Ev. Pfarrkirche St. Veit

Veitskirche

Veitskirche (Bild: Peter Schmelzle)

Die Veitskirche in Flein ist eine evangelische Pfarrkirche. Die 1233 erstmals erwähnte Kirche ist vor allem wegen ihres spätgotischen Schnitzaltars auch überregional bekannt. Stattliches Pfarrhaus aus dem 18. Jh..

Veitskirche
Veitsaltar

Veitsaltar (Bild: Peter Schmelzle)

Die Anlage befindet sich in ortsbeherrschender Lage auf dem Kirchberg auf einer steilen Anhöhe am südlichen Ufer des Deinenbachs. Der Kirchberg besteht aus Nagelfluhfelsen, die wohl auch Namensgeber des Ortes waren. Man nimmt an, dass der heilige Veit jeher Namenspatron der Kirche war und die Gründung der Kirche mit der Ausbreitung des Veitskults in Württemberg im frühen 11. Jahrhundert zusammenfällt. Die Kirche lässt noch heute ihre Ursprünge als Kirchenburg erkennen, in der sich die Fleiner bei Kriegsgefahr flüchten konnten. Starke Stützmauern grenzen noch heute den Kirchhofbereich ab. Bis in das 19. Jahrhundert waren in den Kirchenhofmauern auch noch Schießscharten zu erkennen. Das Turmuntergeschoss der Kirche stammt noch aus der Zeit der Romanik und war einst als Turmchor ausgestaltet. Auch das mittlere Turmgeschoss ist noch im Kern romanisch. Die Schießscharten wurden innen zugemauert, sind aber außen teilweise noch sichtbar. Das heute als Sakristei genutzte Gewölbe im Turmchor war nach Westen hin zum Kirchenschiff geöffnet und schloss nach oben mit einem Kreuzgratgewölbe ab und war mit romanischen Fresken bemalt. Die Kirche zählte wie das ganze Dorf Flein zum Reichsgut, kirchlich gehörte sie zum Bistum Würzburg. Die Grundherrschaft über Flein kam als kaiserliches Lehen an die Stadt Heilbronn, die Kirche hingegen mit einer Schenkung durch König Heinrich (VII.) mit Urkund vom 04. Juni 1233 an das Wimpfener Heiliggeistspital. Anlässlich dieser Schenkung wurde die Kirche auch erstmals urkundlich erwähnt. Später wurde die Schenkung von Kaiser Friedrich II. in einer 1238 in Verona ausgestellten Urkunde bestätigt. 1267 erfolgte eine erneute Bestätigung von Papst Clemens IV. Im 15. Jahrhundert wurde der Sakralbau im Stil der Gotik erneuert. In einem Schreiben des Pfarrers Weisert wird beschrieben, dass über der alten Kirchentür die Jahreszahl 1434 eingemeißelt war. Das Schreiben von Weisert – er wirkte in der Kirche von 1832 bis 1866 – wurde 1981 im Kirchturmknopf gefunden. Das gotische Kirchenschiff schloss im Westen des Turms an. In gotischer Zeit wurde aus dem romanischen Mauerwerk aus dem Untergeschoss des Turmes Fenster herausgebrochen. Das Kreuzgratgewölbe wurden mit gotischen Fresken ausgestattet, die noch den Adler des Evangelisten Johannes erkennen lassen. Vermutlich waren in den Ecken die vier Evangelistensymbole dargestellt worden. In einem gotischen Triumphbogen war ursprünglich ein gotisches Kruzifix aufgehängt. So sind im ehemaligen Chor Löcher in den Profilsteinen des Triumphbogens zu erkennen, woran das Kruzifix mit der gotischen Figur des Gekreuzigten angebracht war. Im früheren Turmchor (der heutigen Sakristei) befindet sich an der Nordwand ein gotisches Sakramentshäuschen. Im früheren Turmchor befand sich wohl auch schon ein St. Veits-Altar, der im 14. Jahrhundert schon mehrfach erwähnt wurde. Im Jahre 1450 wurde der Ort Flein und die Kirche im Württembergischen Städtekrieg von Ulrich V. schwer in Mitleidenschaft gezogen. Vermutlich ging dabei auch ein Großteil der alten Ausstattung der Kirche verloren. Man hat sie jedoch bald wieder hergerichtet. 1480 wird ein Marienaltar in der Kirche genannt, vermutlich bestanden damals auch noch weitere Altäre. 1519 stiftete der Heilbronner Bürgermeister und Fleiner Vogt Conrad Erer den heute noch erhaltenen Veitsaltar. Im Bauernkrieg Bauernkrieg war die Kirche Kulisse, als am 2. April 1525 Jäcklein Rohrbach im Ort seinen "Fleiner Tag" abhielt und viele Fleiner als Anhänger gewinnen konnte. Schultheiß Lorenz Ulmer ließ anderntags die mit Gewehren bewaffnete Gemeinde sich hinter den Schießscharten auf der Kirchenburg versammeln. Die Reformation vollzog sich von Heilbronn ausgehend in Flein über mehrere Jahrzehnte. 1528 wurde der altgläubige Fleiner Vogt und Stifter des Hochaltars, Conrad Erer, als Bürgermeister von Heilbronn durch den reformatorisch gesinnten Hans Riesser abgelöst. 1529 schloss sich die Reichsstadt der Speyerer Protestation an. Die Veitskirche gehörte jedoch zum weiterhin altgläubigen Wimpfener Heilig-Geist-Spital, das sich der Bestellung eines protestantischen Pfarrers in Flein widersetzte. Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts waren dann nacheinander Pfarrer unterschiedlicher Konfessionen in Flein: ab 1549 ein Katholik, 1562 ein Protestant, 1563 und 1568 wieder jeweils ein Katholik und ab 1569 schließlich mit Kaspar Sartor ein zunächst noch katholisch gesinnter Pfarrer, der später das evangelische Bekenntnis im Ort durchzusetzen vermochte. Die Reichsstadt Heilbronn versuchte ihren Einfluss auf die Fleiner Kirche zu festigen und erwarb 1573 vom wirtschaftlich angeschlagenen Wimpfener Spital das Vorkaufsrecht. Nachdem die Verwaltung des Spitals an das Ordenshaus in Stephansfeld im Bistum Straßburg übergegangen war, stellte die Reichsstadt dem Ordenshaus umfangreiche Kredite zur Verfügung und erhielt im Gegenzug als Pfand den Kirchensatz und das Pfarrlehen in Flein sowie den Hipfelhof bei Frankenbach. Als der Heilig-Geist-Orden keine Möglichkeit zur Rückzahlung der angehäuften Schulden mehr sah, verkauften die Stephansfelder 1601 das Pfand an die Reichsstadt Heilbronn, widerriefen den Verkauf jedoch bereits im Folgejahr. Langwierige Rechtsstreite schlossen sich an, die sich auch über den Dreißigjährigen Krieg Dreißigjährigen Krieg hinaus fortsetzten. Im Krieg diente die Kirche erneut mehrmals als Fliehburg, nach der Schlacht bei Nördlingen floh die gesamte Einwohnerschaft dann in die schützenden Mauern der Stadt Heilbronn und kehrte erst mit dem Westfälischen Frieden 1648 wieder zurück. Während des Krieges musste die Reichsstadt Heilbronn den Hipfelhof 1628 an das Stephansfelder Ordenshaus zurückgeben, doch blieben ihr die Fleiner Kirchenrechte bis zur Rückzahlung der Ordensschulden im Jahr 1728. Die Besetzung der Pfarrstelle wurde so geregelt, dass der Heilbronner Rat zwei Kandidaten vorschlug, von denen der Heilig-Geist-Orden (ab 1695 dessen Oberspital in Memmingen) einen einzusetzen hatte. Die langen Streitigkeiten um die Kirche bezogen die Baulasten für Kirche und Pfarrhaus mit ein, so dass nötige Instandsetzungen oft unterblieben oder sich über Jahre hinzogen. 1751 kam es zum Streit über den Inschriftenstein am neu erbauten Fleiner Pfarrhaus, der das Doppelkreuz des Heilig-Geist-Ordens und die Initialen eines Paterpflegers zeigt. Der Heilbronner Rat verlangte erfolglos die Entfernung des Steins, den man als Anspruch auf das Kirchenpatronat verstand. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 ging das Patronatsrecht der Kirche mit weiteren Rechten vom Heilig-Geist-Orden auf das bayerische Königshaus und von diesem auf einen General von Beckers über, von dessen Erben sich die Gemeinde Flein 1837 freikaufte und damit auch die Pfarrbesoldung sowie die Kirchen- und Pfarrhausbaulast übernahm. Anfang des 19. Jahrhunderts war die Kirche stark baufällig und - wie auch der Friedhof - zu klein geworden. Im Kirchenkonventsbuch ist zu zu lesen, dass 1835 der Beschluss erging, wonach 3/4 der Kirchhofsmauer abzureißen sei. Damit verschwand der Rest der alten Wehranlage aus dem frühen Mittelalter. Die Gemeinde wehrte sich im Jahre 1839 jedoch gegen den Neubau der Kirche und verlangte einen Aufschub von fünf Jahren. Die Kreisregierung des Neckarkreises und das Oberamt Heilbronn forderten Anfang 1840 die Fleiner Gemeinde dazu auf, sich bis zum 15. August 1840 für einen Neubau oder eine Erweiterung des Sakralbaus zu entscheiden. Am 8. November 1840 beschloss die Gemeinde eine neue Kirche an die nördliche Turmseite anzubauen. Im Frühjahr 1841 erfolgte der Abbruch des gotischen Kirchenschiffs. Am 20. April 1841 wurde der Grundstein für den neuen Sakralbau gelegt. 1841 wurde nach einem Entwurf des Ludwigsburger Kreisbaurates Abel ein neues Schiff im neuromanischen Stil erbaut, das gegenüber dem alten Schiff um 90 Grad nach Norden gedreht ist. Das einschiffige Langhaus wurde von Norden nach Süden zum damals aufgestockten Turm hin ausgerichtet. Da zum älteren Turmchor kein Durchbruch gemacht wurde, wurde der Chor mit dem Zelebrationsaltar an der südlichen Giebelseite des Langhauses angelegt. Der romanische Turmchor wurde zur Sakristei. Eine ursprünglich schmalere und auf drei Seiten umlaufende hölzerne Empore wurde eingezogen. Der Turm wurde um ein Glockengeschoss erhöht. 1891/92 wurden die Kirchenfenster an der Westseite mit Kathedralglas ausgestattet. Die getünchte Kirchendecke wurde bemalt. Es entstand eine Gipsdecke mit zum Teil ausgemalten 15 Feldern. Auch die Altarwand erhielt eine Bemalung. Der Kirchturm wurde verputzt. 1957/58 wurde das Gebäude im Innern restauriert. Als die alten riesigen Sandsteinplatten entfernt wurden, die den Fußboden bildeten, entdeckte man drei Reihen von Gräbern. Die alten, oft unbequemen Bänke wurden durch neue Bänke ersetzt. Eine elektrische Heizung wurde unter Sitzen und Fußbänken eingerichtet. Der Fußboden wurde mit Mosaikplatten verlegt. Während die "Empore der männlichen Jugend" an der Friedhofsseite vollständig beseitigt wurde, vergrößerte man die die bis dahin schmale Orgelempore. So verlief die Empore nur noch im Westen und im Norden. Die Turmwand, die ursprünglich mit dem Veitsaltar geschmückt war, wurde freigelegt. Ein neuer Altar wurde errichtet. Der historische Veitsaltar wurde an der Ostwand des Chorbereichs aufgestellt. Die Kirchenfenster wurden mit Buntglas versehen. Die alte Kirchendecke wurde durch eine Kassettendecke aus Holz mit 20 Feldern ersetzt. Von 1965 bis 1966 wurde der Kirchturm neu verputzt. In den hölzernen Glockenstuhl wurde einer aus Stahl eingebaut. Dadurch konnte eine vierte Glocke aufgehängt werden. Eine neu eingezogene Stahlbetondecke sicherte den Turm. Im Jahre 1975 wurde der Sakristeianbau erweitert. Die sanitären Baumaßnahmen erfolgten: So wurde Wasser und Kanalisation bis zur Sakristei gelegt und eine Toilette für die Kirche gebaut. 1981 musste das Kircheninnere erneut restauriert werden. Der dem Heiligen Veit geweihte spätgotische Flügelaltar, der auf einem der Flügel mit 1514 oder 1517 datiert ist, wurde von dem Fleiner Vogt und Heilbronner Bürgermeister Conrad Erer gestiftet. Die Ausführung des spätgotischen Altars wird teilweise dem Heilbronner Meister Jerg Kugler zugeschrieben, der vermutlich auch am Hochaltar in der St.-Ulrichs-Kirche in Stockheim mitgewirkt hat, der einige Parallelen zum Altar der Veitskirche aufweist. Der Altar ist als Triptychon aus Mittelschrein und zwei Flügeltüren ausgebildet. Der Schrein zeigt den Heiligen Veit, der von den Heiligen Barbara und Papst Gregor I. flankiert wird. Die Figuren sind aus Holz geschnitzt und farbig bemalt. Die Heiligen tragen charakteristische Attribute. Die Nischen, in denen sie stehen, sind kunstvoll ausgestaltet und von reichem Gesprenge überkrönt. Die Flügel des Altars sind bemalt. Die Innenseite des linken Außenflügels zeigt "Die Prügelstrafe": Der Heilige Veit ist 12 Jahre alt vor seinem Richter Valerianus und erhält die Prügelstrafe. Die Innenseite des rechten Seitenflügels zeigt Das Martyrium des Hl. Veit: Der Hl. Veit in einem Kessel mit siedendem Öl. Eine Burg im Bildhintergrund ist auf 1514 oder 1517 datiert. Die Außenseite des linken Flügels zeigt die Heilige Barbara und die Heilige Katharina, die rechte zeigt die Heilige Agathe und die Heilige Odilia. Diese im Vergleich zum restlichen Bildschmuck älter wirkenden Heiligendarstellungen lassen die Überarbeitung eines älteren Altares bei der Herstellung des Veitsaltars in seiner heutigen Gestalt vermuten. Die Predella zeigt zwei Szenen. Links ist der Stifter Conrad Erer mit seiner zweiten Ehefrau Ursula Nenninger und ihrem jüngsten Kind vor dem sitzenden Veit dargestellt, der auch bei Kinderlosigkeit angerufen wurde. Die rechte Szene zeigt erneut den Hl. Veit im Kessel mit siedendem Öl flankiert von seinem Lehrer Modestus und rechts seiner Amme Kreszentia, die sein Martyrium der Sage nach teilten. Eine Figur des gekreuzigten Christus hängt an einem Kreuz an der Westwand der Kirche. Ursprünglich hing das Werk im Triumphbogen des Turmchors, was an den Löchern in den Profilsteinen des Bogens zu erkennen ist. In den Löchern waren die Ankerösen zur Befestigung des Kruzifixes befestigt. Die Figur befand sich bis 1910 auf dem Dachboden des Kirchenschiffes und wurde von Pfarrer Mohrer gefunden. Einerseits wird die Figur der "Heilbronner Schule um 1500" zugeschrieben. Für eine Datierung in das frühe 14. Jahrhundert spricht jedoch die "gestreckte Haltung", die "strenge Symmetrie" und die "archaisierende Darstellung". Weiter hat sich ein Taufstein im Stil der Gotik erhalten. Das Abendmahlsgerät entstand im 18. Jahrhundert und besteht aus Zinn. Es zeigt die typischen Heilbronner Formen. Die Weinkanne ist ein Schwesterstück der "Heilbronner Kannen", die sich im Historischen Museum Heilbronns befinden. Über 400 Jahre hingen in der Kirche drei Glocken, wobei der Form nach die kleine Glocke die älteste war. Die große Glocke war 1498 bei Bernhart Lachaman d. Ä. in Heilbronn gegossen worden. Die mittlere Glocke von 1501 stammte aus derselben Gießerei. Am 27. Juni 1917 wurde die kleine Glocke für den Ersten Weltkrieg eingezogen, eine weitere am 14. August 1918. Eine bei der Abnahme der kleinen Glocke entstandene Zeichnung des Werkmeisters Eckert aus Sontheim zeigt, wie die älteste Fleiner Glocke ausgesehen hat.

Kontakt

Gemeinde Flein
Kellergasse 1, 74223 Flein
Tel.: 07131/5007-0, Fax: 07131/5007-69

(Quelle: Seite "Veitskirche (Flein)". In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 21. Februar 2023)