St. Wendel zum Stein

St. Wendel zum Stein

St. Wendel zum Stein (Bild: Bernd Haynold)

St. Wendel zum Stein ist eine kleine spätgotische Kapelle (1511) an der Jagst nahe Dörzbach, gestiftet um ein Gelübde zu erfüllen. Der Sage nach befand sich am Standort schon vorher eine Kapelle. Der Platz diente wohl bereits den Kelten als Kultstätte. Vorzeitliche Funde In einer Höhle hinter der Kapelle. Die Anlage befindet sich im gleichnamigen Naturschutzgebiet und liegt am Pfad der Stille.

St. Wendel zum Stein

Links der Jagst lagert eine Kalksinterterrasse mit einer zehn Meter hohen Felswand. Diese Terrasse entstand durch Kalkausscheidungen mehrerer an der Grenzlinie zwischen unterem und mittlerem Muschelkalk liegender Quellen und wird auf ein Alter von rund 5000 Jahren geschätzt. Die Stelle ist das größte Kalksintervorkommen im Hohenlohekreis. Am Felsen wurde im Mittelalter Baumaterial für Häuser in Dörzbach und Krautheim abgebaut. Dabei legte man Höhlen frei, die in der Eisenzeit bewohnt waren, was auf die Hallstatt- und La-Tène-Zeit datierte Funde bewiesen. Zwischen 1511 und 1515 wurde als Gelübdeerfüllung im Auftrag Ursulas von Berlichingen eine dem Schutzheiligen der Hirten, St. Wendelin, geweihte Wallfahrtskapelle im spätgotischen Stil an die Felswand gebaut. Sie wurde an der Stelle einer romanischen Vorgängerkapelle errichtet und ist die dritte Kapelle an diesem Ort. Zur Kapelle gehört ein gleich altes Mesnerhaus, unter dem eine als Kindlesbrunnen bezeichnete Quelle entspringt. Bereits im Jahr 1478 wurde die Steinkapelle in einer Besitzurkunde der Herren von Bachenstein erwähnt. Die erste Kapelle dürfte bereits im 6. Jahrhundert in einer Tuffsteingrotte oberhalb der heutigen Kapelle in den mächtigen Kapellenfelsen hineingebaut worden sein. Spuren davon sind deutlich zu sehen. Der Sage nach hat ein Schäfer an diesem Platz einen Schatz gefunden und aus Dankbarkeit Gott gegenüber dort eine Kapelle gebaut. Neuzeitliche Funde lassen die Sage plausibel erscheinen. In vorchristlicher Zeit befand sich dort ein keltisches Quellenheiligtum mit Quelle, Baum und Felsen. Zur Entstehungszeit der ersten Kapelle war es durch einen Erlass Papst Gregors des Großen nicht ungewöhnlich, dass heidnische Kultstätten in christliche Andachtsstätten umgewidmet wurden. Seit 1997 kümmert sich der Förderverein Sankt-Wendel-Kapelle Dörzbach um Pflege und Erhalt der Kapelle. Das Mesnerhaus wurde renoviert, das Turmdach der Kapelle erneuert, die Kapellenfenster wurden restauriert. In der Kapelle werden seit jüngerer Zeit vermehrt Gottesdienste und Andachten gefeiert. Im Sommer 2006 wurden im mittleren Jagsttal die "Pfade der Stille" eingeweiht. Die St.-Wendel-Kapelle ist in den Dörzbacher Streckenabschnitt integriert. Sie und der Kocher-Jagst-Radweg, der unmittelbar oberhalb der Kapelle über den Maifestplatz führt, bringen seitdem wieder zahlreiche Besucher. Im Jahr 1936 wurde in dem Tuffsteinfelsen rechts von der Kapellengrotte die Marderhöhle entdeckt. In ihr fand man mehrere menschliche Skelette, dazu zahlreiche Grabbeigaben wie Schmuck, Werkzeuge und Keramik, eine keltische Silbermünze und Bernsteinperlen. Die Funde wurden in die späte Hallstatt- und die darauffolgende frühe La-Tène-Zeit (etwa 500 v. Chr.) datiert. Die Felswand, das Jagstufer darunter und der Klebwald oberhalb wurden 1979 mit einer Gesamtfläche von 12,1 Hektar unter Naturschutz gestellt. Dadurch sollen seltene Pflanzen wie z. B. die Hirschzunge geschützt sowie der Kalkfelsen mit seinen mittelalterlichen und prähistorischen Zeugnissen aufgrund seiner landeskundlichen und kulturellen Bedeutung erhalten werden.

Erbauer / Besitzer
Kontakt

Gemeinde Dörzbach
Marktplatz 2, 74677 Dörzbach
Tel.: 07937/9119-0, Fax: 07937/9119-20
gemeinde@doerzbach.de

(Quelle: Seite "St. Wendel zum Stein". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 27. Februar 2020)