Siegelsbach

Siegelsbach liegt im Hinterland des römischen Neckarlimes. Neckarlimes. Im Umland befanden sich mehrere römische Gutshöfe, und nahe Siegelsbach verlief einst auch eine Römerstraße, allerdings gibt es direkt auf Siegelsbacher Gemarkung keine Funde aus der Römerzeit. Die erste Besiedlung geht daher vermutlich auf das Bistum Worms zurück, das im 11. und 12. Jahrhundert das Gebiet zwischen Neckar und Elsenz rodete und bewirtschaftete. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes entstammt dem Jahr 1258. Das Dorf wurde damals in einer Urkunde anlässlich eines Streits um Rechte in villa Sigelspach zwischen Konrad von Ehrenberg und dem Stift Wimpfen genannt. 1380 gelangte der Ort in den Besitz der Kurpfalz, die den Ort den Herren von Hirschhorn, die zuvor bereits Teile des Ortes erworben hatten, zu Lehen gab. Die Hirschhorner wohnten nicht selbst in Siegelsbach, sondern ließen sich dort von einem Amtmann vertreten, der im Hirschhorner Hof seinen Sitz hatte. Zu dieser Zeit bestand auch bereits die 1358 und 1393 erwähnte Schnepfenhardter Mühle, die im 16. Jahrhundert in den Besitz der Gemeinde kam, sowie eine Kapelle. Neben den Hirschhornern hatten im 15. Jahrhundert auch Konrad von Weinsberg und Hans der Reiche von Gemmingen Anteile am Ort. Die von Gemmingen behielten ihre Anteile bis ins 19. Jahrhundert. 1523 wurde Siegelsbach durch die von Hirschhorn reformiert. 1554 erließen die Herren von Hirschhorn außerdem ein Weistum (Dorfordnung) für Siegelsbach. Nach dem Aussterben derer von Hirschhorn 1632 fiel deren Lehen an die Kurpfalz zurück und der Ort wurde von der kurfürstlichen Rechenkammer verwaltet. 1634 wurde der Ort im Dreißigjährigen Krieg Dreißigjährigen Krieg von schwedischen Truppen niedergebrannt, im Folgejahr wütete die Pest. Die Kurpfalz ließ den Hirschhorner Hof als Amtssitz nach dem Ende des Krieges wieder instand setzen. Im Jahr 1698 kam der Ort als kurpfälzisches Lehen an Franz Melchior von Wiser. Die katholischen Freiherren bzw. ab 1702 Grafen von Wiser standen in hohen kurpfälzischen Diensten, Franz Melchior von Wiser war kurpfälzischer Hofkanzler. Nach seinem Tod 1702 verwalteten seine Söhne zunächst gemeinsam das Erbe, teilten es dann 1709 jedoch unter sich auf, so dass Siegelsbach mit Friedelsheim und Teilen von Ober- und Untergimpern an Franz Joseph von Wiser kam, der die Linie Wiser-Siegelsbach (auch Schwarz-Wiser genannt) gründete. Die Grafen Wiser nahmen ihren Wohnsitz teilweise im ehemaligen Hirschhorner Hof, den sie im frühen 18. Jahrhundert zum standesgemäßen Schloss Siegelsbach ausbauten. Die katholischen Grundherren betrieben eine aggressive Rekatholisierung der überwiegend lutherischen Gemeinde und ihre Fron- und Abgabenforderungen gingen über das im Weistum von 1554 vereinbarte Maß hinaus. Die Georgskirche wurde zunächst als Simultankirche genutzt und kam dann 1710 an die Katholiken. Die evangelische Gemeinde, deren Pfarrer 1711 vertrieben wurde, konnte erst 1765 eine eigene Kirche erbauen, außerdem gab es noch bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts nach Konfessionen getrennte Friedhöfe. Die Grafen von Wiser wohnten im 18. Jahrhundert längere Zeit in Mannheim und Friedelsheim, wohin Botenfronden zu erbringen waren. 1788 zog Joseph Graf von Wiser wieder nach Siegelsbach. 1799 wurde der Ort von Franzosen geplündert. 1803 wurde die Kurpfalz aufgelöst, und Siegelsbach kam mit dem Oberamt Mosbach zum Fürstentum Leiningen, nach dem Ende dessen Souveränität 1806 zu Baden und dort zum Bezirksamt Neckarbischofsheim. Die Einwohner verweigerten 1810/11 alle Fronden und Abgaben, die 1811 durch die Besetzung des Dorfes durch knapp 70 Dragoner erzwungen wurden. Im selben Jahr 1811 erwarb Graf von Wiser das vormalige Lehen schließlich durch einen Vergleich mit der Fürstlich-Leiningenschen Regierung gegen Zahlung von 8000 rheinischen Gulden als Allodialbesitz. Im Folgejahr löste er das grundherrliche Amt Siegelsbach auf und ließ den Ort vom Oberamt Mosbach mitverwalten. Gleichzeitig versuchte er, seinen Waldbesitz an auswärtige Interessenten zu verkaufen, was von der Gemeinde verhindert werden konnte, die 1813 selbst den Wald erwarb. Außerdem erwarb die Gemeinde 1829 von den Herren von Gemmingen weitere 16 Morgen Wald. Joseph Carl Georg von Wiser verkaufte 1833 auch das Schloss, das nach mehreren Besitzerwechseln 1862 in den Besitz der evangelischen Kirchengemeinde kam. 1841 wurden 815 Einwohner gezählt. 1848 verzichtete der Graf von Wiser auf seine Patronatsrechte; seine Nachfahren forderten diese aber nach seinem Tod 1862 wieder ein und verzichteten vollends erst im Jahr 1868. 1864 kam die Gemeinde zum Bezirksamt Sinsheim, dem späteren Landkreis Sinsheim. Die Einwohnerzahl war aufgrund zahlreicher Auswanderer im 19. Jahrhundert leicht rückläufig. Im späten 19. Jahrhundert setzte in Siegelsbach eine geringe Industrialisierung ein. Jacob Grötzinger richtete 1864 eine Seifensiederei ein, aus der sich die Süddeutsche Öl- und Fettwarenfabrik entwickelte, die 1898 eine größere Fabrikationsanlage errichtete. Außerdem gab es 1891 eine Dampfdrescherei mit fahrbarer Lokomotive. Besondere Bedeutung gewann um 1900 auch der Siegelsbacher Steinbruch, dessen Sandstein begehrt für Bauvorhaben war und u. a. beim Bau des Badischen Bahnhofes in Basel oder des Neuen Rathauses in Hannover verwendet wurde. Am 15. Oktober 1902 wurde die Krebsbachtalbahn, eine Nebenbahn von Neckarbischofsheim nach Hüffenhardt, eingeweiht. Ab 1907 führte ein Schmalspurgleis von den Siegelsbacher Steinbrüchen zum Bahnhof, im selben Jahr wurde erstmals an der neuerbauten Industrieschule unterrichtet. Durch den Bahnhof gewann der alte Wagenbacher Weg als Bahnhofstraße an Bedeutung und zeichnete das Wachstum des Ortes nach Westen vor. Ab 1925 war Siegelsbach ein Ferienziel von Kindern aus Ratibor, später waren hier auch Kinder aus Mannheim. Ab 1930 führte auch die Omnibuslinie von Bad Rappenau nach Helmstadt über Siegelsbach. Die Einwohnerzahl war weiter rückläufig, 1939 wurde die Fettwarenfabrik aus Arbeitskräftemangel stillgelegt, nachdem die Gründerfamilie Grötzinger bereits 1937 ausgewandert war und den Betrieb verkauft hatte. Im Jahr 1939 begann der Bau der Munitionsanstalt Siegelsbach im westlich des Ortes gelegenen Schlagwald. Westlich der Bahnlinie wurden hierfür am Ort auch Wohnbauten für Wehrmachtsbedienstete erbaut. Ab 1940 wurden in der Munitionsanstalt Artilleriegranaten gefertigt und gelagert. Die Munitionsanstalt erhielt einen eigenen Gleisanschluss, und in ihr wurden insgesamt rund 18 Kilometer Gleise verlegt – mehr als die Länge der Krebsbachtal-Hauptstrecke. 1940 wurde der Bahnhof erweitert und 1942 am Munawald ein Haltepunkt der Nebenbahn eingerichtet, der nach dem damaligen Kommandeur Hauptmann Thom Thoms Hütten genannt wurde (heute: Siegelsbach Wald). 1944 wurden in der Munitionsanstalt auch V2-Raketen zwischengelagert. Die Anlage wurde im Frühjahr 1945 mehrfach Ziel von Luftangriffen. Angrenzend an die "Wehrmachtshäuser" westlich der Bahnlinie entstanden mehrere "wilde Bauten", die von der Badischen Landsiedlung übernommen wurden. Sich weiter nach Westen ausdehnend entstand die Siedlung, die an Fläche bald den Altort übertraf. Der größte Teil des einstigen Areals der Munitionsanstalt wurde ab 1950 von der US-Armee als Munitionsdepot genutzt. Die Gemeinde begann auf dem verbliebenen Teil, Industrie anzusiedeln, doch wurden die Flächen nach Gründung der Bundeswehr von dieser beanschlagt und ebenfalls als Depot genutzt. Im amerikanischen Teil wurden, zuletzt bewacht von der 556th MP Company, auch Atomsprengköpfe gelagert, die 1992 abgezogen wurden. Ab 1993 nutzte nur noch die Bundeswehr das Depotgelände. Für Beschäftigte des Bundeswehr-Depots erfolgten im Ort weitere bedeutende Wohnungsbaumaßnahmen. Die Öl- und Fettwarenfabrik nahm 1947 wieder den Betrieb auf. Die Gemeinde erwarb außerdem den inzwischen stillgelegten Steinbruch und nutzte diesen als Müllkippe. Die durch Siegelsbach führende Straße wurde 1963 ausgebaut. 1971 wurde ein neues Rathaus erbaut. Bei der Kreisreform Baden-Württemberg 1973 wurde Siegelsbach dem württembergischen Landkreis Heilbronn zugeschlagen. Eine diskutierte Eingemeindung in die Nachbarstadt Bad Rappenau wurde 1974 per Bürgerentscheid mit großer Mehrheit abgelehnt, wohl vereinigten sich aber die dortigen Volks- und Raiffeisenbanken und 1975 wurde eine Verwaltungsgemeinschaft mit Bad Rappenau wirksam. 1982 erfolgte der Ausbau der Ortsdurchfahrt. Am 7. Oktober 2004 kam in Siegelsbach bei einem Bankraub ein Mensch ums Leben, zwei weitere wurden verletzt; der Täter wurde in den Medien oft als "Bäcker von Siegelsbach" bezeichnet. Die Bundeswehr hat ihr Depot in Siegelsbach 2010 aufgegeben, seitdem wird das 208 Hektar große Areal wieder gewerblich genutzt.

(Quelle: Seite "Siegelsbach". In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 23. Februar 2023)