Uissigheim

Die Laurentiuskirche in Uissigheim

Die Laurentiuskirche in Uissigheim (Bild: Dem Zwickelbert sei Frau)

Uissigheim (gesprochen Üssigheim, im taubergründischen Dialekt Üssi) ist ein Ort in Tauberfranken und gehört seit der Gemeindereform von 1972 zur Stadt Külsheim. Uissigheim wurde 1165 erstmals urkundlich in einem Schutzbrief des Kaisers Friedrich Barbarossa erwähnt.

Uissigheim

Uissigheim liegt auf einem Grenzstreifen des Buntsandsteins von Spessart und Odenwald und an der Scheide des Kalk- und Buntsandsteingebiets. Als Reste der Muschelkalküberlagerungen ragen Kehrlich (370 m), der Rindenberg (370 m) sowie der Stahlberg (378 m) über den Sandstein hinaus. Letzterer wird vor allem als Weinberg genutzt. Der Weinbau ist hier seit 1711 urkundlich nachgewiesen. Durch die Uissigheimer Gemarkung fließt der Linsenbach, der über den Maisenbach in die Tauber mündet. Vermutlich leitet sich der Name von der Sippe der Ussenc oder Ussinc ab, die sich hier einmal niederließ. Die verschiedenen Schreibweisen des Ortsnamens untermauern diese Theorie: 1165 Ussincheim, 1192 villa Ussencheim, 1220 Uessenkeim, 1311 Ussigheim, 1370 Uzsenkeim, 1414 Ueßikem, 1487 Uessigheim, 1490 Ussigkein, 1514 Ussickheim, 1538 Ussigheim, 1577 Uessigheim, 1665 Uissigheim. Ein fränkisches Gräberfeld, das 1943 im Gewann "Elf Morgen" entdeckt wurde, wird auf das 7. Jahrhundert n. Chr. datiert. Es stammt vermutlich von der ersten Ansiedlung auf Uissigheimer Gemarkung. Uissigheim gehörte um 770 im ostfränkischen Reichsteil Karls des Großen zum Tubrigowe (Taubergau). Nach dem Zerfall dieser Einteilung in Gaue erwarb das Erzbistum Mainz die Landeshoheit über Uissigheim, ab 1223 besaß das nahe liegende Kloster Bronnbach die ersten grundherrschaftlichen und urkundlich bezeugten Rechte in Uissigheim. Die wichtigsten Grundherren waren bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1546 die Ritter von Uissigheim, die vermutlich aus der Entwicklung des fränkischen Ritterstandes stammten. Ab 1275 tragen sie die Bezeichnung Ritter und waren als solche im Gefolge der Bischöfe zu Mainz und Würzburg, der Familien von Wertheim, Rieneck, Zimmern und Hohenlohe. Die Junker von Uissigheim nahmen auch an Turnieren teil, so 1479 in Würzburg und 1481 in Heidelberg. Ihr Besitztum fiel ab 1405 an verschiedene andere Herren und Junker sowie an den Deutschen Orden. 1476 begann im nahen Niklashausen Hans Böhm, genannt der Pauker, über religiöse, politische und wirtschaftliche Fragen zu predigen, was zu großer Unruhe in der Bevölkerung der ganzen Region führte. Die oft missverstandenen Flugschriften Luthers, Missernten sowie die Pest, die 1514 im Taubertal und im Bauland wütete, leisteten ebenfalls ihren Beitrag zu den Spannungen, die sich im Bauernkrieg entluden. Uissigheim war als Zentdorf an Külsheim gebunden, welches Mitglied im sogenannten Neunstädtebund war. Dieser hatte sich dem Odenwälder Haufen der Bauern angeschlossen, welcher sich wiederum zu dem Hellen Haufen gesellte, der von Götz von Berlichingen und Georg Metzler angeführt wurde. Am 14. und 15. Mai 1525 wurde der Angriff der Bauernhaufen auf die Festung Marienberg in Würzburg blutig zurückgeschlagen. Im Dreißigjährigen Krieg Dreißigjährigen Krieg musste die Bevölkerung den durchziehenden Truppen Tillys Nahrungsmittel bereitstellen, wenngleich diese die Eroberung des Erzbistums Mainz nicht verhindern konnten. Es kam auch hier zu Misshandlungen, Vergewaltigungen und Morden. Die fremden Truppen schleppten auch Krankheiten ein; 1636 fordert außerdem wieder die Pest ihren Tribut. Das Schloss der ehemaligen Herren von Uissigheim wurde 1644 vermutlich von Schweden oder Franzosen "verbrennt und ruiniert". Während der Revolutionskriege und der Befreiungskriege musste das Dorf immer wieder Verpflegung und Unterkunft für die Soldaten stellen, darüber hinaus waren auch Vorspanndienste gefordert. Das Leid der Bevölkerung blieb immer gleich groß, lediglich die Truppen wechselten: Kaiserliches, bayrisches, französisches, sächsisches und königlich-preußisches Militär verpflegte sich im Dorf. Im Zuge der späteren Aufteilung der Ländereien in Ämter seitens der Mainzer Regierung gelangte Uissigheim zum Amt Külsheim. 1803 kam Uissigheim durch die Auflösung des Mainzer Kurstaates zum Fürstentum Leiningen; ab 1806 gehörte Uissigheim bis zu dessen Ende zum Großherzogtum Baden. Nach der Auflösung des Amts Külsheim am 23. Dezember 1813 zählte Uissigheim zum Amtsbezirk bzw. Landkreis Tauberbischofsheim. Während der Revolution von 1848/49 waren im Ort preußische Truppen einquartiert. Am 8. September kam es zum Fest Mariä Geburt wegen einer Magd von auswärts zu Handgreiflichkeiten zwischen Uissigheimer Männern und den Soldaten, bei denen die Soldaten derartig zugerichtet wurden, dass sie "auf allen vieren" abzogen. Aufgrund dieses Vorfalls wurde dem damaligen Bürgermeister Josef Arnold der Vorwurf gemacht, er habe die Jugend nicht ausreichend über das korrekte Verhalten gegenüber den Soldaten belehrt. Gegen ihn wurde die Todesstrafe durch standrechtliches Erschießen verhängt, obwohl er an jenem Tag gar nicht im Ort, sondern auf einer Wallfahrt gewesen war. Vor dem Erschießungskommando mitten im Ort riss Arnold seine Kleider auf und rief: Da schießt mir doch hinein, wenn ich auch unschuldig bin, denn ich war am Tage des Streites gar nicht daheim!, was auf den Oberkommandanten einen derartigen Eindruck machte, dass er das Erschießungskommando abtreten ließ. Die mit Österreich verbündeten badischen Truppen lieferten sich im Bruderkrieg bei Hundheim und im Taubertal Gefechte mit Oldenburgern. Um die vielen Verletzten versorgen zu können, mussten auch in Uissigheim Schulsäle und Ratszimmer als Lazarett bereitgestellt werden. Da die Menschen im Ort die durchziehenden Soldaten nicht mehr verpflegen konnten, mussten sie viele Nahrungsmittel von außen herbeischaffen, so dass die Gemeinde sich stark verschuldete. Dies setzte sich auch im Deutsch-Französischen Krieg fort. Am Ostermontag, den 17. April 1933, wurde Johann Ebel in "Schutzhaft" genommen und ins Amtsgefängnis Tauberbischofsheim eingeliefert. Der aus Osterburken stammende Ebel war seit 1929 Pfarrer in Uissigheim und machte aus seiner negativen Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus keinen Hehl, besonders nicht in seinen Predigten, die von NS-Parteigängern mitprotokolliert wurden. So wurde er von diesen als Nazifresser bezeichnet sowie als einer von den Zentrumsgeistlichen, wie sie in rauhen Mengen im badischen Land herumlaufen und seit Jahr und Tag in der unverantwortlichsten Weise gegen das erwachende Deutschland hetzen und so den Zwiespalt in das deutsche Volk hineintragen und täglich mehr vertiefen. (…) Gott s.D. hat man aber heute Mittel und Wege, um auch geistlichen Herren vom Schlage des Herrn Pfarrer Ebel von Uissigheim das Handwerk legen zu können! In der Abschrift des Protokolls zur Verhaftung von Johann Ebel vom 10. Mai 1933 findet sich ein Zusatz aus dem Jahr 1945. Darin heißt es: Als die Amerikaner am Karsamstag 1945 hier ankamen, wurde der Bürgermeister Knebel von ihnen nach den hiesigen Nationalsozialisten gefragt. Die Antwort lautete: "Hier gibt es keine". Am 1. Dezember 1972 wurde Uissigheim nach Külsheim eingemeindet. Die Landwirtschaft hatte in Uissigheim früher große Bedeutung. Schon seit Beginn des 20. Jh. ging die Nutzung der Flächen für Ackerbau aber zurück.

(Quelle: Seite "Uissigheim". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 21. Juli 2019)