Kirche St. Michael

Michaelskirche

Michaelskirche (Bild: K. Jähne)

Die Kirche St. Michael wurde 793 erstmals erwähnt. Der Standort der Kirche war wohl schon in vorchristlicher Zeit Kultplatz. Ältester Teil der heutigen Chorturmkirche ist der Turmchor (12. Jh.). 1727 renoviert, teilweise barock verändert. Einzigartiger lettnerartiger Baldachin, frühgotische Fresken, Sarkophag (10. Jh.). 1739-40 Errichtung des klosterartigen Kapuzinerhospizes, das mit der Kirche ein den Michaelsberg krönendes Ensemble bildet.

Michaelskirche

Die Kirche auf dem Michaelsberg präsentiert sich heute als ein überwiegend romanisches Bauwerk, welches durch gotische, barocke und neuzeitliche Elemente ergänzt wurde. Der relativ kleine Bau bietet in seinem Inneren rund 100 Gottesdienstbesuchern Platz. Grabungen unterhalb der Kirche lieferten einige wenige Erkenntnisse über die 793 urkundlich erwähnte frühere Kirche, bei der es sich wohl um einen karolingischen Bau handelte. Er war in seiner Ausdehnung deutlich kleiner, der quadratische Turm befand sich entgegengesetzt zum heutigen Fachwerkturm an der Westseite. Besonders hervorzuhebende Elemente der Michaelskirche in ihrem heutigen Zustand sind der Chor mit seinem einfachen diamantierten Kreuzrippengewölbe, welches mit frühgotischen Wandmalereien ausgemalt ist, die in den jeweiligen Gewölbesegmenten die vier Evangelisten darstellen, und die einem Lettner ähnelnde Abtrennung und Überdeckung des Altarraums mit einem Kreuzrippengewölbe und detailreichen romanischen Kapitellen. Aus dem frühen 11. Jahrhundert datiert die Darstellung eines Christuskopfs mit Aura und hinterlegtem Kreuz, die sich heute an der Ostseite der Kirche befindet. Möglicherweise handelt es sich bei diesem Stein um einen Schlussstein aus dem früheren Bau. Der Besucher betritt die Kirche über einen Vorraum, der in gotischer Zeit ergänzt wurde. Das Türportal wurde 1959 neu gestaltet, es wird von einem Türknauf in Form eines Fisches geziert. Ebenfalls von 1959 stammen die Fenster von Wilhelm Geyer, die entsprechend der neuen Nutzung des Michaelsbergs christliche Symbole der Jugend zeigen. Der Altar auf der Südseite des Vorraums stammt vermutlich aus karolingischer Zeit. Daneben finden sich im Vorraum Grabplatten aus dem frühen Mittelalter sowie ein bei Ausgrabungen neben der Kirche gefundener Sarkophag, in dem wahrscheinlich Konrad von Magenheim (1279 erwähnt) begraben liegt. Im Rahmen der Arbeiten von 1959 wurde ein weiterer Sarkophag untersucht, der sich zwischenzeitlich auch hier befindet: Er enthielt Erde und Schutt und wurde mutmaßlich bereits zuvor schon einmal geöffnet. Vermutlich wurden die Gebeine aus diesem Sarg in einem Grab beigesetzt, das unterhalb des rechten Kirchenschiffs gefunden wurde. In diesem Grab fand sich ein Skelett aus dem 8. Jahrhundert – möglicherweise handelt es sich hier um die Gebeine der Nonne und Spenderin des Bergs Hildeburc. Das schlichte Kirchenschiff wird von einer Kassettendecke überspannt. Graf von Stadion gestaltete das Schiff um 1739 mit barocken Elementen um: Die Fresken und die vergrößerten Fenster datieren aus dieser Zeit. Das Altarbild von Jörg Müller zeigt den Erzengel Michael und entstammt der Augsburger Schule. Die Wand zum Vorraum ziert ein großes bemaltes hölzernes Wappen des Erzstifts Mainz. Die Orgel links des Eingangs wurde 1993 von der Rottenburger Firma Rebmann gefertigt. Eine Besonderheit der Kirche auf dem Michaelsberg ist der vom Hauptschiff abgetrennte Altarraum. Er entstand vermutlich im 14. Jahrhundert dadurch, dass die Altäre, die sich früher paarweise seitlich befanden, durch ein Gewölbe geschützt werden sollten. Da der Raum zwischen den Altären ungefähr der Breite eines benötigten Gewölbesegments entsprach, bot es sich an, auch den Zwischenraum vor dem Durchgang zum Chor als verbindendes Element mit einzubeziehen, so dass mit den tragenden Säulen eine markante Abtrennung ähnlich einem Lettner entstand. Die Bemalung des Gewölbes konnte auf das 16. bis 18. Jahrhundert datiert werden. Die Schlusssteine des Gewölbes repräsentieren die Dreifaltigkeit: Von links nach rechts zeigen sie den Sohn als Lamm Gottes, den Vater und den Heiligen Geist als Taube. Als besonders kunstvoll sind die detailreichen Kapitelle der tragenden Säulen hervorzuheben. Auf der südlichen, dem Licht zugewandten Seite befindet sich das "Adlerkapitell". Die Adler symbolisieren den Geist, die dazwischen liegenden Köpfe stehen für Erhabenheit, Seligkeit und Fruchtbarkeit. Das nördliche, im Dunklen liegende Kapitell zieren als Teufelssymbol zwei Drachen mit verschlungenen Hälsen. Als Repräsentanten des Todes befinden sich dazwischen ein Hirsch und ein Hund mit zwei Köpfen. Im Rahmen der Renovierungsarbeiten von 1959 erhielt die Kirche einen neuen Altar und eine neue Ausstattung in Form von Tabernakel, Kreuz und Leuchter. Die beiden barocken Seitenaltäre wurden nach Talheim in die Kirche Mariä Himmelfahrt versetzt. Der Chorraum, der zwischen der Wiedereröffnung der Kirche im 18. Jahrhundert und den Restaurierungsarbeiten von 1959 als Sakristei diente, ist der älteste und neben dem Altarraum bemerkenswerteste Teil der Kirche. Der kleine Raum wird durch ein diamantiertes Kreuzrippengewölbe bedeckt, dessen vier Felder jeweils mit frühgotischen Darstellungen der vier Evangelisten aus dem 13. oder 14. Jahrhundert bemalt sind. Es wird angenommen, dass der Chor im 12. Jahrhundert zunächst mit einer offenen Südwand errichtet wurde und dass der heutige Bogen nach Westen erst nachträglich ausgebrochen wurde. Die ältesten Farbreste auf dem Gewölbe datieren aus dem 12. Jahrhundert, auf den Säulen konnten Reste aus dem 13. Jahrhundert gefunden werden. Insgesamt fanden die Restauratoren bei den letzten Sanierungsarbeiten 20-30 verschiedene Farbschichten, die im Laufe der Jahrhunderte aufeinander aufgetragen wurden. Im Rahmen der Arbeiten von 1959 wurde am Ende des Chorraums ein vermauertes Fenster gefunden und freigelegt. Dieses malte Geyer mit einer Darstellung Christi als Lamm und des Erzengels Michaels aus. Im Chor befindet sich seit den Renovierungsarbeiten von 2006 der zuvor im Vorraum aufgestellte barocke Taufstein. Der Fachwerkturm, der sich südlich an den Chor anschließt, beherbergt in seinem Gestühl die drei Glocken Catharina, Susanna und Michael. Catharina stammt aus dem 14. Jahrhundert und zeigt vier Mal Jesus Christus, Susanna wurde 1771 aus einer 1321 zerstörten Glocke in Heilbronn neu gegossen. Beide Glocken wurden in früheren Jahrhunderten geläutet, um die Bevölkerung vor drohenden Unwettern zu warnen. Im Volksmund gab es daher den Ausspruch "Katharein und Susein treiben’s Wetter vom Rhein". Michael, die dritte und kleinste Glocke, wurde 1959 gegossen. Nach der Umgestaltung und Sanierung von 1959 musste die Kirche zuletzt ab 2004 umfangreich saniert werden, nachdem Messungen ergaben, dass sich die Außenmauern im Laufe der Jahrzehnte um 21 cm voneinander weg bewegt hatten und somit Einsturzgefahr bestand. Bei den Arbeiten wurden der Dachstuhl und das Gewölbe gesichert, die Heizung und die Elektrik erneuert, die drei Glocken saniert und die Wandmalereien gesäubert. Fünf Tonnen an Schutt, die auf den Gewölben über Chor und Baldachin lasteten, wurden entfernt. Durch ein undichtes Dach drang darüber hinaus im Laufe des Jahres Feuchtigkeit in Gebälk und Gewölbe ein. Eine Konstruktion aus Holz und Stahl sichert seit der Sanierung das Gewölbe im Chor. Am 18. Juni 2006 konnte die Kirche – anderthalb Jahre später als zunächst geplant – wieder übergeben werden.

Kontakt

Kath. Kirchengemeinde

(Quelle: Seite "Michaelsberg (Cleebronn)". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 14. Juni 2019)