Johanneskirche

Die Johanneskirche von Süden

Die Johanneskirche von Süden (Bild: Rosenzweig)

Romanische Basilika aus der Stauferzeit (um 1200). Der Kirchplatz ist nach einem Sohn Weinsbergs, Johannes Oekolampadius, dem Reformator von Basel, benannt. IInformationen zur Kirche auch im Weibertreu-Museum.

Johanneskirche

Bis zur Reformation diente die Johanneskirche nicht nur als Weinsberger Pfarrkirche, sondern war auch Hauptkirche des 1291 erstmals erwähnten Landkapitels Weinsberg des Bistums Würzburg. Seit Einführung der Reformation ist sie Hauptkirche des evangelischen Kirchenbezirks Weinsberg der Württembergischen Landeskirche (mit einer Unterbrechung von 1586 bis 1710, als es keinen Kirchenbezirk Weinsberg gab). Die Johanneskirche liegt am Ökolampadiusplatz 1 in der nordwestlichen Ecke der Weinsberger Altstadt, höher als die anderen Gebäude in der Altstadt mit Ausnahme der Weinsberger Burg, die sich ihrerseits im Nordwesten über die Kirche erhebt. Der die Kirche umgebende Kirchhof, der im Westen und Norden direkt an die Stadtmauer grenzt, wurde lange Zeit als Friedhof genutzt, ab 1617 nur noch für Familiengräber. 1807 wurde der Friedhof endgültig aufgelassen. Die Kirchstaffel, eine breite Treppe, verbindet den Oekolampadiusplatz an seiner südwestlichen Ecke mit dem unterhalb und südlich gelegenen Weinsberger Marktplatz. Über den Bau der Kirche sind keinerlei Archivalien erhalten, weshalb alle Datierungen aufgrund von Ausgrabungen, Inschriften und kunstgeschichtlichen Erwägungen erfolgen müssen. Die Johannes dem Täufer geweihte Kirche wurde ohne Vorgängerbau wahrscheinlich im Auftrag der Herren von Weinsberg erbaut, eines staufischen Ministerialengeschlechts, das dann auch das Patronatsrecht hatte. Das rechteckige romanische Langhaus mit einem Hauptschiff und zwei Seitenschiffen wurde um 1200/1210 errichtet. Der Haupteingang befand sich im Westen, gegen Osten war das Gebäude so lange von einer Mauer abgeschlossen, bis dort vermutlich um 1230/1240 der Chorturm – unten quadratisch, weiter oben achteckig – angebaut wurde. Als letzter Bauabschnitt wurde um 1350 der gotische Ostchor angefügt. Südlich an diesen wurde später ein weiterer zweijochiger Raum angebaut, der heute als Sakristei genutzt wird. Die gleichzeitig mit der Kirche errichtete Weinsberger Stadtmauer schloss ursprünglich auch die Burg im Nordwesten mit ein. Das auf die Burg ausgerichtete, reich geschmückte Westportal der Kirche war deren Hauptportal. Vermutlich 1332 schlossen die Weinsberger Bürger im Verlauf eines Streits mit den Burgherren die Stadt durch eine neue Stadtmauer im Westen gegenüber der Burg ab, wie Urkunden aus dem Jahr 1375 aussagen. Die Kirche, ursprünglich zwischen Burg und Siedlung gelegen, lag nun im nordwestlichsten Winkel der Stadt, durch die Stadtmauer von der Burg getrennt. Zum Haupteingang entwickelte sich ein Zugang im Süden der Kirche (heute die westlichste der drei südlichen Türen). Nachdem die Stadt 1440 und die Burg 1450 kurpfälzisch geworden waren, ging das Patronatsrecht an die pfälzischen Kurfürsten über, ab 1504 an die Herzöge von Württemberg. Bei der Eroberung Weinsbergs 1504 durch Herzog Ulrich wurde die Kirche beschädigt, die Decke des Ostchors stürzte ein. Bis 1510 wurden die Schäden repariert. 1510 bis 1518 hatte Johannes Oekolampadius, der spätere Reformator Basels, in seiner Geburtsstadt eine Prädikantenstelle an der Weinsberger Johanneskirche inne. In Weinsberg erregte er mit seinen reformorientierten Predigten aber Anstoß und verließ die Stadt daher. Wenig später, bei der Zerstörung der Stadt im Bauernkrieg Bauernkrieg am 21. Mai 1525, brannte die Kirche aus und wurde danach wieder aufgebaut. Der Turm, beim Weinsberger Blut-Ostern am 16. April 1525 (Ostersonntag) noch Zuflucht einiger Adeliger, büßte beim Wiederaufbau ein Stockwerk ein. Die späteren Zerstörungen der Stadt durch Brände 1707 und 1945 überstand die Kirche unversehrt. Bei einer Kirchenrenovierung 1817-1820 wurde der aus dem Lot geratene Westgiebel des ursprünglich als Satteldach ausgeführten Langhausdaches abgetragen und das Dach zu einem Walmdach umgestaltet. Der Adler, der den Giebel ursprünglich krönte, steht seitdem am Fuß der Stadtmauer direkt gegenüber dem Westportal der Kirche. Das romanische rechteckige, ursprünglich chorlose Langhaus mit den Seitenschiffen ist seit jeher außen mit Bogenfriesen, Fratzen und Ornamenten geschmückt, innen aber fast schmucklos. Die Seitenschiffe sind mit dem Hauptschiff durch Arkaden verbunden. Sie werden durch Pfeiler (rechteckig) und Säulen (rund) gebildet. Dieser Stützenwechsel ist in Süddeutschland selten anzutreffen. Vier Säulenkapitelle sind reich mit Ranken- und Blattornamenten, Pfeilerkapitelle jedoch eher geometrisch gestaltet. Das Schiff mündet im Osten am Triumphbogen in einen erhöhten quadratischen Chor (mit romanischem Altar), den südlich und nördlich zwei Apsiden begleiten. Der Chorturm ist außen sorgfältig nach Stockwerken gegliedert und mit romanischen Kapitellen und Diamantstäben verziert. Weiter östlich folgt der vom Schiff durch den Turmchor abgetrennte gotische Chor. Diese im Prinzip klassische Bauform einer von West nach Ost orientierten Basilika erfuhr zu Beginn des 17. Jahrhunderts für fast 350 Jahre eine bemerkenswerte, heute nicht mehr wahrnehmbare Veränderung. Sie ging vom reformatorischen Vorrang der Predigt gegenüber dem Altardienst (Abendmahl) aus: Die Gemeinde richtete sich nicht mehr zum Altar und dem dortigen liturgischen Zentrum für die Eucharistiefeier aus, sondern wandte sich zur Langseite des Kirchenschiffs auf die dort am mittleren Südpfeiler hörerfreundlich angebrachte Kanzel als Ort der Verkündigung des Evangeliums. Dementsprechend waren auch das Parterregestühl und die Emporen quer zur Längsrichtung des Raumes auf die Kanzel ausgerichtet: eine Querkirche also. Diese genuin protestantische Kirchbauform gab und gibt es vor allem in Württemberg. Dem entsprach auch die Liturgie bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts: Außer bei den seltenen Abendmahlsfeiern an den hohen Festtagen des Jahres blieb der Pfarrer vom Eingangsgruß bis zum Schlusssegen auf der Kanzel – das Wort Gottes mitten in der Gemeinde. Erst 1947 wurde die der romanischen Architektur entsprechende West-Ost-Ausrichtung durch Innen-Umbau wieder aufgegriffen. Aus den drei Bauzeitphasen der Kirche gibt es bemerkenswerte bauplastische Gestaltung an Gewölben, am vierfach gestaffelten Chorbogen und darüber an den Blendbögen der Zwerggalerie. Ein spätromanischer Kruzifixus aus dem 13. Jahrhundert, wohl früher im Triumphbogen des Hauptschiffes hängend, korrespondiert im Ostchor mit dem 800 Jahre älteren Mittelfenster. Das Kruzifix im Turmchor von 1685 ragt am Altar auf. Mehrere Grabsteine, früher wohl im Außenbereich, wurden als Schutz vor Verwitterung innen an Seitenwänden aufgestellt.

Erbauer / Besitzer
Öffnungszeiten

Im Sommer täglich geöffnet, sonst nach Voranmeldung.

Kontakt

Dekanat, Tel.: 07134/8744

(Quelle: Seite "Johanneskirche (Weinsberg)". In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 10. August 2022; Stadt Weinsberg)