Odenwald

Höchster Gipfel Katzenbuckel (626 m ü NN)
Teilgebiet des Südwestdeutsches Schichtstufenland
Typ Mittelgebirge
Gestein Buntsandstein, Gneis, Granit, Vulkanite

Der Odenwald ist ein bis 626 m ü. NN hohes Mittelgebirge in Südhessen, Unterfranken und im nördlichen Baden-Württemberg.

Odenwald

Typische Landschaft im Odenwald (Bild: Hans Niepoetter)

Odenwald

Die Westgrenze des Odenwalds an der Bergstraße hebt sich eindrucksvoll von der Umgebung durch die sehr geradlinige Abbruchkante des Berglandes zur Oberrheinischen Tiefebene ab. Auf einer Länge von etwa 65 Kilometern zwischen Darmstadt und Wiesloch erheben sich aus einem ebenen Flachland unvermittelt steile Bergflanken, die mehrere hundert Meter hoch aufsteigen. Die Nordgrenze des Gebirges zeichnet sich weniger klar ab und verläuft auch nicht geradlinig. Der nördlichste Punkt des Odenwaldes liegt nach geographischer Definition nahe der B 26 und dem Darmstädter Institut für Botanik und Zoologie. Die Grenze des Naturraumes hält sich hier meist an den Nordsaum des Waldlandes, auch wenn nördlich anschließend im Reinheimer Hügelland noch Berge von beträchtlicher Höhe und markantem Profil wie der Otzberg über die hier anschließende Untermainebene aufragen. Im Osten zieht das Maintal auf 33 Kilometer Länge von Großwallstadt bis Bürgstadt eine klare Grenzlinie zum Spessart. Daran anschließend läuft die Grenzlinie, der Erfa folgend, in südöstlicher Richtung weiter bis Hardheim, der östlichsten Ortschaft des Odenwaldes. Von hier an trennt die über Walldürn und Buchen bis hin zu Mosbach in südwestlicher Richtung verlaufende Bundesstraße 27 grob den Odenwald vom benachbarten Bauland. Auf Mosbacher Gebiet beginnt das Odenwälder Durchbruchstal des Neckars mit seinem nördlichen Wendepunkt bei Eberbach, der eindrucksvollen doppelten Neckarschleife bei Hirschhorn und dem Austritt in die Oberrheinebene bei Heidelberg; die südliche Odenwaldgrenze folgt allerdings nicht dieser natürlichen Linie, denn südlich des Neckars wird noch der sogenannte Kleine Odenwald zum Mittelgebirge gezählt, der von Mosbach bis Wiesloch im Westen an den Kraichgau stößt. Auch diese Grenze wird, wie die zum Bauland oder zur Untermainebene, verschieden gezogen. Die beiden Naturparks Bergstraße-Odenwald und Neckartal-Odenwald ragen deshalb weiter nach Süden als der Naturraum. Den Odenwald untergliedern die grob in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Tallandschaften des Weschnitz- und Gersprenztals im Vorderen Odenwald und des Mümlingtales im Hinteren Odenwald. Die Haupt-Wasserscheide des Gebirges trennt die Einzugsgebiete von Neckar und Main. Der Norden und der Westen des Odenwaldes gehören zum südlichen Hessen, im Nordosten liegt ein kleiner Teil im bayerischen Unterfranken, im Süden erstreckt er sich nach Baden hinein. Der Odenwald wird demnach auch, je nach seiner zum Bundesland zugehörigen Region, als Hessischer Odenwald, Badischer Odenwald und Fränkischer Odenwald bezeichnet. In der Mitte des Odenwaldes liegt der Odenwaldkreis mit Sitz in Erbach. Als einziger Landkreis liegt er vollständig in diesem Mittelgebirge. Andere Kreise umfassen daneben auch einen mehr oder weniger großen Anteil der den Odenwald umgebenden Landschaften. Im Westen des Odenwaldes liegt der Kreis Bergstraße mit Sitz in Heppenheim, im Norden der Landkreis Darmstadt-Dieburg mit Sitz in Dieburg und Darmstadt-Kranichstein. Im Nordwesten reicht ein Odenwald-Höhenzug bis in das Stadtgebiet von Darmstadt und im Nordosten erreicht der nördlichste Ausläufer des Gebirges das Gemeindegebiet von Großostheim im Landkreis Aschaffenburg. Den Osten nimmt der Landkreis Miltenberg mit Sitz in Miltenberg ein, den Südosten der Neckar-Odenwald-Kreis mit Sitz in Mosbach und den Süden und Südwesten schließlich der Rhein-Neckar-Kreis mit Verwaltungssitz in Heidelberg. Auch der Stadtkreis Heidelberg gehört teilweise zum Odenwald. Einen besonderen Status hat im fernen Osten der Main-Tauber-Kreis. Die dort im Dreieck WertheimFreudenbergKülsheim liegende Wertheimer Hochfläche wird zwar naturräumlich als Teil des Spessart definiert, jedoch landläufig dem Odenwald zugerechnet, da sie links und südlich des Mains liegt. Nur in dieser landläufigen Auffassung hat der Main-Tauber-Kreis Anteil am Odenwald. Der Odenwald wird mineralogisch in den westlichen kristallinen Odenwald und den östlichen Buntsandstein-Odenwald gegliedert, der vorwiegend aus Sedimentgestein besteht. Die geologischen Prozesse haben zahlreiche Minerale und Erze entstehen lassen. Bis in die Neuzeit hinein wurden Marmor (Auerbacher Marmor) und Porphyr (Dossenheim) abgebaut. Im südwestlichen Odenwald förderte man seit dem Mittelalter Silber-, Blei- und Kupfererze, während im östlichen Teil des Buntsandstein-Odenwaldes der Bergbau auf die Eisen- und Manganerze dominierte. Die meisten Betriebe wurden mit dem Aufkommen der Hochöfen unrentabel, weil diese große Mengen an Steinkohle brauchten, welche örtlich nicht vorkommt. Der geringe Gehalt und die geringe Reinheit der Erze und die bis zum Bau der Odenwaldbahn ungünstigen Transportverbindungen waren ebenfalls nachteilig. Die früheste Besiedlung des Odenwaldes ist fassbar durch endneolithische archäologische Funde. Ältere Funde der Bandkeramik gibt es nur in den nördlichen (Gersprenz), westlichen (Juhöhe) und südlichen (Neckartal) Randbereichen des Odenwaldes. Zu den ältesten Funden zählt ein Hockergrab, das unter der Hofmauer der späteren römischen Villa Haselburg bei Hummetroth gefunden wurde. Zahlreiche Werkzeugfunde in der Gegend des (außerhalb des Odenwaldes gelegenen) Kinzigtals belegen in dieser Zeit eine Besiedlung. Sie wurden privat gesammelt und befinden sich heute als Sammlung Schwarz im Breubergmuseum auf der Burg Breuberg sowie im Stadtmuseum in Michelstadt. Aus der Bronzezeit fehlen Siedlungsfunde. Doch sind entlang der Flusstäler zahlreiche Grabhügel erhalten, besonders im mittleren Mümlingtal. Sie liegen charakteristisch auf den Anhöhen oberhalb der Talkessel. In der Hallstatt- und Frühlatènezeit wurden diese Grabhügel für Nachbestattungen erneut genutzt und auch neue angelegt. Eine solche Grabanlage ist von der Hoffläche der römischen Villa Haselburg bekannt. Der Grabhügel enthielt zwei Bestattungen der frühkeltischen Zeit (4./3. Jahrhundert v. Chr.) mit Trachtbestandteilen aus Eisen und Bronze, darunter ein Scheibenhalsring mit Koralleneinlagen. Es gibt aber keine Hinweise darauf, ob der Hügel zur Römerzeit noch sichtbar war. Ein weiterer bedeutender Fund dieser Zeit ist das sogenannte Raibacher Bild, eine anthropomorphe Sandstein-Stele, die 1919 am Obersberg bei Breuberg-Rai-Breitenbach gefunden wurde. Sie befindet sich heute im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, eine Kopie ist im Breubergmuseum ausgestellt. Funde aus der keltischen Spätlatènezeit fehlen im Odenwald fast völlig. Möglicherweise waren die Kelten zur Zeit der Ankunft der Römer bereits durch Germanen verdrängt worden. Südwestlich des Odenwaldes siedelten sich um Ladenburg im 1. Jahrhundert n. Chr. die Neckarsueben an. Für den Odenwald muss nach derzeitigem Kenntnisstand davon ausgegangen werden, dass die Römer ein relativ unbesiedeltes Land vorfanden. Mit der Eroberung des rechtsrheinischen Decumatlandes in den Chattenkriegen Kaiser Domitians gelangte das Gebiet unter römische Kontrolle. Im Gegensatz zu anderen Bauten des Obergermanisch-Raetischen Limes wie der Taunusstrecke wurde die ältere Odenwaldlinie des Neckar-Odenwald-Limes erst um das Jahr 100 unter Kaiser Trajan (98–117) errichtet. Dieser Limesabschnitt verläuft vom Kastell Wörth am Main zunächst nach Südwesten über das Kastell Seckmauern zum Kastell Lützelbach. Von dort verläuft er auf dem großen Sandsteinrücken östlich der Mümling nach Süden über das Kleinkastell Windlücke, Kastell Hainhaus, Kastell Eulbach, Kastell Würzberg zum Kastell Hesselbach, wo er das heutige Dreiländereck Hessen/Bayern/Baden-Württemberg passiert. Auf baden-württembergischer Seite folgen zunächst die Kleinkastelle Zwing und Seitzenbuche, Kastell Schloßau, Kastell Oberscheidental, die Kleinkastelle Robern und Trienz, die Kastelle von Neckarburken, Uferkastell Duttenberg, Kleinkastell Kochendorf, bis er schließlich beim Kastell Wimpfen im Tal den Neckar erreicht. Große Teile des Odenwaldes lagen nun im römisch beherrschten Obergermanien. Um 159 wurde der Limes um ungefähr 30 km nach Osten auf die Linie Miltenberg–Walldürn–Buchen-Osterburken vorverlegt. Die Odenwaldstrecke erreichte deshalb nicht den letzten Ausbauzustand des Limes mit Wall und Graben, sondern es bestand zu den Wachtürmen und dem Postenweg nur die Palisade. Im Hinterland etablierte sich eine zivile Verwaltung, Deren Hauptorte lagen am Rande des Odenwaldes in Dieburg (Hauptort der Civitas Auderiensium), Ladenburg (Civitas Ulpia Sueborum Nicretum) sowie Bad Wimpfen (Civitas Alisinensium). Im Odenwald entstanden zivile Siedlungen in Form von zahlreichen kleineren Villae rusticae, die sich schwerpunktmäßig an den Flüssen befanden. Neben den zahlreichen kleineren Wirtschaftseinheiten gab es auch wenige größere Villen. Die bedeutendste Fundstelle dieser Art ist die Haselburg bei Hummetroth (nahe Höchst i. Odw.), die freigelegt und als Freilichtmuseum konserviert wurde. 260: Zerfall der römischen Macht. Die Alemannen drängen auch in den Odenwald und besiedeln das Land zwischen Main und Neckar, danach kommen die Franken. 5. Jahrhundert: Die Franken unter Chlodwig I. teilen das Land in Gaue ein. 7./8. Jahrhundert: Es erfolgt die Christianisierung durch iro-schottische Mönche (Pirminius, Bonifatius). Auf den für die Landwirtschaft günstigen Muschelkalkböden des heutigen Baulandes entsteht ein weitmaschiges Siedlungsnetz. Der Hintere Odenwald mit seinen kargen Buntsandsteinböden bleibt im Gegensatz dazu noch siedlungsfrei. Vier Benediktinerklöstern war von der fränkischen Zentralgewalt (Karolinger) die Aufgabe zugewiesen, das unbesiedelte Waldgebiet Odenwald mit dem Kloster Lorsch von Westen her, dem Kloster Fulda von Norden, dem Kloster Amorbach von Osten und dem Kloster Mosbach von Süden zu erschließen. Das Kloster Amorbach hatte die größte Bedeutung für die kirchliche, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung im östlichen Odenwald. 9. Jahrhundert: Im südöstlichen Odenwald nahe dem inzwischen dichter besiedelten Bauland werden Siedlungen angelegt, vielfach nach der Art eines Waldhufendorfes, die Gesteinsgrenze vom Muschelkalk zum Buntsandstein wird überschritten. Etliche namhafte Territorialherrschaften teilten sich das Gebiet des Odenwaldes. Zu nennen wären etwa: Kurpfalz, Kurmainz, Grafschaft Katzenelnbogen, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Grafschaft Erbach, Herrschaft Breuberg, Herrschaft Frankenstein, Herrschaft Steinach, Herrschaft Hirschhorn, Fürstentum Leiningen. Diese alle wurden abgelöst vom Großherzogtum Hessen (später Volksstaat Hessen), dem Großherzogtum Baden (später Republik Baden) und dem Königreich Bayern (jetzt Freistaat Bayern). Die Deutung des Namens Odenwald, der in den Formen Odonewalt (815), Otenwalt (970) und Odenwalt (1016) überliefert ist, wird kontrovers diskutiert: Der Name wird von Ode (Mehrzahl: Oden) abgeleitet, was so viel wie "Sage" bedeutet. Das heißt, Odenwald bedeutet der "Wald der Sagen". Der Name könnte von Odins Wald abgeleitet sein. Hauptproblem dieser Deutung ist, dass Odin im süddeutschen Raum lange Zeit oder gar ausschließlich als Wotan verehrt wurde (In altdeutscher Sprache Uuodan, vgl. Merseburger Zaubersprüche). Allerdings gibt es 80 km westlich im Nordpfälzer Bergland eine Gemeinde Odenbach, die im Mittelalter nachweislich Odinbach hieß. Eine weitere Namensdeutung sieht einen Zusammenhang zwischen dem Odenwald und der Bezeichnung der ehemaligen römischen Verwaltungseinheit Civitas Auderiensium, die unter anderem den Norden des Gebirges umfasste und nach einem Volksstamm der Auderienser benannt sein könnte. Postuliert wird ein Zusammenhang mit dem Namen des "Euterbaches", also etwa Waldgebirge des Euterbaches. Diese Erklärung wirft allerdings unmittelbar die Frage nach der Herkunft des Wortes "Euterbach" auf. Es soll eine Verwandtschaft mit dem Wort öde bestehen – nicht im heutigen Sinne einer Wüstenlandschaft, sondern mit der Bedeutung "dünn besiedelt". Die Herkunft von Odem (für Atem) soll auf Winde hindeuten, die irgendwelchen Göttern als Atem zugeordnet waren. Dies lässt indessen die Frage offen, wie im allgemeinen Sprachgebrauch zwar Odem zu Atem, Odemwald jedoch zu Odenwald wird. Der Lokalhistoriker Karl Christ stellte eine Verbindung zu ahd. odan (= verleihen) her und vermutete, dass der Odenwald der "Wildbannwald" sei, den der Frankenkönig Dagobert I. (bestätigt durch Pipin und Karl den Großen) dem Bistum Worms verliehen hat. Neben den Formen "Odtonwald", "Odonewald", "Odenewald", "Odonawald" taucht auch die Formulierung "Odanwald" (bei Einhard) auf. Eine weitere, die Deutung von Karl Christ zu "verleihen2 vertiefende Namensdeutung nennt ōd (Od) bzw. Ed (altenglisch Ead) als altes Wort für Eigentum bzw. Besitz, wie es im Namen Otto bzw. Odo und in Allod vorkommt, dem altniederfränkischen sowie altsächsischen Begriff für gemeinschaftlichen (all-) Besitz. Das ōd wäre demnach zu Oden-Wald geworden, eigentlich schlicht Wald-Eigentum, Waldbesitz. Ein bedeutender Geograph des 16. Jahrhunderts, Sebastian Münster, ähnlich Karl Noack Anfang des 20. Jahrhunderts, sieht als Namensgeber möglicherweise einen, allerdings nicht überlieferten, Fürsten Otto (bzw. Odo → Odos Wald). Die zahlreichen Volkssagen aus dem Odenwald sind meistens an bestimmte Orte (Burg, Stadt, Felsen, Weg usw.) gebunden (Lokalsage) und erzählen: von geheimnisvollen Begebenheiten und Geistererscheinungen auf einer Burg (z. B. Auerbacher Schloss, Schauenburg, Burg Windeck, Burg Freienstein, Schloss Reichenberg) oder in der nächtlichen Landschaft bzw. in einem Haus (Höhmann zwischen Breitwiesen und Bensheim, am Borstein nördlich Reichenbachs, weiße Frau in der Nähe Mossaus, Schlurcher im Roßbacher Hof bei Erbach, der Mann ohne Kopf bei Heppenheim, die Nonnen nahe dem Kloster Steinbach), von Rittern und ihren Frauen (Konrad und Ann-Els von Tannenberg, Edelmut von Ehrenberg und Minna von Horneck auf der Minneburg, Georg von Frankenstein und Annemariechen, der Kollenberger und der Graf von Wertheim, Hans von Rodenstein und Maria von Hochberg), von Teufeln (Teufelspfad zwischen Jugenheim und dem Felsberg, Teufelsstein bei Löhrbach, Opfersteine auf der Juhöhe) und Hexen (die in Gestalt eines Schweines erscheinende Hexe in Bensheim). Die Lokalsage verbindet sich in einigen Erzählungen einmal mit der Natursage, in der dämonische Wesen (z. B. Ritter Georg tötet in der Nähe des Frankensteins den menschenfressenden Lindwurm) und Naturgeister (als Fuchs auftauchender Wassergeist bei Niedernhausen, Meerweiblein in den Meerwiesen von Walldürn) auftreten, und zweitens mit der Geschichtssage, die anekdotenhaft historische Personen und Originale porträtiert: Luther und der Graf von Erbach, Raubacher Joggel und der Erbacher Graf, Landgraf Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt, Räuber Lindenschmidt, Hölzerlips-Stein auf dem Hirschopf bei Weinheim. Drittens geht sie eine Verbindung mit der ätiologischen Sage (Erklärungssage) ein, d. h., sie erklärt, wieso ein bestimmter Name gegeben wurde (mehrere Wildweibchensteine und Wildleuthäusl im Odenwald, Wilder Mannstein bei Hummetroth, Teufelsstein, Teufelspfad, Opfersteine und Hundsköpfe auf der Juhöhe, Hölzerlips-Stein, Schimmeldewoog für Schönmattenwag, Eberbacher Kuckucke, Brembach und Geierstal bei Vielbrunn) oder eine Redewendung entstand (Fraa vun Bensem), wie sich eine typische landschaftliche Formation bildete, wieso eine Burg an einem bestimmten Platz (Minneberg am Neckar) gebaut und nach ihm benannt wurde oder warum man ein für heutige Betrachter geheimnisvolles Steinbild in eine Mauer einfügte. Zwei literarisch bearbeitete Sagenstoffe sind überregional bekannt: Die Sage vom Rodensteiner, eine Variante der Gespenstergeschichte vom wilden Heer, wurde ursprünglich in den Reichenberger Protokollen (1742-1796) dem "Landgeist" des "Schnellertsherrn" zugeschrieben: Bauern im Gebiet um Fränkisch-Crumbach erzählten, sie hätten in stürmischen Nächten in der Luft das Geisterheer von der Ruine Schnellerts über das Gersprenztal zur Ruine Rodenstein ziehen hören. Sie deuteten dies als Zeichen eines bevorstehenden Krieges. Dieses Motiv des wilden Jägers wird bei der Erklärung der als Hundsköpfe bezeichneten Felsformation auf der Juhöhe (s. o.) aufgegriffen. Im berühmten Nibelungenlied, einem mittelalterlichen Ritterepos mit Sagenkern (Siegfried), spielt der Odenwald als Handlungsort nur in einem Abschnitt eine, für die weitere Handlung allerdings entscheidende, Rolle: Der Drachentöter Siegfried wird bei einem Jagdausflug (anstelle eines ausgefallenen Feldzugs), der von der Burgundenstadt Worms in den Odenwald führt, von Hagen von Tronje an einer Quelle ermordet. Da kein genauer Ort überliefert ist, streiten sich zahlreiche Gemeinden des hessischen Odenwaldes sowie Odenheim im Kraichgau darum, den "echten" Siegfriedbrunnen zu besitzen. Der Odenwald ist das Übergangsgebiet zwischen rheinfränkischen Dialekten im Westen und südfränkischen im Osten, nach einer älteren Gliederung zwischen den mitteldeutschen und den oberdeutschen Sprachen. Die pfälzischen Mundartvarianten des Rheinfränkischen werden Odenwälderisch genannt, die südfränkischen Odenwäldisch. Im badischen Gebirgsteil ist eine Untergruppe des Pfälzischen, das Kurpfälzische, im nordwestlichen Odenwald das Südhessische verbreitet.

(Quelle: Seite "Odenwald". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 11. Juli 2018)