standen im neuen Haus zur Verfügung. Im Jahre 1919 erwarb die Stadt Stuttgart aus Mitteln der Stiftung Bosch das ehemalige Landhaus Reichardt an der oberen Salinenstraße und baute es zu einem Kindersolebad um. Der Komplex wurde 1964 durch einen Neubau (der späteren Parkklinik) mit eigener Bäderabteilung und 90 Betten ersetzt. Die rund 290 Kinderbetten in beiden Häusern waren während des ganzen Jahres belegt. Da es sich meist um sechswöchige Kuren handelte, weilten innerhalb eines Jahres rund 2.000 kleine Patienten in Bad Rappenau, die am Ende der Kur mit neuer Kraft in den schulischen Alltag zurückkehrten. Beide Einrichtungen sind zu Beginn der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts (Siloah 1981, Stuttgart 1983) geschlossen worden. Wegen des hohen Leistungsdrucks in der Schule waren die Eltern nicht mehr gewillt, ihre Kinder auch außerhalb der großen Ferien zur Kur zu schicken. Das Vulpius-Sanatorium (1912) Der Heidelberger Professor Dr. Oskar Vulpius errichtete 1912 am Höhenrand des Rappenauer Waldes in herrlicher Südlage ein Sanatorium mit anfangs 120 Betten zur Behandlung von Knochentuberkulose sowie Gelenk- und Drüsenleiden. Die erzielten Heilerfolge waren bahnbrechend auf diesen Gebieten. Ausschlaggebend bei der Standortwahl war die Rappenauer Sole, deren hohe Heilkraft damit bestätigt wurde. In Rappenau wusste man die Bedeutung des Sanatoriums von Anfang an richtig einzuschätzen. Die Gemeinde stellte dafür ein von der Grundherrschaft erworbenes und fertig erschlossenes, ca. 1,5 ha großes Grundstück kostenlos zur Verfügung; nicht zuletzt kam die Gemeinde für den Bau einer 480 m langen Zufahrtsstraße und eines Gehweges auf. Dass diese segensreiche Einrichtung unter dem Namen "Sanatorium-Solbad Rappenau" firmierte und dazu auch noch Weltruf erlangte, trug viel zum Bekanntwerden des aufstrebenden Kurortes Rappenau bei. Professor Vulpius wurde 1935 die Ehrenbürgerwürde der Gemeinde Bad Rappenau verliehen. Heute ist die Vulpius Klinik GmbH eine Einrichtung für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie mit insgesamt 135 Betten, die sich hauptsächlich auf die Einsetzung von Hüft- und Knieendoprothesen sowie Bandscheibenoperationen spezialisiert hat. Vom kleinen, ländlichen Bad zum modernen Gesundheitszentrum (die Zeit von 1945 bis heute) Bad Rappenau hat sich in der Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg vom unscheinbaren Bauerndorf zur modernen Kur- und Bäderstadt gewandelt. In dem nun Folgenden wollen wir diesen Zeitabschnitt unter ausschließlicher Berücksichtigung des Kurbetriebs etwas näher in den Blick nehmen. Das Kriegsende erlebte Bad Rappenau zwar unzerstört, der Kurbetrieb konnte aber erst am 1. Mai 1946 wieder aufgenommen werden, da bis zu diesem Zeitpunkt die Kureinrichtungen von der amerikanischen Besatzungsmacht belegt waren. Aber schon 1947 war man stolz auf 5.592 Kurgäste. Der Wiederaufbau war schwer, die vorhandenen Einrichtungen waren veraltert und konnten auf die Dauer den gestiegenen Ansprüchen der Versicherungsträger, die den weitaus größten Teil der Bad Rappenauer Kurbetten belegten, nicht gerecht werden. Der Bau eines neuen Kurmittelhauses scheiterte aber an der Finanzierung. So entschied man sich für die kleine Lösung, den Umbau und die Erweiterung des Kurhotels und des Gemeindesolebades (1953), den Erwerb des Wasserschlosses (1956), in dem ein Sanatorium eingerichtet wurde, sowie die Errichtung eines Inhalatoriums (1959), das auch über eine Liegeterrasse und Gesellschaftsräume verfügte. Diese Baumaßnahmen hatten zur Folge, dass auch die Gästezahlen spürbar anstiegen. 1960 konnten bereits rund 10.000 Kurgäste mit nunmehr 250.000 Übernachtungen gezählt werden. Damit hatte Bad Rappenau in knapp 10 Jahren den Sprung zum mittleren Heilbad geschafft. Der übereinstimmende Wunsch der Versicherungsträger und der allgemeine Trend gingen aber dahin, die Kurpatienten in geschlossenen Häusern mit jeweils eigener Bäderabteilung und unter ärztlicher Betreuung unterzubringen. Den Auftakt hierzu bildete 1962 die an der Schillerstraße errichtete Kraichgau-Klinik, übrigens die erste Kurklinik in Bad Rappenau mit kompletter Kureinrichtung. Sie wurde in der Folgezeit mehrfach erweitert und modernisiert. Es folgte 1964 die Schwärzberg Klinik an der oberen Salinenstraße mit 125 Betten. Auch sie ist mehrfach erweitert und umgestaltet worden. An der Stelle des ehemaligen Kurhotels und des Gemeindesolebades entstand 1972 die Salinen Klinik mit 124 Betten. Zwei Jahre danach wurde auf dem Gelände der früheren Maschinenfabrik Botsch, ebenfalls an der oberen Salinenstraße gelegen, die Kurklinik ihrer Bestimmung übergeben (heute Rosentrittklinik). Durch den Umbau des früheren Kinderkurheims Stuttgart entstand 1985 die Parkklinik. Auch sie ist mehrfach erweitert worden. Zu den jüngeren Häusern zählen die 1987 gebaute Rheuma-Klinik (heute Vesalius-Klinik), die auf dem Gelände des früheren Kinderkurheims Siloah an der unteren Salinenstraße entstanden ist, und die Sophie-Luisen-Klinik, Bad Rappenaus geriatrische Rehabilitationsklinik, die 1994 im Anschluss an die Rosentrittklinik errichtet wurde. Schließlich nahm 1989 die Phoniatrische Klinik auf dem Gelände der damaligen Parkklinik den Betrieb auf. Das Stimmheilzentrum in den denkmalgeschützten Gebäuden der ehemaligen Saline (Saline 1-4) war bereits 1982 eröffnet worden. Damit verfügte Bad Rappenau Mitte der 90er Jahre über rund 1.300 kurklinische Betten. Mit dem Bau von acht modernen Fachkliniken waren für die Versicherungspatienten hervorragende Kureinrichtungen entstanden. Sie boten neben der klassischen Behandlung von Rheuma und Asthma auch neue Programme an, so die Behandlung von Hautkrankheiten wie der Schuppenflechte und Allergien, die Stimmheilkur sowie verschiedene Nachsorgebehandlungen. Die Einrichtungen hingegen, die dem Privatkurgast zur Verfügung standen, namentlich das 1903 errichtete Gemeindesolebad und das noch ältere Kurhotel (gebaut 1827) erwiesen sich trotz der erwähnten Erweiterungs- und Modernisierungsmaßnahmen immer mehr als ungeeignet und zum Teil auch unzureichend. Da aber Bad Rappenau an einer Ausgewogenheit zwischen beiden Kurformen, der klinischen und der offenen Badekur interessiert war, mussten auch für den privaten Patientenkreis moderne Einrichtungen geschaffen werden. Mit der Errichtung des Therapiezentrums 1965/66 wurde man diesem Anliegen gerecht. Gleichzeitig glich man damit auch das Qualitätsgefälle zu den Kurkliniken aus und schaffte darüber hinaus auf lange Sicht ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen stationärer und ambulanter Kur. Nicht zuletzt erhielt Bad Rappenau durch Inbetriebnahme des Kurhauses 1975 seinen würdigen gesellschaftlichen Mittelpunkt, während vier Jahr später mit der Errichtung des Hauses der Gesundheit alle Voraussetzungen auch für die integrierte Kur geschaffen wurden. Zur klassischen Behandlung und dem reichen Unterhaltungsprogramm kam nun ein breit gefächertes Angebot zur Gesundheitsbildung und aktiven Freizeitgestaltung hinzu. Schließlich entstand 1977 durch den Zusammenschluss aller örtlicher Kurbetriebe mit direkter oder indirekter städtischer Kapitalbeteiligung zu einer geschäftsleitenden Holding-Gesellschaft die Kur- und Klinikverwaltung GmbH Bad Rappenau, einer bis dahin einmaligen Organisationsform im Lande. Dadurch wurden die Voraussetzungen für eine flexible und marktorientierte Unternehmenspolitik geschaffen, die in der Folgezeit den großen Aufschwung des Kurbetriebs erst möglich machte. Somit hatte sich Bad Rappenau in knapp 40 Jahren vom kleinen, ländlichen Bad zum geachteten Gesundheitszentrum entwickelt. Natürlich verlief die Entwicklung vom unscheinbaren Kraichgaudorf zur modernen Kur- und Bäderstadt nicht geradlinig. Es hat an Rückschlägen und Einbrüchen im Kurwesen nie gefehlt, wie beispielsweise 1976, 1983/83, vor allem aber 1997/99. Die tiefgreifendsten Veränderungen bezogen auf einen Zeitabschnitt von nur zehn Jahren haben sich jedoch in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts abgespielt. Sie waren geprägt und zum Teil auch bedingt von der Anpassung des Therapieangebots an die gestiegenen und sich stetig wandelnden therapeutischen Erfordernisse, standen jedoch auch mit der Kurkrise von 1997-1999 in Zusammenhang, dem wohl tiefsten Einschnitt in der Geschichte der Bad Rappenauer Rehabilitation überhaupt, die in ihren Wirkungen und Folgen auch heute noch anhält. Bauliche Veränderungen schufen die Voraussetzungen dafür, neue Indikationen und Therapiekonzepte umzusetzen. Dazu gehören beispielsweise die Aufnahme der geriatrischen Rehabilitation und der Krebsnachsorge in das Bad Rappenauer Indikationsangebot ebenso wie die Verlagerung der Schwerpunkte von passiven zu aktiven Behandlungsformen im Therapiezentrum. Heute ist Bad Rappenau ein moderner Kurort, der über alles verfügt, was die Balneologie für die Kurbehandlung für wichtig erachtet und alle Leistungsansprüche der Kurpatienten erfüllt. Wer aber etwas für seine Gesundheit tun möchte, bevor ihn eine Krankheit ereilt, ist in Bad Rappenau ebenfalls an der richtigen Adresse. Viele moderne Anwendungen, die weit hinaus über die eigentlichen Kurindikationen hinausreichen, ergänzen das Gesundheits- und Wellness-Angebot und machen auch einen Gesundheitsurlaub bzw. Wochenend- oder Tagesaufenthalt zum bleibenden Erlebnis.

(Quelle: Stadt Bad Rappenau)