Stadtkirche St. Jakobus

Fresken an der Nordwand

Fresken an der Nordwand (Bild: Peter Schmelzle)

Die Stadtkirche St. Jakobus (13./14. Jh.) wurde als als Jakobskapelle erbaut, als eine von vielen Stationen auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostella. Sakristei von 1509, 1510 zur Stadtkirche erhoben. Zahlreiche Malereien und Schnitzereien. Das 3-stimmige Geläut gehört zum ältesten und wertvollsten Glockenschatz Deutschlands. Die älteste Kirchenruferin (13. Jh.), eine 575 kg schwere Majuskelglocke, hat wohl der aus Trier stammende Meister und Wandergießer Thomas gegossen. Die zweite Glocke ist eine 246 kg schwere Evangelisten- und Taufglocke um 1300. Die dritte Glocke (1028 kg) stammt aus der Werkstatt des Heilbronner Glockengießers Bernhart Lachaman von 1497. Bedeutende Kirchenkonzerte.

Kirche St. Jakobus

Die Ursprünge der Brackenheimer Stadtkirche liegen im Dunkeln. Einer urkundlich nicht weiter belegten Chroniknotiz von 1634 zufolge soll König Konrad I. im Jahr 914 eine Kirche zu Ehren des Apostels Jakob gestiftet haben, um die herum sich der Ort Brackenheim entwickelt haben soll. Die neuere Forschung geht jedoch eher davon aus, dass die Kirche auf eine von einer Bürgerstiftung um 1100 gestiftete Kapelle zurückgeht, die als Pilgerstation in Zusammenhang mit den beginnenden Wallfahrten zum Grab des Apostels Jakobus nach Santiago de Compostela steht. Um 1300 wurde anstelle dieser wohl durch kriegerische Handlungen abgebrannten Kapelle von der Bürgerschaft eine gotische Chorturmkirche erbaut, die 1389 erstmals erwähnt wurde und bis 1500 mehrere Erweiterungen und Umbauten erfuhr, wodurch sie im Wesentlichen ihre heutige Form erhielt. Nach dem Anbau einer Sakristei im Jahr 1509 wurde die Kirche im Folgejahr Pfarrkirche der Stadt und ersetzte in dieser Funktion die bisher als Pfarrkirche genutzte, auf dem Friedhof außerhalb der Stadt befindliche Johanniskirche. Zur Zeit der Reformation predigte hier Konrad Sam, der damit von etwa 1519 bis 1524 in Brackenheim die erste evangelische Reformationsgemeinde in Altwürttemberg betreute. Sam musste den Ort 1524 verlassen, wodurch kurzfristig nochmals altgläubige Prediger zum Zuge kamen, bevor 1534 die Reformation in Württemberg vollends vollzogen wurde. 1536 wurde Brackenheim Sitz eines Dekanats. In jener Zeit wurde die ursprünglich wohl ganz mit Wandgemälden ausgemalte Kirche übertüncht, um 1540 entfernte man aus denselben reformatorischen Bestrebungen heraus auch die einst vorhandenen Nebenaltäre. Der historische Hochaltar der Kirche war dem Hl. Jakobus geweiht und wurde von der Kirchengemeinde 1880 an das Württembergische Landesmuseum verkauft. Mit der Reformation und der Abschaffung verschiedener liturgischer Handlungen wurde die Zahl der Pfarrstellen von fünf auf zwei reduziert. Über enge Verbindungen zur Universität Tübingen wurden die Pfarrer- und Diakonstellen zumeist mit gebildeten Tübinger Theologen besetzt, die meist nur für einige Jahre im Ort waren, bevor sie zu höheren Stellen berufen wurden. Den Stadtbrand von 1691 hat die Kirche als einziges Gebäude im Brandgebiet nahezu unbeschadet überstanden. 1716 stiftete das städtische Spital eine neue Kirchenorgel, deren Orgelprospekt sich bis heute erhalten hat. Nach umfangreichen Renovierungen in den Jahren 1813 und 1914 fand 1964 eine weitere grundlegende Renovierung der Kirche unter der Leitung von Oberbaurat Klaus Ehrlich statt. Dabei wurden unter anderem einige mittelalterliche Fresken freigelegt, die schmalen gotischen Fenster an der Südwand entdeckt und freigelegt, der zwischenzeitlich veränderte Chorbogen gotisch umgestaltet, neues Gestühl und eine neue Empore eingebaut, ein neuer Altar und ein neuer Taufstein aufgestellt sowie ein neues Orgelwerk in die alte Orgel eingebaut und die gesamte Ausstattung der Kirche neu angeordnet. Die Stadtkirche ist eine Chorturmkirche im Stil der späten Gotik. Der nach Osten ausgerichtete Chor befindet sich im Untergeschoss des 52 Meter hohen Kirchturms und hat eine quadratische Grundfläche von 5,85 × 5,85 Meter. Der Chor ist von einem steinernen Kreuzrippengewölbe mit vier Rippen und kunstfertigem Schlussstein überspannt. Der Kirchturm geht in seiner äußeren Gestalt von dem quadratischen Unterbau zu einem achteckigen Aufbau über und wird von einer achteckigen schieferverkleideten Dachpyramide bekrönt. Nördlich am Turm befindet sich ein altes rundes, am Turm hinaufführendes Treppenhaus sowie die 1509 ergänzte Sakristei mit gotischem Netzgewölbe. Über einen verhältnismäßig niedrigen gotischen Chorbogen öffnet sich der Chor hin zum Kirchenschiff, das etwa 12,5 × 25,6 Meter misst. Das Kirchenschiff wurde ausgehend von dem ersten Chorturmkirchenbau nach Norden und Westen erweitert und ist daher nicht symmetrisch zum Chor. Es wird von einem historischen hölzernen, mit Blumenranken bemalten Tonnengewölbe überspannt. Auffallend sind die unterschiedlich großen Fenster in der südlichen Seitenwand. Generell sind die großen Seitenfenster der Kirche jüngeren Datums, die beiden zusätzlichen kleinen Fenster in der Südfassade sind älter, waren aber zeitweise vermauert und wurden erst 1964 wieder geöffnet. In der Südostecke neben dem Chorbogen ist eine historische Kanzel angebracht. An der westlichen Giebelseite und an der nördlichen Seitenwand ist eine umlaufende Empore eingezogen, auf deren westlichem Teil die Orgel aufgestellt ist. Das hölzerne Kruzifix am Altar stammt aus der Zeit um 1510/20 und kommt aus der Werkstatt von Hans Seyfer. An der Nordwand des Chores ist ein historisches Gemälde mit der Szene von der Taufe Jesu aus dem 17. Jahrhundert aufgehängt. Das Heilige Grab in einer Nische an der Nordwand stammt aus der Zeit der späten Gotik. Der überlebensgroße Leichnam wurde gemäß einer Inschrift 1464 geschaffen und ist als Halbreliefplastik auf einem Sarkophag ruhend dargestellt, während die üblichen Assistenzfiguren als Fresken an die Rückwand der Nische und an der Kirchenwand über der Nischenbekrönung aufgemalt sind. Die Nische wird von Blendmaßwerk bekrönt, ebensolches verziert auch am unteren Abschluss den Sarkophag. Neben den Malereien am Heiligen Grab sind auch an weiteren Stellen der Nordwand historische Fresken erhalten. Auch bei der Öffnung der gotischen Fenster an der Südwand konnten in den Fensterleibungen sehr alte Malereien aufgefunden und erhalten werden. Die Kanzel in der Südostecke wurde 1617 zur hundertjährigen Feier der Reformation angeschafft. Der Kanzelkorb ist mit den Bildnissen der Evangelisten verziert, der auf der Oberseite reich plastisch verzierte Schalldeckel ist auf der Unterseite mit Bildnissen der Propheten bemalt und mit Sprüchen in fünf Sprachen (deutsch, lateinisch, griechisch, aramäisch und hebräisch) verziert. An der Südwand der Kirche sind zwischen den Fenstern zwei große geschnitzte Tafeln im Stil von Epitaphen aufgehängt, die 1630 von Herzogin Barbara Sophie, der Witwe Herzog Johann Friedrichs und geborene Prinzessin von Brandenburg, gestiftet wurden. Die Tafeln zeigen oben jeweils das württembergische Wappen und unten das brandenburgische. In der Mitte sind beide Tafeln jeweils mit sechs reliefplastisch gearbeiteten Passionsdarstellungen versehen. Die Orgel auf der Westempore entstand ursprünglich 1716 bei Johann Michael Schmahl in Heilbronn. Die Orgel war einst auf einer heute nicht mehr vorhandenen Empore über dem Chorbogen aufgestellt. Nach mehreren Orgelumbauten erhielt die Orgel bei der Kirchenrenovierung 1964 ein neues Orgelwerk und kam an ihren heutigen Standort. Zum Kirchenschatz zählt auch noch ein historisches Taufgeschirr aus Schale und Kanne aus dem 17. Jahrhundert, das auch bei der Taufe von Theodor Heuss am 9. März 1884 zum Einsatz kam. Ebenso zum Kirchenschatz zählen ein renaissancezeitlicher Sakristeischrank und ein Weihnachtsglasfenster von 1916 in der Sakristei.

Kontakt

Ev. Kirchengemeinde Brackenheim
Dekanin Dr. Brigitte Müller
Mörikestr. 6, 74336 Brackenheim
Tel.: 07135/15242
dekanatamt.brackenheim@elhw.de www.kirche-brackenheim.de

(Quellen: Stadt Brackenheim; Seite "Stadtkirche St. Jakobus (Brackenheim)". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 23. Juni 2018)