Hans Purmann

Daten und Fakten 
Geboren10.04.1880, Speyer
Gestorben17.04.1966, Basel
WirkungsstätteLebte und arbeitete von 1914-1916 in Beilstein
TätigkeitsfeldKünstler
LeistungMaler, Grafiker und Sammler

Hans Marsilius Purrmann war ein Maler, Grafiker, Kunstschriftsteller und Sammler. Er lebte und arbeitete in München, Paris, Berlin, Langenargen, Florenz und Montagnola im Tessin. Purrmann fand als Schüler und Freund von Henri Matisse in Paris seine eigene, vom Expressionismus unberührte malerische Form. Er schuf Stillleben, Akte, Porträts und meist südlich-lichterfüllte Landschaftsgemälde. Sein Werk besteht aus fast 1400 Ölgemälden, über 400 Aquarellen, über 1200 Zeichnungen, zahlreichen Grafiken und vier Plastiken. Er war der Ehemann der Malerin Mathilde Vollmoeller-Purrmann.

Hans Purrmann

Nach Abschluss der Volksschule erlernte Purrmann im väterlichen Betrieb das Malerhandwerk, das ihn jedoch nicht zufriedenstellte. Bald besuchte er die Kunstgewerbeschule in Karlsruhe; ab 1897 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste München. Durch seinen Lehrer Franz von Stuck erhielt er die erste akademische Kunstausbildung. Er lernte dort unter anderem Eugen von Kahler, Paul Klee, Wassily Kandinsky und Albert Weisgerber kennen. Mit dem letzteren verband ihn eine herzliche Freundschaft. Das angesehene elterliche Malergeschäft führte sein jüngerer Bruder Heinrich Christian (1881-1943), zusammen mit seiner Gattin Elisabeth Josefine Edle von Walck (1888-1969) und dem gemeinsamen Sohn weiter. Im Jahre 1905 ging Purrmann für etwa ein halbes Jahr nach Berlin, angezogen besonders von Max Liebermann und Max Slevogt. Auf Vorschlag Liebermanns wurde er in die Berliner Secession aufgenommen; fortan vertrat der Galerist Paul Cassirer sein Werk. Trotz dieser Erfolge zog es ihn 1906 nach Paris, wo er im Café du Dôme seinen alten Freund Weisgerber und Rudolf Levy traf, aber auch neue Freunde, darunter Oskar und Margarethe Moll sowie den späteren Bundespräsidenten Theodor Heuss, kennenlernte. Purrmann gehörte zum Kreis der "Domiers", so genannt nach ihrem Stamm-Café du Dôme, gruppiert um den Kunstmäzen Wilhelm Uhde. Im Haus Gertrude Steins machte er die Bekanntschaft mit Pablo Picasso und Henri Matisse. Mit diesem zusammen baute er die "Académie Matisse" auf: Matisse als Lehrer, Purrmann als "massier" (Obmann), zuständig für Organisation und Verwaltung. Durch Matisse erhielt Purrmann seine endgültige "formation" (Ausbildung), er fand zu seinem persönlichen Stil, der die Anregungen von Matisse, Paul Cézanne und Pierre-Auguste Renoir erkennen lässt; bis ans Lebensende behielt er in seinen Arbeiten individuelle, charakteristische Züge bei, auch wenn er den Expressionismus, den Kubismus und auch die abstrakte Malerei intensiv studierte und zur Kenntnis nahm. Nach der Hochzeit 1912 mit der Malerin Mathilde Vollmoeller und der Hochzeitsreise lebte die Familie Purrmann bis 1914 in Paris. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges erzwang ihre Rückkehr nach Deutschland. Von 1914 bis 1916 lebten sie im "Unteren Schloss" des Unternehmers Robert Vollmoeller in Beilstein, danach nahmen sie bis 1935 ihren Hauptwohnsitz in Berlin. Ab 1921 verbrachten sie die Sommer in Langenargen am Bodensee, wo sie ein Fischerhaus erwarben. Purrmann zog es nach Italien; dorthin führten ihn mehrere Reisen. Von 1923 bis 1928 lebte die Familie in Rom und verbrachte nur die Sommermonate am Bodensee. In dieser Zeit entstanden farbkräftige, Licht durchflutete Landschaftsbilder. Nach der Machtergreifung Hitlers wurde Purrmanns Kunst als "entartet" geächtet, weil er ein "Französling" sei. 1935 nahm er zusammen mit einigen Malerfreunden an der Beerdigung von Max Liebermann teil; dabei wurde er von der Gestapo überwacht. Purrmann musste aus Deutschland fliehen. Freunde verhalfen ihm zur ehrenamtlichen Leitung der Villa Romana in Florenz. Dies war möglich, weil die Villa Romana von einem Verein betrieben wurde, der bis zum Krieg selbstverwaltet und noch nicht gleichgeschaltet war. Es gelang Purrmann, die Villa mit tatkräftiger Mithilfe seiner Frau wieder zu einem Kunstzentrum zu machen, in dem sich zahlreiche Künstler und Kunstinteressierte trafen, die sich wie er im nationalsozialistischen Deutschland nicht halten konnten, darunter Monika Mann, Kasimir Edschmid, Toni Stadler, Werner Gilles und Eduard Bargheer. Purrmann gelang es dank der Hilfe des Vorstands der Villa (Präsident war Carl Goerdeler), in Florenz eine freie Insel der Kunst zu unterhalten. Dies war umso erstaunlicher, als Purrmann 1937 zu den geächteten Künstlern der Ausstellung "Entartete Kunst" gehört hatte. Bis dahin waren 36 Gemälde Purrmanns aus deutschen Museen beschlagnahmt worden. Als Italien nach dem Sturz Mussolinis im Frühherbst 1943 von den Deutschen besetzt wurde und NS-Verfolger aus Deutschland auftauchten, wurde die Lage für Purrmann schwierig. Nachdem sein Freund Rudolf Levy deportiert worden war, floh Purrmann mit seiner Frau Mathilde in die Schweiz. Sie zogen nach Castagnola. Dort starb Purrmanns Frau Mathilde nach langer Krankheit, und er geriet in eine tiefe Schaffenskrise. 1944 fand Purrmann in der Nähe, in Montagnola/Tessin, eine neue Heimat. Er freundete sich mit dem Dichter Hermann Hesse, der ihm später das Gedicht "Alter Maler in der Werkstatt" widmete, sowie mit dem Maler Gunter Böhmer an und fand bald darauf in der Gobelinweberin Maria ("Mareili") Geroe-Tobler (1895-1963), der Tante von Böhmers Frau Ursula, eine neue Lebensgefährtin. Nach Deutschland kehrte Purrmann erst ab 1950 und auch nur zeitweilig zurück. Sein Einfluss auf die geistige und künstlerische Entwicklung Deutschlands in der Nachkriegszeit war dennoch erheblich. Davon zeugen nicht nur seine zahlreichen großen Ausstellungen, sondern noch mehr seine Mitgliedschaft in verschiedenen neu gegründeten Künstlervereinigungen, etwa in der Pfälzischen Sezession und im Vorstand des Deutschen Künstlerbundes, deren Jurymitglied er jahrelang war. Dabei kam ihm zwar zugute, dass er politisch nicht belastet war. Bedeutsamer war jedoch sein unbestechliches Qualitätsempfinden: Sein Urteil wurde allseits geschätzt, weshalb er in entscheidenden Sitzungen zwischen den Anhängern der gegenständlichen und der abstrakten Malerei zu vermitteln vermochte. Seinem Engagement war es auch zu verdanken, dass die Villa Romana wieder in deutschen Besitz kam. Seinem eigenen Stil blieb Purrmann bis zuletzt treu: Die in Montagnola und bei seinen Italienaufenthalten entstandenen Landschaftsbilder sind von großer Farbigkeit geprägt und zeugen von sorgfältiger Komposition. Purrmann starb 1966 und wurde in Langenargen am Bodensee begraben. Purrmann lernte in Paris 1908 seine spätere Frau Mathilde Vollmoeller kennen, die großen Einfluss auf ihn ausübte. Sie entstammte einer reichen und angesehenen Textilindustriellen-Familie in Stuttgart, die sich engagiert den sozialen Fragen der Zeit zuwendete und offen für kulturelle Entwicklungen war. Ihr Bruder war der damals bekannte Dichter Karl Gustav Vollmoeller. Sie selbst fand erst nach literarischen und musikalischen Versuchen, angeregt durch Sabine Lepsius und Leo von König zur Malerei. Als junge Frau hatte sie den Roman "Liebesbriefe eines englischen Mädchens" ins Deutsche übersetzt. In Berlin war sie durch ihre Lehrerin Sabine Lepsius in den George-Kreis gekommen; dort hatte sie auch den jungen Rainer Maria Rilke kennengelernt, den sie in das Werk Cézannes einführte und mit dem sie später eine lebendige Korrespondenz pflegte. Im Jahr 1906 ging sie nach Paris in der Absicht, sich die Existenz einer selbstständigen Malerin aufzubauen. In mehreren Ausstellungen konnte sie ihre Werke mit gutem Erfolg präsentieren. Angesehen war sie unter den deutschen und französischen Künstlern auch wegen ihrer Sprachkompetenz und ihres vermittelnden Wesens. Nach der Hochzeit mit Purrmann im Jahr 1912 stellte sie sich ganz in den Dienst ihrer Familie. Wie viele andere Frauen in der Kunst ordnete sie ihr künstlerisches Schaffen dem ihres Ehemanns unter. Ihr Werk wurde im Jahr 1999 wiederentdeckt und durch mehrere Ausstellungen der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Das Purrmann-Haus in Speyer zeigt in einer Dauerausstellung einen repräsentativen Ausschnitt ihres Werkes. Hans Purrmann hat zeitlebens Gemälde, Grafik, Teppiche und Antiquitäten gesammelt, dazu gehörte beispielsweise das Gemälde von Henri Matisse "Goldfisch" von 1911, das heute dem MoMA in New York gehört. 1963 war in Kaiserslautern seine beachtliche Grafik-Sammlung, in der hauptsächlich französische Künstler vertreten sind, ausgestellt.

(Quelle: Seite "Hans Purrmann". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 14. Juli 2018)