Helmut Böttiger

Daten und Fakten 
Geboren08.09.1956 in Creglingen
WirkungsstätteBerlin
TätigkeitsfeldAutor und Journalist

Helmut Böttiger ist Schriftsteller, Literaturkritiker und Essayist. Helmut Böttiger studierte nach dem Abitur am Gymnasium Weikersheim Germanistik und Geschichte in Freiburg. Er beendete sein Studium mit einer Dissertation über Fritz Rudolf Fries und die DDR-Literatur. Nach verschiedenen Stationen als Kulturredakteur, unter anderem als verantwortlicher Literaturredakteur der Frankfurter Rundschau, lebt er seit 2002 als freier Autor in Berlin. 1993 erschien Böttigers Buch Kein Mann, kein Schuss, kein Tor. Das Drama des deutschen Fußballs, das den Beginn einer ganzen Strömung feuilletonistischer Bücher über den Fußball markierte. Der Titel Kein Mann, kein Schuss, kein Tor verweist auf den Zustand des deutschen Fußballs, den Böttiger sehr beklagt, man würde zu sehr auf die altbackenen "deutschen Tugenden" setzen – tatsächlich bildeten danach die Weltmeisterschaften 1994 und 1998 sowie vor allem die Europameisterschaft 2000 einen Tiefpunkt in der deutschen Fußballgeschichte. Einige zeitgenössische Rezensenten warfen dem Autor aber gleich "Kulturpessimismus" und "Schwarzseherei" vor. Es entwickelte sich in der Folge ein Disput über den "Fußballfeuilletonismus", der in den ersten Reaktionen auf Böttigers Buch gefeiert wurde, aber auch auf Kritik von anderen Publizisten stieß. Böttigers Buch Orte Paul Celans von 1996 ist mit keiner Gattungsbezeichnung versehen und bewegt sich assoziativ zwischen poetischem Essay, Reportage und Interpretation. Der Autor sucht die Orte auf, an denen der Lyriker Paul Celan gewohnt hat: Czernowitz, Bukarest, Wien und Paris. 2006 veröffentlichte Böttiger ein weiteres Buch über Paul Celan (Wie man Gedichte und Landschaften liest), das vom Verhältnis Celans zur Landschaft der Bretagne ausgeht. In Ostzeit-Westzeit. Aufbrüche einer neuen Kultur von 1996 verarbeitete Böttiger seine Erfahrungen als Kulturkorrespondent der Frankfurter Rundschau in Berlin. 2004 folgte mit Nach den Utopien ein Überblick über die deutschsprachige Gegenwartsliteratur. Böttiger bezieht sich hier auf die Jahre zwischen 1989 und 2004: auf die Schriftsteller, die in diesem Zeitraum zum ersten Mal auf sich aufmerksam machten oder deren wichtigste Werke in diesen Zeitraum fallen. Manche Rezensenten bemängelten die Subjektivität der Auswahl, die Autoren wie Wolfgang Hilbig, Marcel Beyer, Ulrich Peltzer, Thomas Lehr, Kathrin Schmidt, Thomas Meinecke, Reinhard Jirgl, Markus Werner oder Wilhelm Genazino in den Vordergrund stellte. Hannelore Schlaffer etwa vermisste Namen wie Oskar Pastior, Heiner Müller oder den bereits 1979 gestorbenen Arno Schmidt. Böttiger kuratierte auch zwei große Literaturausstellungen: Elefantenrunden. Walter Höllerer und die Erfindung des Literaturbetriebs (2005) sowie 2009 Doppelleben. Literarische Szenen aus Nachkriegsdeutschland. Diese wurde im Auftrag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in verschiedenen Literaturhäusern gezeigt. Unter anderem in den Literaturhäusern Berlin und Frankfurt. Der Ausstellungskatalog galt bald als maßgebende Studie über die Literatur der frühen Nachkriegszeit. Der Literaturkritiker Martin Lüdke meinte, die Bücher seien "ein Kompaktkurs gesamtdeutscher Literaturgeschichte der Jahre zwischen 1945-1955" und Tilman Krause schrieb: "Für das große deutsche Gedächtnisjahr 2009 dürfte hier, in literaturgeschichtlicher Hinsicht, die wichtigste Tat vollbracht sein." Jens Bisky bemerkte später: "Der zweibändige Katalog ist – und wird es wohl noch einige Jahre bleiben – das Standardwerk zum Thema". 2012 veröffentlichte Böttiger mit Die Gruppe 47. Als die deutsche Literatur Geschichte schrieb eine Analyse der Geschichte der Gruppe 47. Böttiger versucht hier, die Geschichte der einflussreichen Schriftstellergruppe, die das literarische Leben in der Frühzeit der Bundesrepublik dominierte, gegen den Strich zu lesen und stellt einige sicher geglaubte Thesen in Frage: etwa über die Dominanz eines "Kahlschlag"-Stils, die Rolle deutscher Kriegsheimkehrer oder den Auftritt Paul Celans. Das Buch erhielt 2013 den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch/Essayistik. Böttiger ist als Literaturkritiker hauptsächlich für das Deutschlandradio, die Süddeutsche Zeitung und Die Zeit tätig. Er hielt unter anderem die Laudationes für Wilhelm Genazino (2004) und Reinhard Jirgl (2010) zum Büchner-Preis. 2013 war Helmut Böttiger Jurysprecher des Deutschen Buchpreises. Er ist berufenes Mitglied der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur und betreute 2017 und 2018 als Jurymitglied die Auszeichnung "Fußballbuch des Jahres" beim Deutschen Fußball-Kulturpreis.

(Quelle: Seite "Helmut Böttiger (Autor, 1956)". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 13. November 2020)