Göler von Ravensburg

Erstmalige Erwähnung: 1190

Burg Streichenberg

Die Göler von Ravensburg waren u.a. Mitbesitzer der Burg Streichenberg bei Gemmingen (Bild: Peter Schmelzle)

Beschreibung:
Die Familie Göler von Ravensburg stammt ab von einem alten Kraichgauer Adelsgeschlecht, das der Schwäbischen Reichsritterschaft angehörte und deren Stammsitz, die Ravensburg, bei Sulzfeld liegt. Sie ist stammverwandt mit den Herren von Helmstatt und den Herren von Mentzingen, die ähnliche Wappen führen.

Göler von Ravensburg

Urkundlich ist die Familie Göler von Ravensburg ab dem 13. Jahrhundert auf ihrem Stammsitz belegt. Die Mehrzahl der Historiker datieren den Bau der Burg und die Spaltung der drei Adelsgeschlechter mit dem Raben im Wappen (Göler, Helmstatt, Mentzingen) auch erst auf diesen Zeitraum. Raven de Wimpina zu Rappenau war ein bedeutender staufischer Reichsministerial in Wimpfen, der erstmals 1190 urkundlich erwähnt wurde. Er gilt als der früheste gesicherte Vorfahre der drei genannten Adelsgeschlechter, die zum Kern der Kraichgauer Ritterschaft gehörten und die Geschichte des Kraichgau vom Hochmittelalter bis zur Mediatisierung im Jahr 1806 geprägt haben. Auf Raven de Wimpina könnte der Bau der Burg Ravensburg bei Sulzfeld im Kern um 1220 zurückgehen. Als Sohn des Raven wurde 1222 ein Dieter von Ravensburg erwähnt, seine Brüder Conrad und Heinrich erschienen 1220 noch als Herren von Sulzfeld, 1233/34 dann als von Ravensburg. 1231 wird ein Raban der Alte von Ravensburg als vierter Bruder erwähnt. Raban "der Alte" wurde zum Besitzer der Ravensburg. Sein Sohn Berthold nannte sich um 1250 erstmals Göler von Ravensburg und gilt als erster Namensträger und Ahnherr der heute noch bestehenden Familie. Ein gleichnamiger Sohn des "alten" Ravan wurde durch Heirat in ein altes Herrengeschlecht Herr über Menzingen und damit als Ravan von Mentzingen Stammvater der heutigen Herren von Mentzingen. Die Herren von Mentzingen waren bis 1409 Mitbesitzer an der Ravensburg und hatten bis ins späte 15. Jahrhundert noch weitere Güter und Rechte in Sulzfeld. Conrad von Sulzfeld hatte seinen Sitz wohl in einem Herrenhaus an der Stelle des heutigen Gölerschen Rentamts in Sulzfeld. Seine Familienlinie der Herren von Sulzfeld starb mit dem 1263 als Ratsherr in Bretten bezeugten Berthold von Sulzfeld aus. Heinrich von Sulzfeld geriet wohl durch Heirat in den Besitz des Ortes Helmstadt und benannte sich nach diesem. Er blieb vermutlich kinderlos, da sich in der frühen Helmstatt-Stammfolge keine weiteren Personen mit Namen Heinrich finden. Dieter von Sulzfeld hatte einen gleichnamigen Sohn Dieter, der als Dieter von Helmstatt zum Stammvater der Herren von Helmstatt wurde. Der Besitz fiel ihm entweder durch Hochzeit oder aus dem Erbe seines Onkels Heinrich zu. Der Beiname Göler (bis ins 15. Jahrhundert meist noch Goler geschrieben) leitet sich wahrscheinlich von einer regionaltypischen Bezeichnung für den männlichen Raben, folglich also vom Wappentier ab. Der Name dürfte sich anfangs persönlich auf Berthold I. bezogen haben, der zwar so genannt wurde, aber noch nicht als Göler gesiegelt hat. Seine Söhne haben den Beinamen dann auch in ihre Siegel übernommen. Alle drei Familien (Göler von Ravensburg, von Mentzingen und von Helmstatt) führen als Wappen einen schwarzen Raben auf silbernem Feld. Nur durch die Helmzier unterscheiden sich die drei Wappen. Göler von Ravensburg: auf schwarz-silbernen Decken ein Rabenhals mit einem goldenen Kamm, der mit fünf Granatblüten besteckt ist; von Mentzingen: auf schwarz-silbernen Decken ein silberner Schwan mit goldenem Schnabel und erhobenen goldenen Flügeln, deren schwarze Schwungfedern mit silbernen Lindenblättern bestreut sind; von Helmstatt zu Neckarbischofsheim: auf schwarz-silbernen Decken zwei Büffelhörner, das rechte silbern, das linke schwarz. Dagegen zeigte der ältere, 1694 erloschene Zweig zu Helmstadt, die identische Helmzier wie die Göler von Ravensburg.Raben und Krähen sind regionaltypische Vögel des Kraichgaus. Johann Bernhard Göler I. (1608-1652) hat in seiner Familienchronik das Wappen auf einen Ritter Raban Göler im Kreichgau um 930 zurückgeführt, der zu Ehren König Heinrichs I., des Vogelstellers, einen Vogel als Wappentier gewählt haben soll. Diese tradierte Herleitung ist jedoch lediglich eine dem Zeitgeschmack des 17. Jahrhunderts geschuldete Legende. Stammvater des Geschlechts ist Berthold I. Göler von Ravensburg, der um 1250 mehrfach erwähnt wird. Sein Sohn Raban I., erwähnt um 1280, war Landvogt in Schwaben. Mit dessen Söhnen Raban II. († 1320) und Berthold II. († 1335?) teilte sich das Geschlecht in den 1451 erloschenen Raban-Stamm und den heute noch blühenden Berthold-Stamm. Letzterer war im frühen 15. Jahrhundert auch kurzzeitig vom Aussterben bedroht, nachdem Albrecht Göler von Ravensburg 1411 in der Schlacht am Donnersberg gefallen war und seine Söhne Albrecht IV. und Hans 1431 in Lothringen fielen. Da der dritte Sohn Martin Domherr zu Speyer war, erhielt dieser als letzter männlicher Spross des Geschlechts 1433 durch Papst Eugen IV. unter ansehnlichen Kosten Befreiung vom geistlichen Amt und führte den Berthold-Stamm fort. Der Stamm teilte sich 1694 in die Äste Friedrich und Ferdinand, die sich im 18. Jahrhundert nochmals verzweigten. Der Ferdinand'sche Ast besaß 1717 drei Viertel aller Göler'schen Lehensgüter, 1745 wurden diese Besitzungen in einen Familienfideikommiss übertragen. Die Göler von Ravensburg hatten Besitz in über 30 Orten, vorwiegend im Kraichgau. Zu den Lehensherren der Göler zählten die Grafen von Katzenelnbogen (und später als deren Nachfolger die Landgrafen von Hessen), die Pfalzgrafen bei Rhein bzw. die Kurpfalz, das Bistum Speyer, die Grafen von Oettingen und in geringem Umfang auch die Markgrafen von Baden. In einer Urkunde von 1251 wird der Verkauf von Gütern und Rechten in Oberderdingen, darunter auch Weinberge, von Berthold I. Göler von Ravensburg und Liutfried von Helmsheim an das Kloster Herrenalb bezeugt. Über den dadurch seit 1251 nachgewiesenen Besitz von Weinbergen galt die Familie bis zum Verkauf ihres Weinguts 2010 als älteste Weinbau betreibende Familie Badens und wurde zu den ältesten Weinerzeugern der Welt gerechnet. Die Göler waren ab 1440 Mitglieder der Turniergesellschaft des niederen Esels, 1480 der des oberen Esels. Im 16. Jahrhundert waren die Göler im Ritterkanton Kraichgau innerhalb des Schwäbischen Ritterkreises organisiert. Innerhalb ihrer ritterschaftlichen Orte hatten die Göler von Ravensburg landesherrliche Befugnisse mit niederer Gerichtsbarkeit, Forstbann und Jagdbann, Religionsbann und Patronatsrecht, Polizeigewalt und Judenregal. Die frühneuzeitliche Ortsherrschaft über längere Zeit besaßen die Göler in Sulzfeld, wo Bernhard Göler I. (1480-1554) und Albrecht Göler VI. (um 1480-1542) 1529 die Dorfordnung aufstellten, in Daisbach und in Kieselbronn. 1522 führte Bernhard I. Göler von Ravensburg in Sulzfeld die Reformation ein. Damit war der Ort eine der ersten Gemeinden, die zum lutherischen Glauben übertrat. Während des Bauernkriegs nahm Bernhard Göler von Ravensburg am 29. April 1525 als Berater des Bischofs Georg von Speyer an Verhandlungen mit aufständischen Bauern in Herrenalb teil. Dank seines als ausgleichend beschriebenen Charakters erreichte er einen Kompromiss, der die Bauern veranlasste, wieder nach Hause zu gehen. Nach dem Übergang der reichsritterschaftlichen Gebiete des Kraichgaus an Baden zu Beginn des 19. Jahrhunderts verloren die Göler wie auch viele andere Adelsfamilien ihre Reichsunmittelbarkeit und ihre obrigkeitlichen Rechte, behielten als Grundherren aber weiterhin Besitz und Rechte. Sechs Angehörige der Familie zogen nach 1830 als Abgeordnete in die I. Kammer der Badischen Ständeversammlung ein. Karl Friedrich Benjamin Göler von Ravensburg (1801-1868) war beinahe 30 Jahre Kammermitglied und zeitweise Vizepräsident der Kammer. Auch sonst gab es nach 1806 enge Bindungen der Göler zum Großherzogtum Baden. Sofern Angehörige der Familie eine höhere Militärlaufbahn eingeschlagen hatten, dienten sie fast ausschließlich dem Großherzogtum. Erst nach der Reichsgründung 1871 und dem Übergang des badischen Militärs zu Preußen sind Göler-Militärpersonen auch verstärkt außerhalb Badens zu finden. Für den Besitzumfang der Familie bedeutsam war die Heirat von Karl Göler aus dem Ferdinand'schen Ast der Göler mit Karoline Freiin von Zyllnhardt 1826. Diese war 1828 Erbin des Besitzes ihres Vaters, des großherzoglich badischen Staatsrats Karl von Zyllnhardt. Dadurch kamen die vormals Zyllnhardt'schen Güter in Bammental, Gauangelloch, Ochsenbach, Mauer und Schatthausen in den Besitz der Göler. 1843 geriet die Familie Göler von Ravensburg im Zuge der sogenannten Göler-Haber-Affäre in das Blickfeld der Medien. Der Hintergrund war, dass dem Sohn eines geadelten jüdischen Bankiers aus Karlsruhe, Moritz von Haber, die Teilnahme an einem Ball in Baden-Baden verwehrt wurde, da er einer fünf Jahre zuvor erfolgten angeblichen Beleidigung durch Julius Göler von Ravensburg nicht entgegentrat. Der Eklat ließ sich nicht ausräumen, und es kam zu einem erzwungenen Duell zwischen Julius von Göler und Habers Sekundanten von Werefkin. Hierbei wurde Julius von Göler tödlich getroffen. Sterbend und halb aufrecht gehalten von seinen Sekundanten, gelang es Julius von Göler, nach drei Fehlzündungen auch von Werefkin zu erschießen. 1989 übergab Dieter Göler von Ravensburg das Familienarchiv mit Urkunden und Akten aus der Zeit von 1367 bis 1960 (insgesamt ca. 28 lfd.m.), das sich bisher im Rentamt zu Sulzfeld befand, an das Generallandesarchiv Karlsruhe. 2010 verkaufte die Familie ihr traditionsreiches Weingut Burg Ravensburg samt Göler’schem Rentamt in Sulzfeld an Heinz Heiler, den Eigentümer der Weingut Heitlinger GmbH. Die älteste bekannte Darstellung der Göler'schen Familiengeschichte entstand gegen Ende des 16. Jahrhunderts. Sie wurde von Hans III. Göler von Ravensburg verfasst und trägt den Titel: Genealogia Nobilium de Goeler von und uff Ravenspurg. Weitergeführt wurde diese Chronik von Johann Bernhard Göler von Ravensburg im Jahr 1631. 1858 verfasste Hauptmann Louis Göler von Ravensburg eine bis in dieses Jahr fortgeführte Familiengeschichte, die 1958 durch Albrecht Göler von Ravensburg fortgesetzt wurde. Der Heimatverein Kraichgau veröffentlichte 1979 Die Göler von Ravensburg – Entstehung und Entwicklung eines Geschlechts der Kraichgauer Ritterschaft. Verfasser waren Dieter und Ravan Göler von Ravensburg. Letzterer vollendete 1997 die Genealogie der Göler von Ravensburg: Ein zweibändiges Werk, das den Umfang der bisherigen Chronik weit übertrifft. 2002 erschien eine 2., überarbeitete und erweiterte Auflage.

Wappen
Wappen der Göler von Ravensburg nach Siebmachers Wappenbuch

Wappen der Göler von Ravensburg nach Siebmachers Wappenbuch (Bild: Johann Siebmacher - Reproduction of a painting that is in the public domain because of its age)

Alle drei Familien (Göler von Ravensburg, von Mentzingen und von Helmstatt) führen als Wappen einen schwarzen Raben auf silbernem Feld. Nur durch die Helmzier unterscheiden sich die drei Wappen: Göler von Ravensburg: auf schwarz-silbernen Decken ein Rabenhals mit einem goldenen Kamm, der mit fünf Granatblüten besteckt ist. von Mentzingen: auf schwarz-silbernen Decken ein silberner Schwan mit goldenem Schnabel und erhobenen goldenen Flügeln, deren schwarze Schwungfedern mit silbernen Lindenblättern bestreut sind. von Helmstatt zu Neckarbischofsheim: auf schwarz-silbernen Decken zwei Büffelhörner, das rechte silbern, das linke schwarz. Dagegen zeigte der ältere, 1694 erloschene Zweig zu Helmstadt, die identische Helmzier wie die Göler von Ravensburg. Raben und Krähen sind regionaltypische Vögel des Kraichgaus. Johann Bernhard Göler I. (1608-1652) hat in seiner Familienchronik das Wappen auf einen Ritter Raban Göler im Kreichgau um 930 zurückgeführt, der zu Ehren König Heinrichs I., des Vogelstellers, einen Vogel als Wappentier gewählt haben soll. Diese tradierte Herleitung ist jedoch lediglich eine dem Zeitgeschmack des 17. Jahrhunderts geschuldete Legende.

Stammsitz: Ravensburg bei Sulzfeld

Besitzungen in der Region Heilbronn-Franken: Adelshofen, Anteile an Zehnt und Gülten in Cleebronn, im frühen 15. Jahrhundert Besitz in Elsenz, Anteile am Zehnten und am Patronatsrecht in Eppingen, im 13. und 14. Jahrhundert Anteile am Zehnten in Güglingen, Schloss Lehrensteinsfeld, Mitbesitzer der Burg Streichenberg

(Quelle: Seite "Göler von Ravensburg". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 24. März 2018)