Klaus Zapf

Daten und Fakten 
Geboren17.05.1952 in Bad Rappenau
Gestorben20.08.2014 in Eppingen
WirkungsstätteBerlin
TätigkeitsfeldUnternehmer

Klaus Emil Heinrich Zapf war ein Umzugsunternehmer sowie Gründer und ab 1990 Alleineigentümer der Firma Zapf Umzüge in Berlin. Der West-Berliner Stadtteil Kreuzberg hatte sich in den Jahrzehnten vor dem Fall der innerdeutschen Mauer zum Zentrum alternativer Geschäftsideen und sozialer Gesellschaftsutopien entwickelt. Klaus E. H. Zapf und studentische Genossen gründeten dort 1975 ein Umzugskollektiv. Nachdem Zapf "die größte auf Möbelumzüge spezialisierte Spedition in Berlin" aufgebaut hatte, zog er sich 2000 nach gesundheitlichen Problemen schrittweise aus dem Tagesgeschäft seiner Firma zurück. Danach betrieb er eine Agentur, mit der er gegen nach seiner Auffassung gravierende Missstände in der Finanzwelt anging. Klaus E.H. Zapf wuchs in Eppingen auf. Das Gymnasium verließ er ohne Abitur. Um dem Wehrdienst in der Bundeswehr zu entgehen, zog Zapf 1972 nach West-Berlin und schrieb sich mit kleiner Matrikel an der Freien Universität für das Fach Rechtswissenschaft ein. Parallel arbeitete er für seinen Lebensunterhalt im Ausschank einer Kreuzberger Kneipe und als Möbelpacker. In der 1970er Gründungsphase war das Kollektiv Teil der Expansion der Alternativbewegung in West-Berlin. Zapf schuf sich für Umzüge und Transporte aller Art infolge seiner umstandslosen und fairen Preiskalkulationen eine starke Klientel und durch den sozialistischen Ansatz – Zapf Transporte "im Besitz der Belegschaft" – Sympathien, die noch bis zur Wendezeit tragfähig waren. Bei den Umzüglern erschien der Chef persönlich, durchschritt die Wohnung und nannte nach kurzer Überlegung den definitiven Preis und einen Termin. Bestehende Speditionen konnten in Preisgestaltung, Arbeitsorganisation und auch Zuverlässigkeit in Zapfs Tätigkeitsfeldern kaum mehr mithalten. Der Gründer galt als Organisationsgenie und bewies eine gute Hand in der Auswahl seiner Jobber, die zumeist Studenten waren. Ende der siebziger Jahre begann Zapf mit ersten Auslandsumzügen und baute die Abteilungen europäischer Fernverkehr und Übersee auf. Dabei halfen ihm Betriebswirte und Diplomingenieure, die in der ersten Generation bei Zapf jobbten. Damit hatte auch eine Zeit des konfliktreichen Umbruchs begonnen: 1979 überstieg der Zapf-Jahresumsatz erstmals die Millionengrenze. Die Firma erreichte eine Größe, für die eine Kultur der permanenten Diskussion unproduktiv ist. Zapf machte die gleichen Erfahrungen wie andere Alternativbetriebe. Nach diversen Querelen zahlte Zapf die Miteigentümer nach und nach aus, machte die Kooperative zur GmbH und sich selbst einen Ehrgeiz daraus, seine Leute in reguläre Arbeitsverhältnisse zu bringen. Zudem hatte Zapf Mitte der achtziger Jahre mit mittlerweile harter Konkurrenz auf dem Umzugsmarkt zu kämpfen. Zapf betrieb, was man heute Outsourcing nennt. Ehemalige studentische Möbelpacker gründeten nach ihrem Uni-Abschluss eigene Filialen in Stuttgart, Freiburg, Hamburg. "Es klingt nicht nach einer Floskel, wenn Klaus Zapf sagt, er fühle sich seinen Mitarbeitern verpflichtet.", schrieb die Financial Times Deutschland. Das Ende des Ost-West-Konfliktes definierte die Lebens- und Arbeitswelt im wieder vereinten Deutschland neu; vor allem in der direkt vereinigten Großstadt Berlin. Wie viele Berliner geriet auch Klaus Zapf in widersprüchliche Gefühle und Situationen. Nach der Wende gelang es Zapf, zahlreiche Fahrer der DDR-Staatsspedition Auto-Trans zu übernehmen. Es folgte ein Umzugsboom mit dem Abzug der Westalliierten und es gelang Zapf mit technischen Neuerungen (Wechselcontainer), die Verlegung von Großunternehmen und Institutionen ohne eine nennenswerte Unterbrechung von Arbeitszeiten zu organisieren. Der scheinbare Widerspruch von Alternativunternehmer und auch finanziell erfolgreichem Firmenchef bewirkte ein starkes öffentliches Interesse an seiner Person, das in der Fragestellung von Medienvertretern auch einen Wandel in seinen Anschauungen vom Antikapitalisten hin zum Vertreter des Establishments unterstellte. Als seriöser Unternehmer angesprochen wurde er selten – wenn, dann sagte er zum Standort Deutschland, was zu wenig geschätzt würde, das sei die Rechtssicherheit (Nikos Späth). Zur Umschichtung von Transporten auf die Bahn, sagte Klaus Zapf: "Eine verstärkte Verlagerung von Gütern auf die Bahn ist natürlich möglich. Unser Unternehmen bewältigt bereits die Hälfte der Fernumzüge auf der Schiene – bei Kosteneinsparungen von 35 Prozent! Nur deshalb können wir uns die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen und die Lenkzeitenregelungen überhaupt leisten. Das bringt dem Unternehmen Zapf auch die notwendige Rechtssicherheit." Aus gesundheitlichen Gründen zog sich Zapf bis 2002 nach und nach aus dem Tagesgeschäft, vor allem dem Außendienst in der Firma zurück. Sein Büro im Betrieb behielt er bei. Er griff sein Jurastudium auf und befasste sich mit dem Börsenrecht. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Zapf vor seiner Auszeit aufgrund von Krankheit und Regeneration, über seine Firmenaktivitäten hinausgehende unternehmerische Ambitionen besaß. Dass er nun als Altlinker sich nicht auf ein Rentnerdasein verlegte, wollten manche Journalisten nicht glauben, doch lag es in seinem Wesen, dass er sein Vermögen nutzen würde, nicht nur durch Spenden und Investitionen in den Neuen Markt karitativ zu wirken, sondern schon eher um in einer Branche zu intervenieren, die Seinesgleichen sonst nicht zugänglich war: In den Kreisen des Großkapitals. Nachdem er zunächst beim Versuch der Rettung eines insolventen Unternehmens die Sinnlosigkeit eines derartigen Vorhabens einsah, konzentrierte er sich darauf, rechtlich angreifbare Entscheidungen von Vorständen auf Hauptversammlungen anzufechten. Mit entsprechenden Klagen konnten dann Entscheidungen bis zum Abschluss der Gerichtsverfahren zurückgesetzt werden. Die neue GmbH stellte nun die Basis der Aktivitäten Zapfs dar – von der Unternehmensrecherche, der steuerlichen Regelung bis zur Verhandlungsführung. In der Finanzpresse kam es zu Erörterungen darüber, ob Zapf mit seinem Unternehmen Pomoschnik Robotajet die Stellung von Kleinaktionären verbessern oder – wie es sogenannten Berufsklägern unterstellt wurde –, mit den Klagen und folgenden außergerichtlichen Vergleichen hohe Gewinne erzielen wollte. Verständnis zeigte die Wirtschaftswoche: "Gegen Geldverdienen selbst spricht schließlich nichts – auch bei Anlegerschützern und Berufsklägern." Aufsehen erregte (2007) der Vorgang beim Pharma- und Chemiekonzern Altana, dessen Vorstand es in Zapfs Augen versäumt hatte, ausreichend in die Entwicklung von Medikamenten zu investieren, und die Pharmasparte schließlich verkaufte. Während die Großaktionärin Susanne Klatten ihren Anteil der Ausschüttung steuerfrei verbuchen konnte, weil sie die Aktien in eine Beteiligungsgesellschaft eingebracht hatte, mussten die Kleinaktionäre ihren versteuern. Daraufhin kritisierte auch der Schutzverband der Kleinanleger (SdK), der Verkauf sei auf die Bedürfnisse von Susanne Klatten zugeschnitten gewesen. Zapf klagte, der Prozess begann am 2. Oktober und der Vorstand von Altana musste sich vor dem Landgericht Frankfurt am Main verantworten. Doch die Klage wurde abgewiesen. Schon seit 2007 hatten in einer Art ‚öffentlicher Kampagne‘ Finanzkreise, Wirtschaftsinstitute und politische Fraktionen Zapf als Kläger ins Visier genommen, weil klar wurde, dass persönliches Gewinnstreben ihn nicht motivierte. Eine politische Strategie ließ sich jedoch auch nicht unterstellen. Es schien ihn die Methoden zu verärgern. Zum anderen war auch Verteidigern der Aktionärsrechte bewusst, dass nicht weiterhin aus nichtigen Gründen – auch wenn sie der Nachlässigkeit oder einer Vorteilsnahme der Vorstände auf Hauptversammlungen zuzuschreiben waren – wichtige Entscheidungen wie Kapitalerhöhungen durch die Blockierung der Handelsregistereinträge langfristig verhindert werden sollten. Vom Gesetzgeber wurde 2005 und 2009 das Aktienrecht geändert. 2010 unterlag Zapf einer Schadenersatzklage der Real Estate International Investment AG aus dem Jahr 2007 durch das Landgericht Frankfurt am Main. Noch 2012 ließ Zapf sich nicht auf ideologisches Weltverbesserertum festlegen: "Es geht mir nicht darum, für Aktionärsdemokratie zu kämpfen, das ist mir zu abstrakt und idealistisch", sagt Zapf. "Ich mache das zum Teil aus Lust und Laune heraus. Es ist meine Grundhaltung, vermeintliche Maximalleister und Autoritäten ein Stück weit zu hinterfragen und vorzuführen.“ Zapf spricht […] über die Verantwortung der Vorstände und die Feigheit, mit der sie sich davor drückten. Er beklagt die Kleinmütigkeit der Politiker, wenn es darum gehe, die Wirtschaftseliten in ihre Grenzen zu weisen, weil sie eigentlich selbst dazugehören wollten. Aber wenn er über seine eigene soziale Verantwortung spricht – und Spenden vor allem als ein Herumdoktern an Verfehlungen der Politik versteht –, dann klingt er trotz seiner Vergangenheit als Kandidat der Berliner Alternativen Liste wie ein wertkonservativer Unternehmer. "Soziale Verantwortung", sagt er, "bedeutet, dass ich niemanden übervorteile, dass ich die Interessen der Kunden, der Mitarbeiter und meine eigenen zusammenbringe." Die Kritik der Finanzwelt tat der Beliebtheit Zapfs bei der Mehrheit der Bevölkerung keinen Abbruch. Die Berliner sahen in ihm einen Querdenker. Aber eben auch einen Mann mit Prinzipien. Investiert hat er auch in Unternehmen im Solarbereich oder in Gewerbeimmobilien, ganz bewusst allerdings nicht in Wohnungen. An solchen Spekulationsobjekten wolle er sich nicht beteiligen.Schon 1998 – nach einer Umfrage des Tagesspiegels – kannten 62 Prozent aller Berliner die Firma Zapf Umzüge. 2010 sollen es schon 80 Prozent gewesen sein. Persönlich anspruchslos machte er sich mit seinen Einsichten ins Wesen und die Sitten der rastlos umziehenden Berliner zum beliebten Interviewpartner. Klaus Zapf starb an einem auf den ersten im Jahr 2000 erlittenen weiteren Herzinfarkt am 20. August 2014 in Eppingen im Familienkreis. Nach einer Trauerfeier in Eppingen wurde die Urne mit seinen sterblichen Überresten in einem Friedwald in oder bei Berlin bestattet.

(Quelle: Seite "Klaus Zapf". In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 23. Dezember 2022)