Römischer Gutshof "Villa Rustica"

Römischer Gutshof

Römischer Gutshof bei Lauffen (Bild: Stadt Lauffen)

Von den Römern Römern um 150 n. Chr. erbaut und wegen der Unsicherheit während der "Alemannischen Stürme" um ca. 260 n. Chr. verlassen. In römischer Zeit war die Gemarkung Lauffen ein ländlich strukturiertes Siedlungsgebiet. Mittelgroße und kleine Höfe prägten die Landschaft. Günstige Klimaverhältnisse und fruchtbare Böden schufen hier schon damals eine ideale Grundlage für die Landwirtschaft. Ausstattung und Größe der gefunden "Villen" deuten darauf hin, dass die Bevölkerung zwar keine Reichtümer erwerben konnte, aber ein gutes Auskommen hatte. Solch ein römischer Gutshof "Villa rustica" genannt, wurde im Jahr 1978 anlässlich der Rebflurbereinigung ausgegraben, konserviert und restauriert. Die Ausgrabung erbrachte die vollständige Ruine eines römischen Gutshofes, der in seiner letzten Ausbauphase aus 4 Gebäuden bestand und auf einem 1 ha großen Areal liegt, das heute als Freilichtmuseum besichtigt werden kann. Das Hauptwohnhaus hatte zwei beheizbare Räume in den Ecktürmen und einen Badetrakt mit Fußboden- und Wandheizung der mit Kalt- und Warmbad sowie mit Toilette ausgestattet war. Gespeist wurde die Wasserversorgung von einem ca. 100 m oberhalb der Anlage noch vorhandenen Brunnen, der der Stadt Lauffen bis weit in das 19. Jh. zur Wasserversorgung diente über ein abgedecktes Rinnensystem bis zum "Neuen Heilbronner Tor" und von dort weiter bis zum Brunnen gegenüber dem Vogtshof. Neben den römischen Funden wuren in der Nähe des Brunnens zwei mit Grabbeigaben reichhaltig ausgestattete Alemannische Frauengräber entdeckt, deren Inhalt im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart besichtigt werden kann.

Römischer Gutshof "Vila Rustica"

Forschungsgeschichte:
Im Herbst 1977 stieß der ehrenamtliche Beauftragte des Landesdenkmalamtes Karl Schäffer aus Lauffen auf bearbeitete Sandsteinblöcke, die sekundär in eine Weinbergmauer verbaut waren. Diese waren Anlass für die von März bis August 1978 durchgeführte archäologische Ausgrabung durch die Abteilung Bodendenkmalpflege des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg. In Zusammenarbeit mit dem Flurbereinigungsamt Heilbronn, der Teilnehmergemeinschaft der Rebflurbereinigung, dem Landkreis und der Stadt Lauffen war es darüber hinaus möglich, die angetroffenen Ruinen nachfolgend zu konservieren und heute als Freilichtanlage zu präsentieren.
Lage:
Die Villa rustica liegt an einem sanft nach Südwesten geneigten Hang rechts des Neckars in den heutigen Weinbergen zwischen Lauffen und Neckarwestheim. Zur Freilichtanlage gelangt man zu Fuß von Lauffen in südlicher Richtung über die Weinbergstraße (ca. 1,3 km). Mit dem Auto fährt man von Lauffen auf der Landstraße L 1105 (Ilsfelder Straße) in Richtung Ilsfeld. Nach ca. 1,9 km ist rechts der Straße ein ausgeschilderter Parkplatz, von dem ein 300 m langer Fußweg hinunter zum Gutshof führt.
Das römische Landgut:
Bei der Anlage handelt es sich um eine so genannte Villa rustica, ein auf landwirtschaftliche Produktion ausgerichtetes Einzelgehöft. Sie wurde um die die Mitte des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts errichtet und bestand wohl bis um die Mitte des dritten Jahrhunderts. Die vollständig ausgegrabene Anlage bestand in ihrer letzten Ausbauphase aus vier Gebäuden und war weitläufig von einer mindestens 2,5 m hohen Hofmauer umschlossen. In Lage, Aufbau und mit einer Gesamtgröße von einem Hektar stellt sie ein gutes Beispiel für die Landgüter im Neckarland dar.
Bauphasen:
In römischer Zeit lagen sämtliche Gebäude ursprünglich in einer sanften Senke dicht oberhalb eines steil zum Neckar abfallenden Südwesthanges. Später wurde diese Senke durch starke Regenfälle mit einer Schwemmlehmschicht überdeckt, welche die darunter liegenden Mauerzüge hervorragend konservierte. Die Ausgrabung ergab zwei Ausbauphasen der römischen Gutsanlage. Innerhalb der Hofmauer von 90 m auf mindestens 94 m befand sich zunächst ein kleines Wohngebäude, ein großer Wirtschaftsbau und - an der Stelle eines jüngeren Baus - ein einfaches Holzgebäude. Wohl im späten zweiten Jahrhundert n. Chr. wurde der Hof nach Nordwesten erweitert und ein zweites Wohnhaus mit Badetrakt errichtet. Außerdem vergrößerte man den Wirtschaftsbau und erbaute an der südlichen Hofmauer eine Scheune. Das jüngere Wohnhaus ist mit 23 m Länge und 18 m Breite deutlich größer als das ältere. Der Bautyp der Porticusvilla mit Eckrisaliten liegt hier in einer sehr einfachen klassischen Form vor. Die beiden - wohl zweistöckigen - Eckbauten (Risaliten) mit Fußbodenheizung dienten als Wohnbereich. Dazwischen lag der Kern der Schaufassade: die zum Neckar hin offene Säulenhalle (porticus). Teile ihrer sehr sorgfältig gedrehten Sandsteinsäulen konnten geborgen werden. Der nach Nordosten anschließende große Raum war eine hohe, überdachte Wirtschaftshalle, dahinter schließt sich die lang gestreckte Küche an. Schließlich wurde an der Nordseite ein kleiner Badetrakt angefügt. Über einen kleinen Auskleideraum (apodyterium) betrat man einerseits das Warmbad (caldarium) mit eingebauter Wanne und andererseits das Kaltbad (frigidarium) mit noch sehr gut erhaltenem Badebecken. Sowohl die Latrine, in einem kleinen rechteckigen Anbau, als auch das Bad wurden durch einen sorgfältig gemauerten und innen verputzten Kanal entwässert. Das ursprünglich 18 x 15 m große Steingebäude wurde in einer jüngeren Ausbauphase im Südwesten erweitert, so dass es die heute sichtbare Größe von 22 x 15 m erreichte. Die Stärke und die Tiefe des Fundaments lassen vermuten, dass hier ein massiver, zweigeschossiger Steinbau vorlag. Vermutlich dürfen wir in diesem großen Gebäude ein Wirtschaftsgebäude erkennen. So erinnert der Grundriss an römische Getreidespeicher mit Dreschtenne. Ferner sind hier gefundene verkohlte Ackerbohnen und eiserne Geräte - darunter ein Rebmesser - direkte Relikte der Landwirtschaft.
Die Gebäude im Detail:
Ein an die südöstliche Hofmauer angebautes, in den Hang eingegrabenes Bauwerk diente als Stall und Scheune. Hier wurden neben dem Vieh vermutlich auch landwirtschaftliche Geräte und Fuhrwerke untergebracht. In seinem Schutt fand sich das Bruchstück eines kleinen Merkurreliefs, das die Hand eines geübten Bildhauers verrät. An einer Felsnase mit prächtiger Aussicht ins Neckartal wurde ein kleines, ursprünglich nur etwa 10 x 8 m großes Wohngebäude errichtet. Eine anstehende, leicht schräge Felsbank bildete der Kellerboden, aus dem zur Kühlung verderblicher Speisen zusätzlich eine rechteckige Grube ausgehauen worden war. Das Gebäude besaß außerdem einen Wohnraum mit Wandverputz und einen kleinen mit einer Fußbodenheizung ausgestatteten Wohnraum. Nach mehreren Erweiterungen im Laufe seines Bestehens war das Gebäude schließlich 15 m lang und 13 m breit. Auch nach der Errichtung des neuen großen Wohngebäudes scheint es weiterhin, bis zum Ende der Gutsanlage, bewohnt worden zu sein. Die wirtschaftliche Stellung dieser Gutsanlage beruhte zweifellos vorwiegend auf der Landwirtschaft. Neben Ackerbau und Viehzucht spielte wohl auch schon der Weinbau eine wichtige Rolle. Bereits verschiedentlich wurden im Neckartal Rebmesser als Zeugnis für den Weinbau in römischer Zeit gefunden. Besonders überraschend war schließlich in allerjüngster Zeit der Nachweis von Kulturreben (lat. vitis viniferia) aus einem Brunnen im römischen Ostkartell von Welzheim und als Beigabe in dem in Lauffen gefundenen frühalamannischen Adelsgrab. Leider fand sich kein Hinweis auf das weitere Schicksal der Gutsanlage und ihrer Bewohner. Zerstörungen oder direkte Gewalteinwirkungen wurden an den Gebäuderesten nicht beobachtet. Vielleicht verließen die römischen Siedler den Ort unter dem Druck der geschichtlichen Ereignisse in der Mitte des dritten Jahrhunderts n. Chr..
Die alamannische (Wieder-)Besiedlung:
Offenbar hatten die Ruinen des römischen Gutshofs schon bald nach seiner Aufgabe neue Siedler angelockt. So wurden im April und August 1979 neben der römischen Villa zwei frühalemannische Adelsgräber entdeckt. Es handelt sich um eine Frau und ein 12-jähriges Mädchen aus dem vierten Jahrhundert n. Chr.. Den Toten wurde - gemäß ihrem hohen sozialen Stand - eine reiche Grabausstattung mitgegeben. Sie enthielt neben kostbarem Schmuck aus Gold, Silber, Bronze, Glas und Bernstein u.a. auch ein mit Eisen beschlagenes Kästchen. Beiden Verstorbenen gab man mit Speisen - zum Beispiel Weintrauben - gefüllte Tongefäße mit ins Jenseits. Hinweise auf eine Nutzung der römischen Gebäude durch die Alemannen fanden sich nicht. Jedoch wurde im Frühjahr 1980 unmittelbar nordöstlich der Gutsanlage eine frühalemannische Siedlung entdeckt. Zuletzt bestand an dieser Stelle eine hochmittelalterliche Siedlung, wie aus dem Fund eines Grubenhauses aus dem 11. Jh. n. Chr. geschlossen werden kann.

Kontakt

Bürgerbüro
Bahnhofstr. 54, 74348 Lauffen
Tel: 07133/2077-0, Fax: 07133/2077-10

(Quelle: Stadt Lauffen)