Grafenburg

Grafenburg Lauffen

Wohnturm mit Bergfried der Grafenburg (Bild: Carlotta Thumm)

Als Wasserburg erbaut durch die Grafen von Lauffen, die Popponen, als Erweiterung des früheren Herrensitzes auf dem Kirchberg. Später als Wohnung der Oberamtsleute und Vögte genutzt. Einzige Burganlage auf einer Insel im Neckar. Seit 1818 Rathaus der Stadt.

Grafenburg

Die Grafen von Lauffen und ihre Burg

Das Salierreich (1024-1125): Das alte fränkische Adelsgeschlecht der Salier hatte seine Besitzschwerpunkte im Nahe-, Speyer- und Wormsgau. 1024 gelangte mit Konrad ein Mitglied dieser Familie auf den deutschen Königsthron, 1027 wurde er vom Papst in Rom zum Kaiser gekrönt. Ab diesem Zeitpunkt regierten die Salier ein Reich, das von Zentralfrankreich bis Polen und von Schleswig-Holstein bis Mittelitalien reichte. Während in diesem multikulturellen Staatsgebiet viele verschiedene Sprachen gesprochen wurden, war die Schriftsprache einheitlich Latein. Die Expansionspolitik der Salier, vor allem nach Osten, führte zu heftigen Auseinandersetzungen mit den slawischen Volksstämmen. Ein weiterer Konflikt spitzte sich zwischen kirchlicher und weltlicher Macht zu. Es kam unter Kaiser Heinrich IV. zum "Investiturstreit", in dem es darum ging, ob wie bisher der Kaiser oder fortan der Papst das Recht besaß, die Bischöfe einzusetzen. Durch seinen "Gang nach Canossa" gab der Kaiser 1077 schließlich dem Papst nach. Mit Heinrich V., der 1125 ohne männliche Nachkommen starb, endete die Dynastie der Salier.
Die Grafenburg Lauffen im 11. Jh.: Ab dem 11. Jh. setzte ein Bauboom bei steinernen Burgen ein, die sich von den meist hölzernen Fliehburgen des frühen Mittelalters in Form und Funktion grundsätzlich unterschieden. Immer mehr entwickelten sich die Wehranlagen zum Sitz einer hochadligen Familie und wurden räumlich abgesetzt zu den Siedlungen errichtet. Der Hauptbau dieser Burgen ist meist ein zentraler Wohnturm (im Unterschied zum später aufkommenden Bergfried als reinem Wehrturm), der von einer oft schon steinernen Umfassungsmauer umgeben ist. Bei großflächigen Anlagen, wie der Burg Lauffen, waren meist einfache Wirtschaftsgebäude daran angebaut. Die heute spärlichen Reste der salierzeitlichen Burgen, die später meist überformt oder abgetragen wurden, weisen oft ein sehr hochwertiges Mauerwerk auf. Vermutlich veranlasste eine 1003 geplante Klostergründung im Bereich der alten Burg bei der heutigen Regiswindiskirche die Grafen von Lauffen dazu, ihren Stammsitz auf die gegenüberliegende Insel zu verlegen. Dort errichteten sie eine neue Burg mit Wohnturm, auf dessen Anbau um 1200 ein Bergfried gesetzt wurde. Diese Bauten sind bis heute erhalten. Wie die restliche Burg aussah, die sicherlich das gesamte Areal des Felsplateaus über dem Neckar eingenommen hat, kann nur durch Vergleich mit anderen Anlagen des 11. Jh. erahnt werden. Der Wohnturm besitzt eine Seitenlänge von 13 x 10,30 m, bei einer Mauerstärke von max. 2,40 m. Ab den Fundamenten bis zu der Höhe, wo das Mauerwerk des Bergfrieds beginnt, also der früheren Maueroberkante, misst der Turm 12,50 m. Das Bodenniveau des Erdgeschosses lag einst ca. 30 cm tiefer. Der Raum, der höchstens schmale Lichtschlitze besaß und sicher nur vom darüber liegenden Geschoss aus erreichbar war, hatte eine Höhe von 5,50 m. Das Obergeschoss war über einen etwa 7 m hoch gelegenen, rundbogigen Eingang auf der Ostseite erreichbar. Die drei ebenfalls rundbogigen Fenster des Raumes, die aus sehr kleinen Bogensteinen gemauert sind, waren wie in Kirchen weit über Kopfhöhe positioniert. Höchstwahrscheinlich hatte der Turm noch ein weiteres, hölzernes Obergeschoss. Der in den Wohnturm eingebundene, also gleich alte Anbau misst 4,4 x 5 m und ist ebenso hoch wie dieser. Ein 2,3 x 1,5 m großer Innenraum besaß im Erdgeschoss sowohl nach Westen, als auch nach Osten einen Durchgang. Zwischen dem Erd- und Obergeschoss war ursprünglich ein Gewölbe eingezogen. Auf dieses gelangte man vom Wohnturmobergeschoss durch eine rundbogige Tür. In der Nordwand des Anbaus befindet sich ein 40 cm breiter und 1,7 m langer Schacht, der offensichtlich durch die Errichtung des Bergfrieds seine Funktion verlor. Auch andere Wohntürme, die zumeist ebenfalls ins 11. Jh. datiert werden, besitzen solche Anbauten, über deren Zweck noch viel spekuliert wird. Bei den kleineren Exemplaren könnte sich um einen Abort gehandelt haben, wie vielleicht auch beim Schacht in der Nordwand des Lauffener Turmes. Der Raum des Anbaus selbst enthielt vermutlich einen Treppenaufgang zum 2. Obergeschoss.
Die Grafen von Lauffen im Spiegel ihrer Zeit: Woher die mächtige Familie ursprünglich stammte, lässt sich bislang nicht klären. Verbindungen zu den schon in fränkischer Zeit fassbaren Babenbergern sind nicht unwahrscheinlich. Beide Familien werden aufgrund ihres Leitnamens "Popponen" genannt. Da Familiennamen zur Salierzeit noch nicht existierten, ist die Zuordnung einer Person oft schwierig. Die ersten sicheren Nennungen erfolgen ab 1011 mit Graf "Bobbo", der u.a. als Schlichter in einem Rechtsstreit zwischen dem Bistum Worms und Kloster Lorsch auftritt. Das bedeutendste Familienmitglied war vermutlich Erzbischof Bruno von Trier (1102-1124), der auch das Hauskloster "Wigoldsberg" bei Odenheim gründete. Um 1218/19 verstarb der letzte männliche Spross der Lauffener Grafen, deren Wappen heute noch dem Landkreis Heilbronn als Kreiswappen dient. Bewaffnung im 11. Jh.: Die Ausrüstung eines salierzeitlichen "Ritters", also eines berittenen Kämpfers, hat mit der, die ein Götz von Berlichingen 500 Jahre später trug, nur wenig zu tun. Der Leib wurde von einem knielangen Kettenhemd geschützt, dessen Anfertigung ungeheuer aufwändig war. Den Kopf bedeckte ein konischer Helm mit Nasenschutz und die kapuzenartige "Brünne". Die Schilde besaßen Tropfenform, Lanzen waren speerartig und konnten auch geworfen werden, Schwerter waren vom „fränkischen“ Typ. Das Fußvolk war außerdem mit Äxten, Bögen und Armbrüsten ausgestattet.
Herrschaftliches Wohnen: Gerade zur Salierzeit lassen sich anhand von Funden große Unterschiede im Lebensstandard zwischen dem Adel und der restlichen Bevölkerung feststellen. Auf den Burgen des Hochadels existierten bereits Kachelöfen und man findet neuerdings sogar immer mehr Hinweise auf fußbodenbeheizte Räume (evtl. Bäder) nach dem Prinzip des römischen Hypokaustums. Schachfiguren und Würfel zeugen von Betätigungen in der Freizeit und auch Luxusgüter wie Glas, feine Textilien und Schmuck waren in Gebrauch. Als Tafelgeschirr wurde rotbemalte, gelbtonige Keramik, wie die aus dem Kölner Raum importierte "Pingsdorfer Ware", verwendet.
Küche und Kochen: Da in schriftlichen und bildlichen Quellen aus dem 11. und 12. Jh. oft das "Alltägliche" unberücksichtigt bleibt, ist man beim Thema mittelalterliche Küche hauptsächlich auf die Erkenntnisse der Archäologen angewiesen. Die Form der sich besonders gut erhaltenen Keramik gibt hier nicht nur Aufschluss über ihr Alter, sondern auch über ihre Funktion. Herdstellen befanden sich zu ebener Erde, wo Tontöpfe direkt in die Glut oder daneben gestellt wurden, so dass ein ständiges Umrühren erforderlich war. Metallkessel wurden dagegen über das Feuer gehängt. Grundnahrungsmittel war Brot. Während sich die Oberschicht ein Weißbrot aus fein gemahlenem Mehl leistete, aß der einfache Mann ein grobes Vollkornbrot. In der mittelalterlichen Küche war Gemüseeintopf ein Standardgericht. Fleisch kam dem Geldbeutel entsprechend häufiger oder manchmal auch gar nicht auf den Tisch.
Leben, Wohnen, Kleidung: Der Großteil der Bevölkerung führte ein bäuerliches Dasein, denn die Nahrungsmittelproduktion war eine aufwändige Arbeit. Von den Erträgen mussten dem Grundherrn Abgaben geleistet werden. Die strohgedeckten Holzhäuser der Landbevölkerung waren nicht von langer Lebensdauer, da die eingegrabenen Pfosten schnell verfaulten. Oft zerstörte auch ein durch offenes Herdfeuer verursachter Brand das ganze Heim. Aus den wenigen Abbildungen des Hochmittelalters geht hervor, dass Männer eine knielange Tunika mit enganliegenden Ärmeln und strapsähnliche Beinlinge, Frauen ein knöchellanges Kleid mit trichterförmigen Ärmeln, darüber teils einen capeartigen Umhang und Kopftuch trugen.

(Recherche und Text: Nicolai Knauer, Heilbronn; Grafik Design, Modelle, Burgenforschung)

Erbauer

Grafen von Lauffen (Popponen)

Kontakt

Bürgerbüro Lauffen a. N.
Bahnhofstr. 54, 74348 Lauffen
Tel.: 07133/2077-0, Fax: 07133/2077-10

(Quelle: Verfasser des Artikels zur Burg Lauffen: Nicolai Knauer, Heilbronn; Grafik Design, Modelle, Burgenforschung)