Würzburger Tor mit Gedenkstätte und Weiße-Rose-i-Punkt

Würzburger Tor

Würzburger Tor (Bild: Peter Schmelzle)

Vom Frühsommer 1942 bis Februar 1943 fanden Bürger süddeutscher und österreichischer Städte in ihren Briefkästen Flugblätter, die zum Widerstand gegen das Nazi-Regime aufriefen. Sie waren benannt: "Flugblätter der Weißen Rose", später "Flugblätter der Widerstandsbewegung in Deutschland". Dies war das Werk von mehreren Studenten der Universität München. Allen voran Hans Scholl und Sophie Scholl, Alexander Schmorell, Christoph Probst und Willi Graf, und einem ihrer akademischen Lehrer, Professor Kurt Huber. Die Flugblätter waren mit Schreibmaschinen geschrieben, mit einem Hektographieapparat vervielfältigt und wurden, zur Tarnung, aus verschiedenen Städten mit der Post versandt. Sie sollten den Glauben an Hitler erschüttern, ein Bewußtsein des Zweifels wecken, das Gefühl für die Schmach wachrufen, die über Deutschland gekommen war und Neigungen zum passiven Widerstand verstärken. Die Adressen waren aus Adressbüchern entnommen. Der Antrieb zu dieser Aktion kam weniger aus dem Rückgriff auf eine politische Ideologie oder Bewegung. Es war zuerst ein Aufbäumen gegen die willenlose Art, wie die Deutschen den Faschismus hinnahmen und seinen Krieg ertrugen, wie sie den Zusammenbruch einer Kulturnation über sich ergehen ließen. Dem setzten die Studenten das Suchen nach dem Sinn des Daseins in ihrer finsteren Zeit entgegen. Die Frage nach Gott und der christlichen Existenz begleitete ihr Denken und Handeln. Aus diesem Kreis wurden Hans Scholl, Alexander Schmorell und Willi Graf Ende Juli 1942 während der Semesterferien zu einem Kriegseinsatz als Sanitäter an die Ostfront abgestellt. Bei einem Abschiedsabend wurde geprüft, ob man die gefahrvollen Widerstandsaktionen nicht besser einstellen sollten. Man kam zu dem Entschluß, die Tätigkeit fortzusetzen, wenn alle heil von der Front heimkehren sollten. Dann wollte man das Netz der Mitwirkenden straffer organisieren und eine mehr politische Linie einschlagen. Der Name der Flugblätter sollte geändert, Verbindungen mit anderen Widerstandskreisen, auch im übrigen Europa, aufgenommen werden. Die Studenten kehrten im Spätherbst von der russischen Front zurück und nahmen - noch unter dem Eindruck des mörderischen Krieges - ihre Widerstandstätigkeit wieder auf. Ein weiteres Flugblatt erschien. Parolen wie "Nieder mit Hitler" und "Freiheit" sah man auf Straßen und an Häuserwänden in München mit riesigen Lettern angeschrieben. Gleichzeitig versuchten sie, Kontakt mit anderen Widerstandskreisen um Berliner Militärs zu knüpfen. Ein zweites Treffen, bei dem die konkrete Zusammenarbeit besprochen werden sollte, hätte Ende Februar 1943 stattfinden sollen. Im Januar 1943 ging der Kampf um Stalingrad verloren. 300 000 Soldaten waren allein auf deutscher Seite gefallen. Stalingrad bedeutete eine Wende im Zweiten Weltkrieg. Stalingrad wurde zugleich der Auftakt zum verstärkten Widerstand in den besetzten europäischen Ländern. Die deutsche Bevölkerung war darüber erschüttert und gelähmt von dieser ersten Niederlage. Für die Mitglieder der Weißen Rose war es der Anstoß zu einem neuen Flugblatt, Hitler brutale Strategie anzuklagen und zur Umkehr aufzurufen. Am 18.02.1943 legten Hans und Sophie Scholl dieses Flugblatt, dessen Entwurf von Professor Huber stammte, in den menschenleeren Fluren der Münchner Universität aus. Sie wurden jedoch erblickt und die Ausgänge verschlossen. Kurz darauf wurden sie von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) verhaftet. Wenig später wurde ihr Freund Christopher Probst festgenommen. Der Kreis der Weißen Rose war tödlich getroffen. Schon am 22.02.1943 tagte der eigens dafür nach München eingeflogenen Volksgerichtshof unter dem Vorsitzenden seines berüchtigten Präsidenten Roland Freisler. In einem Schnellverfahren wurden die Drei zum Tode verurteilt und noch am selben Tag durch das Fallbeil hingerichtet. In einem zweiten Prozeß vor dem Volksgericht am 19.04.1943 wurde Professor Huber, Willi Graf und Alexander Schmorell zum Tode verurteilt und später ebenfalls hingerichtet. Zehn Personen erhielten zum Teil hohe Haftstrafen. Darunter waren - für Forchtenberg nicht uninteressant - zwei Enkel des ehemaligen Forchtenberger Stadtpfarrers Gradmann. Etwa 80 Freunde des Kreises und Familienangehörige der zum Tode verurteilten, die meist keine Kenntnis von der Widerstandstätigkeit hatten, wurden in Schutz- und Sippenhaft genommen. Auch folgten noch einige kleinere Gerichtsverfahren. Im Sommer und Spätherbst 1943 deckte die Gestapo eine andere Widerstandsgruppe auf, den Hamburger Kreis der Weißen Rose, dem sich rund 50 Leute angeschlossen hatten. Für acht von ihnen und einige Freunde bedeutete es den Tod. Für die Studenten Hans Konrad Leipelt, Greta Rothe, Reinhold Meyer, Frederick Geußenheimer, sowie für die Käte Leipelt, Elisabeth Lange, Curt Ledien und Margarete Mrosek.

Öffnungszeiten

Mittwoch: 15:00 Uhr bis 18:00 Uhr

Kontakt

Gedenkstätte Weiße Rose i-Punkt
Renate S. Deck
Würzburger Tor 5
74670 Forchtenberg
Telefonnummer:07905 5135

(Quelle: Stadt Forchtenberg)