Die Treuen Weiber

Die Geschichte der Treuen Weiber ist erstmals in der um 1175 oder 1200 entstandenen Kölner Königschronik erwähnt. Vermutungen, sie sei aus den (um 1144 verfassten, verschollenen, aber um 1870 rekonstruierten) Paderborner Annalen übernommen worden, konnten nicht bestätigt werden. Sie scheint dann über Jahrhunderte in Vergessenheit geraten zu sein. Erst um 1500 brachte Johannes Trithemius, Abt des Klosters Sponheim, die Geschichte, die er vermutlich in der Kölner Königschronik entdeckt hatte, wieder in Erinnerung, indem er sie in die Hirsauer Chronik und später in die Hirsauer Annalen aufnahm. Von dort gelangte sie in die Weltchronik des Johannes Nauclerus, die 1516 gedruckt wurde. Die Treuen Weiber erschienen damit zum ersten Mal im Druck und wurden, da das Werk mehrere Auflagen erlebte, in gebildeten Kreisen rasch bekannt. Die Historiker konnten die Geschichte in den folgenden Jahrhunderten zwar bis zur Kölner Königschronik zurückverfolgen, aber darüber hinaus weder sicher belegen, dass sie sich tatsächlich so ereignet hatte, noch, dass sie nur eine phantasievolle Ausschmückung des Kölner Chronisten ist. Die Geschichte von den Treuen Weibern erfuhr weite Verbreitung; oft wurde sie dabei – als sogenannte Wandersage – von Weinsberg und der Weibertreu gelöst und anderen Burgen oder Städten zugeordnet, so z B. der Weidelsburg in Hessen. Gottfried August Bürger schrieb 1774 eine Ballade Die Weiber von Weinsberg, die wesentlich zur Bekanntheit Weinsbergs und der Burg beitrug. 1818 nahmen die Brüder Grimm ihre Version der Geschichte in den zweiten Teil ihrer Deutschen Sagen auf. Justinus Kerner widmete der Burg einige Gedichte. Adelbert von Chamisso schrieb 1831 eine Ballade Die Weiber von Winsperg (1852 postum erstmals veröffentlicht), deren Schlussvers ("Im Jahr elfhundertvierzig, wie ich’s verzeichnet fand,/ galt Königswort noch heilig im deutschen Vaterland.") als Reaktion auf die gebrochenen Demokratisierungsversprechen des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. gilt. Gustav Schmidt komponierte die Oper Weibertreue oder Kaiser Konrad vor Weinsberg, die 1858 in Weimar uraufgeführt und in vielen Städten nachgespielt wurde. 1967 schrieb Paul Wanner das Schauspiel Schwäbische Weibertreu, das von den Heidenheimer Volksschauspielen am 24. Juni 1967 uraufgeführt wurde. Auch die bildenden Künstler nahmen sich des Themas an. Bekannt sind Bilder nach der Weibertreu-Thematik u. a. von Tobias Stimmer, Jacob Jordaens, Matthäus Merian, Nicolas Guibal, Alexander Bruckmann, Lovis Corinth und Alfred Kubin.

(Quelle: Seite "Burgruine Weibertreu". In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 22. Mai 2022)