Burgruine Weibertreu

Burgruine Weibertreu

Burgruine Weibertreu (Bild: Rosenzweig)

Eine der ältesten Hochadelsburgen im Lande. Im Jahr 1140 Schauplatz einer weltberühmten Begebenheit: Die treuen Weiber von Weinsberg, denen der Stauferkönig Konrad III. freien Abzug gewährte und die statt der erlaubten persönlichen Habe ihre Männer auf dem Rücken aus der belagerten Burg trugen. Achteckiger Turm, Königsmauer mit Namen von Fürstlichkeiten, Wehrgang, Ringmauer, Bergfried, Dicker Turm mit Namen und Inschriften bedeutender Persönlichkeiten des 19. Jh. ("Steinernes Album"). Aussichtspunkt.

Burgruine Weibertreu

Bekannt ist die Burg durch die namengebende "Treu-Weiber-Begebenheit" vom 21. Dezember 1140, als nach der Kapitulation der belagerten Burg die Frauen (später „Treue Weiber von Weinsberg“ genannt) ihre Männer vor der Hinrichtung retteten, indem sie sie auf dem Rücken den Berg hinuntertrugen. Die Burg Weinsberg wurde vermutlich für militärische Zwecke im frühen 11. Jahrhundert errichtet. Erstmals fassbar wird sie in der (um 1430 niedergelegten) Gründungsgeschichte des 1037 gegründeten Chorherrenstifts Öhringen, in dem berichtet wird, dass die Stifterin, Gräfin Adelheid von Metz bzw. von Egisheim, bis zur Stiftung auf der Burg Weinsberg wohnte. Gräfin Adelheid war in erster Ehe die Mutter von Kaiser Konrad II. und wird deshalb als Stammmutter des Salierhauses bezeichnet. In zweiter Ehe war sie die Mutter des Bischofs Gebhard III. von Regensburg. 1140 war die Burg im Besitz der Welfen, die sich mit den Staufern um die Macht im Reich stritten. König Konrad III., in seinem Gefolge sein Bruder Friedrich II. von Schwaben und mehrere Bischöfe und Fürsten (u. a. Markgraf Hermann III. von Baden), belagerte die Burg mehrere Wochen lang und schlug am 21. Dezember 1140 in offener Feldschlacht den zum Entsatz heraneilenden Welf VI. Kurz darauf ergab sich die Burg. Dem Bericht der Kölner Königschronik zufolge versprach der König den Frauen auf der Burg Weinsberg freien Abzug und gab die Erlaubnis, "dass jede forttragen dürfte, was sie auf ihren Schultern vermöchte". Auf die Männer wartete der Tod. Die Frauen nahmen den König beim Wort und trugen ihre Männer auf dem Rücken hinab, denen sie so das Leben retteten, da der König sein Wort hielt. Die Frauen wurden als Treue Weiber von Weinsberg bekannt, und die Burg kam aufgrund dieser Begebenheit zu ihrem Namen Weibertreu (vermutlich im Lauf des 18. Jahrhunderts). Mit der Kapitulation kam die Burg in den Besitz der Staufer, die ein Ministerialengeschlecht, die Herren von Weinsberg, auf der Burg einsetzten. 1188 wird das castrum Winisperch cum omnibus pertinenciis (dt.: Burg Weinsberg mit allem Zubehör) in einem Vertrag zwischen Kaiser Friedrich I. Barbarossa und König Alfons VIII. von Kastilien, in dem die Ehe zwischen Friedrichs Sohn Konrad und Alfons Tochter Berengaria vereinbart wurde, erwähnt. Die Burg gehörte mit weiteren 29 staufischen Gütern zur Morgengabe der Braut. Allerdings wurde diese Ehe niemals in die Praxis umgesetzt. Die Herren von Weinsberg hatten die Burg bis 1450 als Reichslehen inne und stellten Ende des 14. Jahrhunderts den Erzbischof und Kurfürsten von Mainz (Konrad II. von Weinsberg) und Anfang des 15. Jahrhunderts den Reichserb(unter)kämmerer (Konrad IX. von Weinsberg). Sie reklamierten auch die Herrschaft über die Stadt Weinsberg; die Stadt widersetzte sich aber und strebte den Status einer Reichsstadt an, was ihr 1430 auch gelang. Schon 1440 aber wurde die Stadt kurpfälzisch und 1450 verkauften die Herren von Weinsberg aus Geldmangel die Burg Weinsberg an die Kurpfalz. 1504 eroberte Herzog Ulrich von Württemberg im Landshuter Erbfolgekrieg Burg und Stadt Weinsberg nach dreiwöchiger Belagerung. Durch Beschuss mit Kanonen erlitt die Burg große Schäden am Bergfried und an der nördlichen Ringmauer. 1512 wurde der Übergang von Burg und Stadt in württembergischen Besitz auch vertraglich von der Kurpfalz anerkannt. Vermutlich ließ Herzog Ulrich in der Folgezeit den sogenannten Dicken Turm, einen Batterie- bzw. Geschützturm, im Nordosten der Burg neu aufführen und durch eine verstärkte innere Burgmauer mit dem westlich gelegenen Bergfried verbinden. Am Ostersonntag (16. April) 1525 wurden Burg und Stadt, wie ganz Württemberg zu dieser Zeit in österreichischem Besitz, im Bauernkrieg Bauernkrieg von den aufständischen Bauern erobert. Da die Zerstörungen von 1504 nur notdürftig repariert worden waren, hatten sie leichtes Spiel. Dabei fielen ihnen Margaretha von Helfenstein, die Frau des Weinsberger Amtmanns Ludwig Helferich von Helfenstein, und deren kleiner Sohn in die Hände. Beide wurden nach Heilbronn geschickt, angeblich auf einem Mistwagen. Die Burg wurde geplündert und angezündet, sie ist seitdem Ruine. Ludwig von Helfenstein und seine Begleiter wurden ebenfalls gefangen genommen und von den Bauern vor den Toren Weinsbergs hingerichtet. Die als Weinsberger Blut-Ostern bekannt gewordene Tat erregte große Furcht bei den Adligen und führte am 21. Mai nach der Niederlage der Bauern zur Niederbrennung der Stadt Weinsberg durch die Söldnertruppen des Schwäbischen Bundes unter Georg Truchsess von Waldburg-Zeil und zum Verlust des Stadtrechts bis 1553. Herzog Johann Friedrich von Württemberg versuchte vor oder zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges, Dreißigjährigen Krieges, die Ruine erneut befestigen zu lassen, vollendete seine Bemühungen aber nicht. Zeuge der damaligen Befestigungsbemühungen ist die verstärkte nordwestliche Ringmauer mit einer Ausfallpforte. Möglicherweise geht auch der Dicke Turm erst auf diese Zeit statt auf das frühe 16. Jahrhundert zurück. Im Laufe der Jahrhunderte verfiel die Burg und wurde von den Weinsbergern als billige Steinquelle genutzt, in der Regel ohne Erlaubnis. Nach dem Weinsberger Stadtbrand von 1707 erlaubte das württembergische Herrscherhaus als Eigentümer die Abfuhr von Bruchsteinen zum Wiederaufbau der Stadt. Die wertvollen Quadersteine sollten auf der Burg verbleiben, was die Bürger aber nicht daran hinderte, sie dennoch abzufahren. Auf diese genehmigte und ungenehmigte Abfuhr von Steinen ist die heutige Gestalt der Burg im Wesentlichen zurückzuführen. Justinus Kerner, der als Oberamtsarzt 1819 nach Weinsberg kam, verhinderte den weiteren Verfall. Zusammen mit sechs Damen der Weinsberger Honoratiorenschicht gründete er am 8. Dezember 1823 den Frauenverein Weinsberg. Königin Pauline von Württemberg übernahm die Schutzherrschaft über den Verein, der die 1712 bis 1716 angelegten Weingärten innerhalb der Burgmauern erwerben konnte und von König Wilhelm I. von Württemberg am 30. August 1824 mit der Ruine belehnt wurde. Kerner ließ den Trümmerschutt in der Ruine entfernen und die Weinberge roden. Der heutige Fußweg zur Burg wurde angelegt, ein äußerer Zugang zum Untergeschoss (Pulvermagazin) des Dicken Turmes in die Mauern gebrochen. Aus den Trümmersteinen wurde nach Plänen des württembergischen Hofbaumeisters Nikolaus Friedrich von Thouret die Kapelle erbaut. Das Burginnere wurde wie ein Park gestaltet und kann seitdem von der Öffentlichkeit besucht werden. Nach dem Tode Justinus Kerners übernahm 1868 dessen Sohn Theobald den Vorsitz des Frauenvereins, den er über Jahrzehnte bis 1902 innehatte. Auf ihn geht das "Steinerne Album" zurück: Verse von Justinus Kerner, Theobald Kerner, Karl Mayer, Eduard Mörike, Nikolaus Lenau und anderen wurden in die Mauern der Burg eingemeißelt. Auch die bloßen Namen prominenter Besucher wurden verewigt, an der sogenannten Königsmauer südöstlich der Kapelle bevorzugt die Besucher von Adel wie Kaiser Franz I. von Österreich, der 1813 die Burg besuchte und König Karl von Württemberg, der 1857 noch als Kronprinz nach Weinsberg kam. Jahrzehnte später versuchte die Stadt Weinsberg, den 1926 durch die Auflösung des Oberamtes Weinsberg erlittenen Bedeutungsverlust durch neue Funktionen im nationalsozialistischen Staat zu kompensieren. So wurde 1934 der Plan verfolgt, Weinsberg zur "Hauptstadt der deutschen Frauentreue" ernennen zu lassen. Ein diesbezüglicher Vorstoß bei Joseph Goebbels scheiterte jedoch. Ebenso wenig von Erfolg gekrönt war der 1936 von Bürgermeister Weinbrenner an die Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink gerichtete Vorschlag, auf der Burgruine Weibertreu eine Schulungsstätte der NS-Frauenschaft einzurichten. Ab 1957 ließ der Justinus-Kerner- und Frauenverein umfangreiche Renovierungsarbeiten am Mauerwerk vornehmen, bei denen auch das jetzige hölzerne Pförtnerhäuschen errichtet und die nördliche Ringmauer wiederhergestellt wurden. Im Anschluss fanden 1959 bis 1961 ausgedehnte Grabungen statt, denen große Teile des heutigen Wissens über die Burganlage zu verdanken sind. Archäologische Funde aus diesen Grabungen sind seit 2005 in der so genannten Kapelle auf der Burg zu besichtigen. Nachdem die Grabungen aus Geldmangel abgebrochen werden mussten, fanden 1962 bis 1963 weitere Restaurierungsarbeiten statt, bei denen die Wege wiederhergestellt und Büsche und Bäume gepflanzt wurden. Der Zugang zur Burg erfolgt im Süden und ist von der Stadt und von einem Parkplatz unterhalb des Berges auf einem Fußweg durch die Weinberge möglich, der dann durch einen Mauerdurchbruch auf Höhe des ehemaligen dritten Eingangstors ins Innere führt. Außerdem gibt es noch den ursprünglichen, sehr steilen Zugangsweg (Treu-Weiber-Weg), über den prinzipiell die Zufahrt von Nordosten erfolgen kann, der aber gesperrt ist, da keine Parkmöglichkeit auf der Burg besteht. Von der ehemaligen Burganlage ist nicht mehr viel erhalten. Die Ringmauer existiert noch (bzw. wurde in manchen Teilen wieder aufgebaut), ebenso der südöstliche Turm des Hauptgebäudes (Palas). Der unten runde, oben achteckige Turm war früher um zwei Fachwerkstockwerke höher und fungierte als Treppenturm des Palas. Er dient heute als Aussichtsturm und bietet einen sehr guten Blick auf Weinsberg und die umliegende Landschaft. Von seinem Gegenstück im Südwesten existieren nur noch Reste, die bei den Grabungen 1959 freigelegt wurden. Vom Hauptgebäude selbst ist außer den zwei Türmen fast nichts erhalten. Beide Türme sind noch durch eine niedrige Mauer miteinander verbunden. Nördlich dieser Mauer findet sich ein kleiner Steinbruch, der nach der Zerstörung der Burg genutzt wurde. Eine große und flache Zisterne (Wasserbecken) südlich des früheren Hauptgebäudes wurde 1961 ausgegraben. Ein Teil des Wehrgangs existiert noch an der westlichen Ringmauer. Nur noch Reste sind erhalten vom Bergfried und zwei Tortürmen. Im Südwesten des Geländes befindet sich noch die sogenannte Kapelle, die aber erst 1824 erbaut wurde und auch keine Kapelle ist, sondern als Ausstellungs- oder Lagerraum diente. Noch weitgehend intakt sind der später hinzugefügte Dicke Turm im Nordosten der Burg, die Ausfallpforte im Nordwesten, die verstärkte innere Burgmauer zwischen Dickem Turm und Bergfried und an ihr eine Zisterne. In den Schießscharten des Dicken Turmes ließ Justinus Kerner Äolsharfen anbringen, die seit einigen Jahren wieder an ihrem Platz sind und bei starkem Wind ertönen.

Erbauer / Besitzer
Öffnungszeiten

Täglich geöffnet (außer bei Eis und Schnee und Sturm).

Kontakt

Justinus-Kerner- und Frauenverein Weinsberg e.V.
E-Mail: geschaeftsstelle@kernerundfrauenverein.de

(Quelle: Seite "Burgruine Weibertreu". In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 22. Mai 2022)