Dittwar
Prähistorische Funde, unter anderem ein Opferstein am Heidenkessel, deuten darauf hin, dass das heutige Dittwarer Siedlungsgebiet bereits in der Zeit v. Chr. besiedelt war. Am "Wetterkreuz" trafen sich die beiden Keltenfernstraßen Main-Neckar und Spessart-Hohenlohe. Auch der Opferstein am Heidenkessel ist wahrscheinlich keltischen Ursprungs. Um das Jahr 1100 wurde Dittwar erstmals urkundlich erwähnt als "Tieteburen". Heute gehört Dittwar zu Tauberbischofsheim.
Noch vor dem Jahre 900 wird eine Besiedelung des Ortes als Ausbauort auf Kosten des abgegangenen Willenzheim angenommen. Im Jahre 1169 folgte eine weitere urkundliche Erwähnung, als Henricus de Luden sein Castrum "Dietebure" dem Fürstbischof Herold zu Würzburg schenkte. Der Ortsname entwickelte sich von "Ditebure" (dit (mhd) = Volk, Leute, gemein, gewöhnlich; bure (mhd) = Bauer, Nachbar über "Dydebuor", "Dytbuer", "Dietbur", "Dytewure", "Dietwar" zu "Dittwar". Ein zweiter Deutungsansatz für bure weist auf das mittelhochdeutsche Wort burc hin. Da die Erstnennung Dittwars im Zusammenhang mit der Schenkung des Castrum Dietebure von Graf Henricus de Luden an den Fürstbischof von Würzburg steht, könnte damit auch eine einfache Burg gemeint sein. Im 12. Jahrhundert waren dies meist einfache Holz- oder Steintürme auf natürlichen oder künstlichen Erhöhungen. Für Dittwar ist eine solche Burg auf dem Gewann Losenhof, der Anhöhe zwischen Dittwar und Hof Steinbach, nachgewiesen. Von dort konnte der Eingang zum Muckbachtal und damit der Zugang nach Oberlauda und Heckfeld überwacht werden. In der umgangssprachlichen Ortsbezeichnung "Dibba" sind die mittelhochdeutschen Wurzeln noch erkennbar. 1197 mussten die Einwohner Dittwars auf Anordnung der Herren von Rineck, die Erben und Nachfahren der de Luden waren, bedeutende Sachwerte an das ehemalige Kloster Gerlachsheim abliefern. Ab 1222 wurde die Gemeinde als selbständige Pfarrei genannt. 1245 wurde Conradus zu Tieteburen als erster Ortsadeliger genannt. 1369 wurde die Dittwarer Burg "Helle" im Besitz des Münch aufgeführt, bevor diese 1371 von den Herren von Riedern übernommen wurde. 1560 wurde das vor der Gebietsreform in Baden-Württemberg auf der Dittwarer Gemarkung liegende, abgegangene Dorf Willetzheim erwähnt. Der Ortsname blieb in einer Gemarkung erhalten. 1581 wurde ein Kauf "der Mühlen und des zugehörigen Güterstandes" in Dittwar urkundlich erwähnt. 1591 erlangte das Fürstbistum Mainz die Oberhoheit über Dittwar bis zu dessen Säkularisation 1803. 1631 wurde die Dittwarer Burg "Helle" zerstört. 1660 wurden zwei Figuren am Kreuzhölzlein aufgefunden, welche die spätere Wallfahrt zum Kreuzhölzle Dittwar begründeten. 1668 kam es zur ältesten bekannten Volkszählung. 1803 erhielt der Fürst zu Leiningen auf Grund des Napoleonischen Entschädigungsvertrages unter anderem Dittwar mit seiner Gemarkung. Nach Auflösung des Fürstentums durch die Rheinbundakte gehörte Dittwar ab 1806 dann zum neuen Großherzogtum Baden und ab 1919 zum Land Baden, das aus dem Großherzogtum Baden hervorging, bevor der Ort ab 1871 zum Deutschen Reich gehörte. Als es 1952 zur Gründung des Südweststaates kam, löst sich Baden in seiner Selbständigkeit auf und Dittwar gehörte fortan zum neu geschaffenen Bundesland Baden-Württemberg. In der Nachkriegszeit wurden im Ort neue Wohngebiete in den Gewannen Mühläcker (im Jahr 1950) und Kirchenberg (im Jahr 1963) geschaffen. Am 1. Januar 1975 wurde die zuvor selbstständige Gemeinde Dittwar gemeinsam mit Distelhausen und Dittigheim während der Gebietsreform in Baden-Württemberg nach Tauberbischofsheim eingemeindet. 1984 zerstörte ein Jahrhunderthochwasser, die Fronleichnamsflut, große Teile des Dittwarer Ortskernes und der umliegenden Gemeinden, insbesondere in Königheim. Daraufhin erfolgte eine große, mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg geförderte Sanierung. Willetzheim (manchmal auch Willenzheim oder Wieletzheim genannt) war eine alte, vermutlich frühmittelalterliche Siedlung, die inzwischen abgegangen ist. Der Name der Ortschaft, der urkundlich 1502 beim Amt Gründfeld erwähnt ist, lässt sich auch aus dem gleichlautenden Flurnamen auf der Dittigheimer Gemarkung nahe der Gemarkungsgrenze DittwarTauberbischofsheim erkennen. Weitere Aufzeichnungen aus Bischofsheim aus dem Jahr 1551 legen nahe, dass zwei Besitzer von Wieletzheimer Gütern (mit dem Namen Schön und Ziegler) nach Bischofsheim zogen, möglicherweise mit vielen anderen, die den untergehenden Ort verließen. 1515 und 1560 wird der Ort letztmals urkundlich im Gültbuch Dittigheim erwähnt, bevor er in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wohl abgegangen ist und nur noch als Flurname erhalten blieb.
(Quelle: Ortschaft Dittwar)